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Mark Kozelek with Ben Boye and Jim White - Mark Kozelek with Ben Boye and Jim White

Mark Kozelek with Ben Boye and Jim White- Mark Kozelek with Ben Boye and Jim White

Rough Trade / Beggars / Indigo
VÖ: 06.10.2017

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Overkill auf leisen Pfoten

Themen, die toter sind als tot: die Scheidung von Brangelina, Mark Kozeleks unermüdlicher Output der letzten Jahre, Donald Trump. Trotzdem müssen wir in dieser Rezension zwei dieser drei Punkte verhandeln. Also – wenn die Ehe zwischen zwei Leuten nicht mehr rund läuft, bleibt oft nichts mehr übrig, als ... na gut, Spaß beiseite. Wäre allerdings nicht auszuschließen, dass sich Brad Pitt und Angelina Jolie auch noch in der Textwüste von Mark Kozeleks Zusammenarbeit mit Ben Boye und dem Dirty-Three-Drummer Jim White irgendwo verstecken. 87 Minuten Spielzeit wirken zunächst bedrohlich, angesichts des nur halb so langen, aber quasi unhörbaren "Yellow kitchen" mit Sean Yeaton. In dieser Hinsicht sorgen Boye und White für Beruhigung. Die Instrumentals bewegen sich im Feld zwischen Soft Rock und leichtfüßigem Jazz. Sie sorgen dafür, dass das Doppelalbum trotz der Überlänge beinahe schon vorbeihuscht. Ein dramatisch eindrucksvolles Aufbäumen wie am Ende des immerhin 14-minütigen "Topo Gigio" bleibt die Ausnahme. Die Jam-Session zwischen drei Freunden braucht eben nicht zwingend ein besonderes dynamisches Delta.

In den besten Momenten entstehen magische Melodien wie in "Astronomy", zu welchen sich Kozelek an seine Kindheit zurückerinnert, hinüber zu Meditationen über das Weltall schwebt und sich die Frage nach Leben auf anderen Planeten stellt. Fast ein wenig wie in zurückliegenden Sun-Kil-Moon-Zeiten. "February rain" kreist um ein sehr schönes jazziges Motiv, das Klavier schafft eine geschmackvolle Atmosphäre zum Reinlegen und Wohlfühlen. Und auch gleich der Opener "House cat" gibt eine ordentliche Visitenkarte ab, tapst wie die titelgebende Katze träge umher, um kurzzeitig in Chaos-Ausbrüche zu verfallen. Es ist zugleich der Song mit Kozeleks einprägsamstem Text, in dem er über das Leben als Hauskatze fabuliert – und sich zugleich gegen die Trump-Hysterie im eigenen Land positioniert. "Trump this, Trump that / Don't mean nothing to me / I'm a big old fat lazy house cat." Wohl wahr: "Cleveland will still be here in 2032", also locker machen. Ein bisschen Heuchelei bleibt dennoch vom Tage übrig. In gut der Hälfte der anderen Texte kommt er nämlich auch vor, der Mann mit der gelb-orangefarbenen Tolle. Nicht nur davon ist man am Ende von "Mark Kozelek with Ben Boye and Jim White" übersättigt.

Mark Kozelek bringt sein Selbstverständnis in "Topo Gigio" auf den Punkt. "I'm a sparrow not afraid to take an arrow / And to bleed like Pablo Picasso / Did Lou Reed care what the people thought? / Did Muhammad Ali care about what lessons the United States thought he should be taught?" Ihn kümmert es nicht, dass man inspirierte Zeilen wie diese unter massenhaft Tagebuch-Nichtigkeiten erst hervorkramen muss. Dass ein eigentlich stimmiger Song wie "The Robin Williams tunnel", der über den Suizid von Berühmtheiten trotzdem unnötig den Bogen zu Trump schlägt, auch mit deutlich weniger als 16 Minuten Länge ausgekommen wäre. Dass generell Entschlackung gutgetan hätte, um die wirklich spannenden Momente noch mehr hervorzuheben, anstatt sie irgendwo im songlichen Nirgendwo zu verstecken, wenn die Aufmerksamkeit des Hörers schon lange Flöten gegangen ist. "Mark Kozelek with Ben Boye and Jim White" ist keinesfalls unhörbar, es ist über weite Strecken vielmehr zu hörbar. Zu nett, zu unaufdringlich, zu gemächlich trottend. Wie die "House cat" aus dem Opener, die sich faul in die Sonne legt. Was wohl immerhin auf ein in sich schlüssiges Werk hinweist.

(Felix Heinecker)

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Highlights

  • House cat
  • Astronomy
  • February rain

Tracklist

  • CD 1
    1. House cat
    2. Topo Gigio
    3. Fur balls
    4. Los Margaritos
    5. Astronomy
  • CD 2
    1. Blood test
    2. Ashes
    3. February rain
    4. The black butterfly
    5. The Robin Williams tunnel

Gesamtspielzeit: 87:34 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2017-10-25 22:09:26 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

Meinungen?

Achim

Postings: 6287

Registriert seit 13.06.2013

2017-09-26 11:25:21 Uhr
https://www.plattentests.de/rezi.php?show=4957

Klasse Rezi auch.

(A.)

Achim

Postings: 6287

Registriert seit 13.06.2013

2017-09-26 11:19:50 Uhr
Niiice. Whites Einfluss hört man sofort, ähnlich wie bei seinem Album mit Nina Nastasia, das ich immer noch für eines der besten der 00er Jahre halte.

(A.)

Felix H

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 9300

Registriert seit 26.02.2016

2017-09-26 11:13:34 Uhr - Newsbeitrag
Kann man sich hier anhören.
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