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Jamila Woods - Heavn

Jamila Woods- Heavn

Jagjaguwar / Cargo
VÖ: 06.10.2017

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Poetic justice

"Poems are bullshit unless they are eyeglasses, honey / Tea with lemon, hot water bottles on tummies / I want poems my grandma wants to tell the ladies at church about / I want orange potato words soaking in the pot til their skins fall off / Words you burn your tongue on / Words on sale two for one / Words that keep my feet dry." Zu sagen, dass Jamila Woods nur eine Musikerin sei, wäre nicht mal die halbe Wahrheit. Die 28-Jährige ist eine Künstlerin: Dichterin, Songschreiberin, Sängerin. Ihre Worte ziehen wie Bilder vor dem inneren Auge vorbei, mit Musik untermalt umgibt sie eine seltsame Mischung aus Melancholie und Leichtigkeit. So scheint es schon beinahe gerecht, dass Woods, die innerhalb der HipHop- und Soul-Szene bisher vor allem durch ihre Zusammenarbeit mit Donnie Trumpet & The Social Experiment oder auch Macklemore Aufmerksamkeit erregte, nun selbst im Mittelpunkt des Geschehens stehen darf.

Ihr Album "Heavn" erschien bereits im Juli 2016, allerdings nur digital über Woods' Soundcloud-Seite. Rund 14 Monate später steht das gute Stück nun auch in physischer Form in den Plattenregalen, leicht überarbeitet und mit zusätzlichen Interludes versehen. Ein Grund mehr, sich darauf einzulassen: Neben diversen anderen Kollaborationen gibt es in "Breadcrumbs" auch ein Wiederhören mit Nico Segal alias Donnie Trumpet, der sich auf seinem ehemals namensgebenden Instrument ein spannendes Duell mit dem Stereolab-Sample von "The flower called nowhere" liefert, während Woods' Gesang wellenartig auf und ab wogt. Ähnlich verhält es sich mit dem dem smoothen Neo-Soul des Titeltracks, vor allem aber mit dem angenehm minimalistischen "Vry blk", das mit starken Beats und einer noch stärkeren Noname am zweiten Mikrofon aufwartet. Die schaffte mit "Telefone" selbst erst 2016 den Sprung ins Rampenlicht und sorgt dennoch für den spannendsten Gastbeitrag. Da kann nicht mal Chance The Rapper mithalten, der sich auf "LSD" die Ehre gibt, was abermals ein kleines "Surf"-Revival darstellt, an das hymnische "Sunday candy" aber nur bedingt heranreicht – oder überhaupt heranreichen will.

Ohnehin sind es genau jene Stücke, die auch schon in der ersten Version des Albums zu den Highlights zählten, die auch mit neuem Anstrich obenauf bleiben: Das zwischen Soul und Gospel wandelnde "Holy" ist nach wie vor eine lyrische und trotz aller Zurückhaltung auch eine gesangliche Glanzleistung. Währenddessen bleibt der Schwermut von "Lonely" – in dem Woods auf die überraschende Idee kam, Teile des Texts von Paula Coles "I don't wanna wait" zu adaptieren – eine mindestens unheilschwangere Vorstellung des im Albumtitel beschriebenen Himmels. Am besten wird Woods jedoch immer dann, wenn sie sich selbst in den Vordergrund stellt und auf andere Elemente größtenteils verzichtet. "Stellar" funktioniert so hervorragend auch nur mit tatsächlich geringster Begleitung, derweil ist das von Saba unterstützte "Emerald Street" ein vertonter Wachtraum voller Sehnsucht und fiebriger Hitze, der von Streichern nicht untermalt, sondern beendet wird. Am Ende hat Woods es geschafft: Ihre Worte haben sich eingebrannt, für Wohlbefinden gesorgt, und sogar die Füße sind noch trocken. Wen interessiert da noch der Himmel, wenn das Leben auf Erden ausnahmsweise mal so gerecht ist?

(Jennifer Depner)

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Highlights

  • Vry blk (feat. Noname)
  • Lonely (feat. Lorina Chia)
  • Emerald Street (feat. Saba)
  • Holy

Tracklist

  1. Bubbles
  2. Vry blk (feat. Noname)
  3. Popsicle (Interlude)
  4. Lonely (feat. Lorina Chia)
  5. Heavn
  6. Eve (Interlude)
  7. In my name
  8. Assata's daughters (Interlude)
  9. Blk girl soldier
  10. LSD (feat. Chance The Rapper)
  11. Still (Interlude)
  12. Emerald Street (feat. Saba)
  13. Lately
  14. Always loving (Interlude)
  15. Breadcrumbs (feat. Nico Segal)
  16. Stellar
  17. Good morning (Interlude)
  18. Holy
  19. Way up
  20. Holy (Reprise)

Gesamtspielzeit: 46:10 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Felix H

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 10263

Registriert seit 26.02.2016

2017-11-08 21:44:35 Uhr
Jetzt war ich leicht irritert, aber macht Sinn, das als reguläre VÖ noch mal zu rezensieren.
Auf jeden Fall ein sehr gutes Album, skeptisch bin ich nur, ob es Interludes da noch zusätzlich braucht.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 27819

Registriert seit 08.01.2012

2017-11-08 21:41:35 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

Meinungen?

humbert humbert

Postings: 2463

Registriert seit 13.06.2013

2017-08-16 22:49:48 Uhr
Video zu LSD. Außerdem gibt es das Album jetzt auch in einer neuen Version - leicht veränderter Mix, zusätzliche Tracks - auf Spotify, Apple Music etc. zu hören.

Jann
2017-05-03 19:10:06 Uhr
Erinnert mich an Destinys Child und Missy Eliot. Gar nicht schlecht.

humbert humbert

Postings: 2463

Registriert seit 13.06.2013

2017-05-03 19:07:16 Uhr
Video zu Holy
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