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Kedr Livanskiy - Ariadna

Kedr Livanskiy- Ariadna

2 MR / Cargo
VÖ: 08.09.2017

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Der schwarze Faden

Frühling, Arschloch, Herbst oder Winter? Kedr Livanskiy, die eigentlich Yana Kedrina heißt, favorisiert zumeist Letzteres. Das mag an den heimischen Witterungsverhältnissen liegen oder auch am Anblick der monströsen Betonklötze in der Moskauer Peripherie, wo die 26-Jährige aufwuchs – Gelsenkirchener Industriebarock nimmt sich dagegen nachgerade kuschelig aus. Schon ihre erste EP "January sun" vertonte oft die kalte Jahreszeit in Russland, die sich wie Raureif auf die minimalelektronischen Tracks legte, und solche und ähnliche Naturmetaphern spuken auch durch Kedrinas ersten Longplayer "Ariadna" – benannt nach der griechischen Göttin, deren roter Faden Theseus die Rückkehr aus dem Labyrinth ermöglichte. Womöglich in gleichermaßen finstere Wälder wie die, in denen Zola Jesus ihre ersten künstlerischen Gehversuche machte. Ein Name, der hier genauso fallen muss wie der Begriff Cold Wave – schon aufgrund der herrschenden Temperaturen. Es bleibt schattig.

Doch das ist nur eine Seite eines Albums, das in seiner kühlen Verwunschenheit vielfältiger informiert ist, als das Alter der Protagonistin und die limitierte Instrumentierung vermuten lassen. In diskret klopfenden Rhythmen, analogen Synthie-Tupfern und Kedrinas schemenhaft durch die Songs wehender Stimme spiegeln sich nicht nur obskure mittachtziger Bands aus der heimlichen russischen Elektro-Hauptstadt Ischewsk wider – auch vorsintflutlicher Synthie-Pop, Dubstep britischer Prägung und Post-Punk haben ihren Platz auf "Ariadna". Schon das eröffnende Titelstück wäre mit seinen gekippt pumpenden Harmonien auch auf Black Marbles "It's immaterial" bestens aufgehoben gewesen, während dem Hörer bei "Your name" dank trockenen Handclaps und geschäftigem Geklapper der spröde Prä-Industrial von Attrition oder Pink Industry entgegenhüpft. Einst und Jetzt reichen sich die wunden Füße, der Faden ist inzwischen mehr schwarz denn rot.

Da lässt sich mit Martin Newell von den englischen Lo-Fi-Veteranen Cleaners From Venus auch ein alter, wenngleich immer noch aktiver Held nicht lumpen und verleiht den tiefschwebenden Flächen von "ACDC" mit zerstückelten Spoken-Word-Einlassungen einen außerirdischen Charme. Und treten später gehetzte Breakbeats auf den Plan, ist der rohe Verve der Drum'n'Bass-infizierten 2016er Single "Otvechai za slova" zum Greifen nahe. "Za oknom vesna" lässt das Thermometer zwar kurz über den Gefrierpunkt steigen, wenn Kedrina mantra-artig den Frühling beschwört, doch spätestens "Fire & water" wandert samt hypnotischem Vocal-Loop wieder in die Tiefkühltruhe zischiger Klangerzeugung, während die Russin wie auf dem "January sun"-Backcover vielleicht gerade im Schnee auf einem ausrangierten Traktorreifen sitzt. Und auch auf diesem bemerkenswerten Album treibt sie ihr Spiel mit Naturverbundenheit und Industrieromantik, musikalischem Permafrost und heißlaufenden Maschinen. Bitte warm anziehen.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Ariadna
  • ACDC ft. Martin Newell
  • Za oknom vesna
  • Fire & water

Tracklist

  1. Ariadna
  2. Sunrise stop
  3. Your name
  4. Mermaid
  5. ACDC ft. Martin Newell
  6. Za oknom vesna
  7. Love & cigarettes
  8. Sad one
  9. Fire & water
  10. Sunset

Gesamtspielzeit: 48:19 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Pete Martell
2017-10-20 00:35:03 Uhr
Sehr geil. Übrigens durch den fantastischen Podcast Track17 draufgekommen: https://soundcloud.com/track17podcast

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 27674

Registriert seit 08.01.2012

2017-10-18 22:26:50 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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