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Electric Eye - From the poisonous tree

Electric Eye- From the poisonous tree

Jansen / Broken Silence
VÖ: 03.11.2017

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Viel hilft viel

Bergen ist die regenreichste Stadt Europas. Dass die Menschen dort ihre Freizeit eher nicht im Freien verbringen, ist logisch. Das Quartett Electric Eye stammt aus der Hafenstadt an der Westküste Norwegens. Und es hat aus dem schlechten Wetter das Optimum herausgeholt: Die Band macht Psychedelic Rock im Geiste Motorpsychos, ohne dabei Eigenständigkeit vermissen zu lassen. Auf ihrem dritten Studioalbum "From the poisonous tree" brennt sie ein Ideenfeuerwerk ab, das die Ohren offenstehen lässt. Egal, ob lässig groovend oder stur geradeaus: Electric Eye verfolgen eine klare künstlerische Vision und setzen ihre Einfälle ebenso konsequent wie mitreißend um.

Wie es sich für das Genre geziemt, steht der Rhythmus im Vordergrund der Songs. Auf der Basis treibender Schlagzeug- und Bassfiguren erschaffen die Norweger epische Klanglandschaften, die sowohl das Gehirn als auch das Tanzbein ansprechen. Exemplarisch hierfür steht "Invisible prison", ein Midtempo-Track, der um einen Funk-Groove kreist. Angereichert wird die Komposition mit Sitar- und Synthie-Elementen, sodass sich exakt der richtige Grad sympathischer Verspultheit einstellt. Die Sitar kommt auch in "Turn around, face the sun" zum Einsatz, wobei es der Band gelingt, langweiliges Ethno-Gedudel zu vermeiden. Stattdessen sorgt frenetisches Kopfnicken für Nackenschmerzen der willkommenen Art.

Obwohl Øystein Braut und Njål Clementsen versierte Sänger sind, drängen sie sich nicht in den Vordergrund. Der Gesang wird gezielt eingesetzt und macht die teils ausufernden Stücke zugänglicher. Die Stärken der Musiker liegen dennoch ganz klar im instrumentalen Bereich. "Rock pa Norska" verzichtet zum Beispiel auf Stimmen und fährt lieber die volle Gitarrenbreitseite auf. Dass im Jahr 2017 orchestral unterfütterte Gitarrensoli noch Spaß machen können, ist dem Gespür der Band für Dramaturgie und Texturen zu verdanken. Keine der zahlreichen Gitarrenhooks ist bloßes Gegniedel, vielmehr bedingen die einzelnen Instrumente einander. Anders gesagt: Dieses Geriffe hat Hand, Fuß und Seele. Wer nun an Hawkwind denkt, hat genau die richtige Referenz parat. Nur Lemmy fehlt, aber der ist mittlerweile auf den Olymp entschwebt.

Für all jene, die noch ein irdisches Dasein fristen müssen, halten Electric Eye den passenden Soundtrack für eskapistische Stunden parat. Balladeske Songs wie das ausufernde "Serenity" und der verschleierte Rausschmeißer "Meditasjonen" laden zum Kopfkino ein. Und auch wenn die Grundstimmung jener Tracks eher zu verregneten Sommertagen passt, funktionieren sie auch in der dunklen Jahreszeit hervorragend. Zu verdanken ist dies dem fein austarierten Sounddesign und den kleinen, aber fiesen Melodien, die den Verstand auch Stunden nach dem Hören nicht verlassen wollen. Norwegen mangelt es gewiss nicht an hervorragenden Bands. Bisweilen tut der Volksmund jedoch tatsächlich Wahres kund: Viel hilft viel. Und mehr Electric Eye kann definitiv nicht schaden.

(Christopher Sennfelder)

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Highlights

  • Invisible prison
  • Rock pa Norska
  • Serenity

Tracklist

  1. Sometimes you got to jump to lift your feet
  2. Invisible prison
  3. Rock pa Norska
  4. Endless summer
  5. Turn around, face the sun
  6. Serenity
  7. The diamond sutra
  8. Meditasjonen

Gesamtspielzeit: 46:03 min.

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