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The Districts - Popular manipulations

The Districts- Popular manipulations

Fat Possum / Al!ve
VÖ: 11.08.2017

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Robby, you're a star

Vor kurzem beklagte ein Stammuser des Plattentests.de-Forums in einem mittlerweile umbenannten Thread die "Verweichlichung" modernen Indies durch eine immer häufiger auftretende Ersetzung von Gitarren durch softere Synthie-Sounds. Ob besagter User bereits in "Popular manipulations", das dritte Album der aus Pennsylvania stammenden The Districts, reingehört hat, ist nicht bekannt, doch es könnte möglicherweise genau etwas für seinen Gusto sein. Zwar gibt es auch hier Synthies, und die Gitarren sind weit von irgendeiner Form von Härte entfernt, doch das Quartett zelebriert hier einen Indie-Sound längst vergangener (Nuller-)Jahre, der sämtliche Trends der letzten Dekade bewusst ignoriert. Orientierten sich The Districts beim Vorgänger "A flourish and a spoil" noch an der Lo-fi-Ästhetik der Strokes, eignen sie sich nun die Las-Vegas-Opulenz der frühen Killers an, ohne dabei irgendwas von ihrem Songwriting-Talent einzubüßen.

So beginnt "If before I wake" nicht nur lyrisch mit einem "Thunder woke me up", auch musikalisch donnert es nach einem ruhigen Einstieg gewaltig, wenn die Gitarren begleitet von einem eindringlichen Bass losheulen. "Would you start to miss me / Or am I all alone? / No I'm just a narcissist / Too blessed to be depressed", schmettert Sänger Rob Grote, wobei er nicht nur mit seiner hysterischen Performance, sondern auch mit der zur Schau gestellten Arroganz an Killers-Frontsau Brandon Flowers erinnert. Zum Glück beweist er nicht nur hier, sondern auch später im Album genug Witz und textliche Doppelbödigkeit, um nicht zum plumpen Poser zu verkommen. Und ein gesundes Selbstbewusstsein ist ja auch durchaus angebracht, wenn man einen so mitreißenden und kraftvollen Hit wie "Violet" im Rücken hat, der nicht nur als synthlastigerer, poppigerer Konterpart zu "4th and Roebling" vom Vorgänger begriffen werden kann, sondern diesen sogar übertrifft. Auch an anderen Stellen beweist die Band ein hervorragendes Händchen für Spannungsaufbau. "Ordinary day" beginnt zaghaft und fragil, um sich mit auftürmenden Gitarren- und Gesangsschichten zur melancholisch-süßen Hymne zu entwickeln, während in "Salt" ein intensives Crescendo Grotes Herzschmerz-Klagen musikalisch widerspiegelt.

Bei aller handwerklichen Klasse schwebt natürlich dennoch die Frage im Raum, ob eine solche Kopie einer Kopie wirklich nötig sei, war ja auch schon die Bewegung um ihre Vorbilder nur ein Revival längst etablierter Soundansätze zwischen 80er-New-Wave und 70er-Bowie. The Districts antworten darauf mit einer viel stärker als zuvor ausgeprägten inhaltlichen Tiefe, wenn Grote beispielsweise im anrührenden "Capable" detailliert über die emotionalen Auswirkungen einer Scheidung singt. Zum ersten Mal hat man bei ihnen das Gefühl, einer Band zuzuhören, die mit eigener Identität auch für sich stehend etwas zu sagen hat und nicht einfach nur ein Best-of ihrer Einflüsse performt. Besagtes "Violet" thematisiert die absurden possessiven Gedanken hinter Liebesbeziehungen, während "Point" sowohl im Mikrokosmos menschlicher Interaktion als auch weltpolitisch gedeutet werden kann. "Everyone you know in prostration / Are we faking that God tucks her in?", fragt Grote in der Ballade "Fat kiddo", nutzt die Geschichte eines wegen seines Aussehens gemobbten und misshandelten Kindes als Ausgangspunkt für Reflexionen über Religion und Menschlichkeit und setzt damit innerhalb der größtenteils euphorischen Musik immer wieder eindrückliche Reizpunkte. Ob eine "Verweichlichung" der aktuellen Indie-Szene wirklich ein Thema sein muss, ist diskutabel, doch The Districts müssten sich in der Hinsicht ohnehin keine Sorgen machen.

(Marvin Tyczkowski)

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Highlights

  • If before I wake
  • Violet
  • Fat kiddo
  • Capable

Tracklist

  1. If before I wake
  2. Violet
  3. Ordinary day
  4. Salt
  5. Why would I wanna be
  6. Point
  7. Airplane
  8. Fat kiddo
  9. Capable
  10. Rattling of the heart
  11. Would you please be quiet please?

Gesamtspielzeit: 38:17 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 27357

Registriert seit 08.01.2012

2017-11-02 00:13:15 Uhr - Newsbeitrag
Danke, der war andere Thread war falsch formatiert, daher nicht gefunden.

Und noch mal:

Frisch rezensiert.

Meinungen?

MopedTobias (Marvin)

Mitglied der Plattentests.de-Schlussredaktion

Postings: 20062

Registriert seit 10.09.2013

2017-11-01 23:21:03 Uhr
Gibt schon nen Thread :) http://plattentests.de/mobile/forum.php?action=showThread&id=91201

Tim.

Postings: 1970

Registriert seit 14.08.2015

2017-08-28 09:43:30 Uhr
Ja, macht Laune. Bisserl 08/15, aber das rockt.

Wolf

Postings: 39

Registriert seit 04.10.2014

2017-08-28 07:57:47 Uhr
Ja, MM13 hat Recht. Tolles Album

MM13

Postings: 2421

Registriert seit 13.06.2013

2017-08-11 19:09:33 Uhr
shr gutes indie-pop,rock album geworden,stellenweise erinnerts an die alten killers.
Zum kompletten Thread

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