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Quicksand - Interiors

Quicksand- Interiors

Epitaph / Indigo
VÖ: 10.11.2017

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Lass uns Freunde bleiben

Ich weiß, die folgenden Worte werden Dir wehtun, vielleicht sind Sie Dir aber auch gleichgültig, wer weiß das schon so genau? Du und ich, das war einmal etwas Besonderes. 1993 lernten wir uns kennen. Du, Walter, warst noch ein junger Hardcore-Hüpfer und konntest dennoch bereits auf eine imposante musikalische Vergangenheit zurückblicken. Doch erst Dein Longplayer, den Du mit einigen Jungs unter dem Bandnamen Quicksand aufgenommen hattest, war für mich dann die wirkliche Offenbarung. Die zwölf Tracks von "Slip" sollten damals das Fundament eines Sound-Kolosses bilden, der auch heute noch felsenfest jeglichen Musikströmungen trotzt. Ihr wolltet mit Quicksand eben neugestalten statt nachzubeten. Nach Deinen Beziehungen mit Youth Of Today oder auch Gorilla Biscuits hattest Du Deine ganz eigene Vision von Musik entwickelt, die Du mit Quicksand über immerhin zwei Alben aufs Vortrefflichste umzusetzen wusstest. Eine Vision, die ohne großes Geschrei eine Wucht zu entwickeln vermochte, die bis heute viele Nachahmer, aber keinen ebenbürtigen Nachfolger zutage brachte. Stücke wie "Fazer", "Dine alone", "Unfulfilled" oder auch "Landmine spring" lassen immer noch meine inneren Stimmgabeln vibrieren. So intensiv und spannend unsere Amour fou auch war, so kurz sollte sie andauern. 1995 war Schluss.

Doch Du bliebst in meinem Gedächtnis. Gerade auch, weil Du immer wieder mal mit mehr oder weniger überzeugenden Signalen auf Dich aufmerksam machtest. Man denke nur einmal an Rivals Schools, die soundtechnisch zwar eher beim Indie denn beim Post-was-auch-immer-Core die Saiten stimmten, dort aber immer die richtigen Töne trafen. Zwar hatte das mit Quicksand nicht mehr viel zu tun, aber egal, Menschen und Bands entwickeln sich eben weiter. So gingst Du Deinen und ich meinen musikalischen Weg. Doch dann packte Dich die Sehnsucht, und nach zahllosen Experimenten und Projekten wolltest Du vor drei Jahren auf Deinem Reunion-Konzert mit Quicksand wissen, ob die Chemie noch stimmt. Während Du leicht entrückt mit schulterlangen Haaren auf der Bühne herumtänzeltest, wurde mir leider bereits klar: Die Liebe war noch da, die Leidenschaft war weg. Doch Du wolltest nicht weniger als Geschichte wiederholen. Also nahmst Du im Anschluss ein neues Album auf.

Und es ist auch alles wieder da: die knochentrockenen Riffs, das verzerrt verzehrende Wah-Wah, die eher meditativen Zwischenphasen, die nach einem retardierenden Moment zum letzten Gefecht aufrufen. Auch der erdig knurrende Bass und der Hauch der Melancholie in Deiner immer noch verdammt jugendlich klingenden Stimme. Alles natürlich einen Gang bedächtiger. Trotzdem sind "Cosmonauts" und weitere Brecher wie das wirklich nach vorne gehende "Warm and low", der mit allen Quicksand-Trademarks versehene Albumopener "Illuminat" oder auch "Fire this time" ein Freudenfest für Flashback-Fantasien. Das ist alles weit entfernt von peinlich. Und dennoch will sich bei mir kein Herzklopfen einstellen.

Wie auch? Wir haben beide 25 Jahre mehr auf dem Buckel. Was hast Du erwartet? Dass ich genauso unbekümmert und naiv in diese Beziehung reingehe wie bei unserem ersten Mal? Dieses Revival war von Anfang an zum Scheitern verdammt, Walter. Das ist nicht Dein Fehler, erinnert mich Euer neues Album "Interiors" doch daran, warum ich die alten Quicksand so verehre. Aber leider ist es auch ein lautstarker Reminder, warum eine neue Liebe zwischen uns nicht funktionieren kann. Unsere Zeit ist nicht vorbei, aber unsere Liebe ist abgelaufen. Man kann die Vergangenheit nicht wiederholen, solange man sie nicht mit etwas essenziell Neuem veredelt. Sonst bleibt nur die Kopie etwas ehemals Originellen. Und genau so ist es bei allem Wohlwollen auch mit "Interiors". An Eurem Stellenwert in der Musikgeschichte ändert das natürlich nichts, und ich bin mir sicher, wir können trotzdem Freunde bleiben.

(Oliver Windhorst)

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Highlights

  • Illuminat
  • Cosmonauts
  • Warm and low

Tracklist

  1. Illuminant
  2. Under the screw
  3. Warm and low
  4. Cosmonauts
  5. Interiors
  6. Hyperion
  7. Fire this time
  8. Feels like a weight has been lifted
  9. Sick mind
  10. Normal love

Gesamtspielzeit: 41:13 min.

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User Beitrag

The MACHINA of God

User und Moderator

Postings: 31724

Registriert seit 07.06.2013

2020-04-04 17:59:55 Uhr
Gefällt mir heute doch ganz gut. Klar, hat bei weitem nicht die Energie der Vorgänger. Aber echt paar schicke Riffs und Songs.

Zeke

Postings: 223

Registriert seit 15.06.2013

2018-05-20 19:53:07 Uhr
Geht mir genauso.
Die neue Platte hat einen phantastischen Flow...wird bei mir öfter laufen als die Frühwerke, von denen ich mir meist nur einzelne Songs gebe.

noise

Postings: 970

Registriert seit 15.06.2013

2018-05-20 16:47:24 Uhr
Mir gefällt die Platte auch ausgesprochen gut. Die Jungs haben halt etwas Tempo aus ihren Songs genommen... werden ja auch nicht jünger. Finde ich persönlich gut, da ich auch nicht unbedingt der ausgewiesene Hardcore Fan bin. Müsste mich eigentlich trotzdem nochmal richtig mit ihren Frühwerken beschäftigen.

tjsifi

Postings: 787

Registriert seit 22.09.2015

2018-05-16 10:48:39 Uhr
Höre die Platte auch immer noch sehr gerne. Für mich sogar mittlerweile besser als die Manic Compression.
Slip bleibt aber unerrreicht.

Danke für den Tip mit der triptych continuum EP:
https://www.youtube.com/watch?v=-MHVOgeeheU
wilson (ausgeloggt)
2018-05-15 21:20:38 Uhr
geht schon klar das ding!

zum record store day 2018 gab es übrigens noch eine nicht weniger gute ep ("triptych continuum"), ich glaube die songs stammen aus der selben aufnahmesession wie interiors. zwei gute stücke, unterbrochen durch ein interlude, intro/outro, noisegedöns...was weiß ich denn?
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