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Egopusher - Blood red

Egopusher- Blood red

Pusher
VÖ: 13.10.2017

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Gesucht, gefunden

Die Musik von Egopusher mit Worten zu beschreiben, ist kein leichtes Unterfangen. Das, was die beiden Schweizer seit einigen Jahren auf den Bühnen und Plattenspielern dieser Welt zelebrieren, entzieht sich gekonnt jeglicher Pauschalbeurteilung. Der Violinist Tobias Preisig hat mit dem Schlagzeuger Alessandro Giannelli einen kongenialen Partner gefunden, so viel ist sicher. Bereits auf ihrer 2015 erschienenen Debüt-EP kombinierten die Eidgenossen Geigenmelodien mit komplexen Grooves und einem vielschichtigen Allerlei aus dem Computer. Auch ihr zweites Release "Blood red" setzt den eingeschlagenen Weg konsequent fort. Wobei "konsequent" noch ein vorsichtig gewählter Begriff ist. Musik, die sich ihrer eigenen Qualität so sicher ist, ohne dabei verkrampft zu klingen, ist eine Seltenheit.

Im Gegensatz zu den ersten Gehversuchen ist "Blood red" deutlich aufwändiger und elektronischer geworden. Zwar bilden Geige und Schlagzeug noch immer die Fixpunkte der teils epischen Kompositionen, zu den akustischen Instrumenten gesellen sich nun aber mehr denn je sorgfältig arrangierte Ambient-Flächen und Synthie-Läufe. Dabei decken die beiden Musiker ein großes emotionales Spektrum ab: "Blur" erinnert mit seinen bedächtigen Arpeggios beispielsweise an Science-Fiction-Soundtracks aus den Achtzigern, während Tracks wie "Patrol" und "Jinx" aus der Kargheit eine Tugend machen. Richtig düster wird es in "Auf der Mauer", das mit seinen überraschenden Posaunen-Synthies Mensch und Gestein zum Erzittern bringt.

Den absoluten Höhepunkt des Albums markieren die Geschwister-Tracks "William" und "Jennifer (William Part II)". Was hier in gut sieben Minuten passiert, gleicht einer Entfesselung purer Genialität. Preisig und Giannelli lassen sich viel Zeit, indem sie ein Leitmotiv vorstellen und zunächst minutenlang im Raum schweben lassen. Wenn dann jedoch der Sturm losbricht, gibt es kein Halten mehr. "Jennifer" steigert sich in einen wahren Rausch hinein. Kein Stein bleibt auf dem anderen. Im besten Sinne erschütternd ist das. Hier wird auch deutlich hörbar, dass das Duo nicht nur moderner Maschinen bedienen kann, sondern auch seine Hausaufgaben im Bereich des Krautrock gemacht hat.

Alessandro Giannelli und Tobias Preisig sind Visionäre. Mit "Blood red" stoßen sie die Tür zur Innovation ganz weit auf und haben auch die Chuzpe, sehenden Auges hindurchzugehen. Anstatt sich in unerheblichen Details zu verzetteln, behalten sie doch stets das große Ganze im Blick. Sie wollen viel und erreichen mehr. Wenn etwa "Hackney" Takt für Takt den Wolken entgegenstrebt, dauert es nicht lange, bis sich Glücksgefühle einstellen. Gefühle, die sich schon kurze Zeit später im Titeltrack in angenehme Beklommenheit verwandeln. Dieses Spiel mit menschlichen Empfindungen beherrschen Egopusher meisterhaft. Wer sich von Musik gerne aus der Bahn werfen lässt, darf seine Suche nach neuem Futter bis auf Weiteres einstellen.

(Christopher Sennfelder)

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Highlights

  • Patrol
  • Jennifer (William Part II)
  • Auf der Mauer
  • Hackney

Tracklist

  1. Patrol
  2. Flake
  3. Jinx
  4. William
  5. Jennifer (William Part II)
  6. Blur
  7. Auf der Mauer
  8. Hackney
  9. Blood red
  10. Prelude

Gesamtspielzeit: 44:22 min.

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Armin

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2017-11-01 21:49:35 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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