Wooden Arms - Trick of the light
Butterfly Collectors / Indigo
VÖ: 06.10.2017
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
Das kleine Orchester
Der geübte Plattentests.de-Leser weiß: Diese Seite rezensiert keine EPs. Nicht weil wir die doof finden, sondern irgendwo eine Grenze ziehen müssen, wenn Woche für Woche Dutzende, Hunderte Alben erscheinen. 2014 gab es einen Grenzfall. Da legten Wooden Arms ihr Debüt "Tide" vor, deklariert als Album, mit sechs Songs jenseits der Prog-Längen aber eher eine stattliche EP. To make a long story short: Damals gab es keine Rezension zur Band aus Norwich. Aus den Augen haben wir sie aber deshalb nicht verloren und freuen uns umso mehr, dass ihr neues Werk "Trick of the light" genauso empfehlenswert ist.
Inzwischen in London wohnhaft, verdingen sich einige der fünf Mitglieder weiterhin als Musiklehrer. Allen voran Alex Carson, der bei Wooden Arms Piano und Gesang übernimmt und einer der nunmehr drei Taktgeber der Truppe ist. Dass an seiner Seite mit Trompeter und Gitarrist Jeff Smith sowie Drummer Alex Mackenzie zwei weitere Personen die Songentwicklung vorantreiben, hat einen guten Grund: Bei Wooden Arms gibt es sehr sehr sehr viel unter einen Hut zu bringen. Wie schon "Tide" ist auch "Trick of the light" ein stilistischer Parforceritt geworden – wenngleich mit Verschiebungen in der Gewichtung der Variablen –, bei dem Chamber-Pop, Klassik, Alternative-Folk mit vertrackten TripHop-Rhythmiken und Indie-Post-Rock-Bausteinen in eleganter Eintracht existieren.
Wooden Arms spielen all diese Ingredienzien nicht immer zur gleichen Zeit aus. In "Restless" gibt es Momente, in denen außer Carson, der Bassline und den trockenen Drumschlägen nichts zu hören ist. Generell sind die Songs der Briten zwar vollgeladen, aber nie überladen, haben gar orchestral dirigierte Züge. "Cole Porter" holt den Hörer mit sizilianisch-venezianischem Flair ab. Die Dramaturgie überlassen Wooden Arms aber der Violinie und dem sehr präsenten, nunja, hiphoppigen Beat, den sie aus dem Wah-Wah-Strudel ziehen. Selbst der mehrstimmige Gesang opfert sich als Adjutant.
"Lost in your own home" zeigt Carson halluzinierend, agonistisch und taumelnd. Er erzählt von Drogenexperimenten und den quälenden Stunden, nachdem die Wirkung verflogen ist. Dazu entfaltet sich ein herrliches Crescendo. Genau wie bei "Twenty thousand streets under the sky" sind im Aufbau Post-Rock-Strukturen nicht so fern. Beim hymnischen "Burial" unterbricht ein Trompetensolo die Szenerie, in den letzten Sekunden explodiert der Song für einen kurzen Augenblick, um dann schlagartig in sich zusammen zu sacken. "Encrypted" erinnert ein wenig an Other Lives oder Dry The River, "Movie stall" schwebt ätherisch, und "Milk teeth" kann mit seiner abschließenden Zeile "It's time to go" nur am Ende stehen. Wobei das natürlich nur für den Moment gilt.
Highlights
- Restless
- Lost in your own home
- Burial
Tracklist
- Trick of the light
- Restless
- Twenty thousand streets under the sky
- Cole Porter
- Bells
- Lost in your own home
- Burial
- Movie stall
- Encrypted
- Brevity
- Yawning at the apocalypse
- Milk teeth
Gesamtspielzeit: 47:30 min.
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