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Dhani Harrison - In///Parallel

Dhani Harrison- In///Parallel

BMG / Warner
VÖ: 06.10.2017

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Komm, gib mir Deine Hand

Dhani Harrison war mal mit einer Isländerin verheiratet, ist aber selbst kein Isländer. Wäre er das, müsste man annehmen, dass sein Vater Harris heißt. Heißt er aber natürlich nicht. Der Erzeuger des 39-Jährigen ist kein Geringerer als der selige Beatle George Harrison. Da kann man es sich durchaus einige Jahre im Musikbusiness gutgehen lassen, mit Eric Clapton, dem Wu-Tang Clan oder Jakob Dylan – noch so ein Legenden-Sprössling – musizieren, ohne sich selbst dabei zu sehr festzulegen. Insofern ist es bemerkenswert, dass Harrison sich in seinem Alter doch noch aufschwingt für ein erstes echtes Soloalbum unter eigenem Namen. Die familiäre Abstammung ruft selbstverständlich gewisse Erwartungen hervor, an melodische Virtuosität, an Universalität, an das Pop-Verständnis. "In///Parallel" erfüllt diese nicht. Es zerstäubt sie.

Sperrig und ungemütlich hat Harrison die meist ausufernden Elektro-Epen auf seinem Erstling konstruiert. Ein Schleier der Paranoia liegt über den zehn Songs, die dicht ineinander greifen und ein beeindruckendes Gesamtwerk schaffen. Gleich der Opener "Never know" ist so ein fantastische Reise, die sich im positiven Sinne nach mehr anfühlt als ihre fünf Minuten Spielzeit. Dabei ist der Einstieg einer der melodischeren und optimstischer gestimmten Ausflüge. Das folgende "#Waronfalse" trägt die Entschlossenheit nicht nur im Titel, sondern unterstreicht seine Kritik an moderner Meinungsmache mit fies surrenden Elektroattacken und noisigen Zwischenschüben. St. Vincent würde diese wunderbare Distortion auch nicht von der Mischpult-Kante schubsen. Die dystopische Stimmung könnte glatt Terry Gilliams "Brazil" untermalen.

Schnell wird klar, dass Stimmen, Instrumente und Gefühlslagen nur Spielbälle der Werkzeuge auf "In///Parallel" sind. "I was shaking and cold / Pale and afraid / With a long, long way to go", hallt Harrisons hohe Stimme durch das programmatisch benannte, eiskalte "London water". Seine Duettpartnerin Mereki gesellt sich ans Mikro für eine Art Dialog, Streicher tragen den Song, den kakophonischen, gewaltigen Ausbruch sieht man keinesfalls kommen. Genau wie man generell schwer vorhersagen kann, welche Wendung ein Song nimmt. "Úlfur resurrection" hat mehr als nur eine Prise R'n'B in sich, spiegelt diesen jedoch im abgedunkelten Ton der Platte wider und bringt am Ende noch ein lärmiges, verzerrtes Gitarrensolo unter. "Summertime police" brütet tatsächlich irgendetwas in der Hitze mit seiner mit Echo versehenen Gitarre aus, die vielen Details im Hintergrund unterlegen einen Moment der Besinnung. "When I was 17 / My dreams would last a night / And I could only feel / One evening at a time."

Dass erst gegen Ende die einigermaßen poppige Single "All about waiting" auftaucht, ist ein gewisses Zeichen, das Harrison setzt. "In///Parallel" ist sicher kompromisslos, dabei aber keinesfalls sich verschließend. Im Gegenteil, es könnte sogar ganz unterschiedliche Zielgruppen erreichen. Wer anspruchsvollen R'n'B im Stil von Kelela oder FKA Twigs mag, bekommt eine düstere Vision davon geliefert. Für diejenigen, die The Knife vermissen, bietet Harrison neue Elektropop-Ungetüme zum dran Knabbern. Und letztlich könnte "In///Parallel" auch auf Dauerrotation bei denen landen, die Steven Wilsons jüngere Outputs als zu straight, poporientiert und wenig fordernd empfanden. Die Platte wird sich in diesem Sinne dank ihrer Reichhaltigkeit noch eine ganze Weile halten. Sie fordert – und reicht einem doch stets die Hand.

(Felix Heinecker)

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Highlights

  • Never know
  • #Waronfalse
  • Úlfur resurrection
  • London water

Tracklist

  1. Never know
  2. #Waronfalse
  3. Úlfur resurrection
  4. Downtown tigers
  5. London water
  6. Summertime police
  7. Poseidon (Keep me safe)
  8. The light under the door
  9. All about waiting
  10. Admiral of upside down

Gesamtspielzeit: 59:03 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 27707

Registriert seit 08.01.2012

2017-10-21 00:11:54 Uhr - Newsbeitrag

Pressemeldung:
Dhani Harrison veröffentlicht das Musikvideo zur Single “All About Waiting” aus seinem bereits am 06.10.2017 veröffentlichten Albums "IN///PARALLEL". Ausserdem trat er mit eben jenem Song mit einer vom Rolling Stone US als ‚brandheiss‘ bezeichneten Performance bei Jimmy Kimmel Live! auf!

Das beeindruckende Zeichentrickvideo entführt uns in eine futuristische, überentwickelte Welt voller Computer und Maschinen in der, begleitet von Harrisons kontemplativen Textzeilen “Revolution, Evolution, Patience, Revolution, Evolution, Wasted,” natürliche, ebenso wie menschengemachte Katastrophen die Erde heimsuchen. Die Hauptperson des Videos, eine Gentechnikerin erkennt im Laufe der Geschichte, das Ihr Handeln womöglich mehr Schaden als Nutzen nach sich ziehen könnte, stellt sich gegen Ihre Kollegen und Mitarbeiter und unternimmt einen missglückten Versuch Ihre Entdeckung und deren potentielle Gefahren ans Licht der Öffentlichkeit zu bringen. Am Ende findet sie sich selbst auf die DNA ihrer Existenz reduziert am Rande eines unendlichen Abgrundes wieder, in den sie von einem Roboterduplikat ihrer selbst schliesslich hinein gestoßen wird.
Für Regie und Animation des Clips ist Adam Osgood verantwortlich, zusätzliche Illustrationen stammen von A. D’Amico die handgezeichneten Animationen von Sarah Schmidt.

"IN///PARALLEL" ist ein Soundtrack der Selbstentdeckung, der es den Hörern erlaubt, hautnah an Harrisons Entwicklung bei der Erschaffung seines ersten Soloalbums teilzuhaben. Die oftmals geradezu cineastischen Klanglandschaften des Werkes spiegeln dabei die Einflüsse von Harrisons früherem Schaffen als Komponist wieder.

Harrison wird im November zusammen mit Summer Moon featuring Nikolai Fraiture of The Strokes auf US Tour sein und am 30.10. bei CONAN auftreten.

Tour Daten:
Nov 6th - New York - Knitting Factory
Nov 7th - Washington, DC - U Street Music Hall
Nov 19th - Seattle - The Crocodile
Nov 20th - Portland - Doug Fir Lounge
Nov 22nd - San Francisco - The Chapel
Nov 27th - Solana Beach, CA - Belly Up
Nov 28th - Santa Ana, CA - The Observatory
Nov 30th - Los Angeles - The El Rey

Über Dhani Harrison:
Dhani Harrisons beeindruckend Karriere beinhaltet mittlerweile drei Alben und zwei EPS mit seinem Bandprojekt ‚thenewno2‘, neben seiner Rolle in der Supergroup ‚Fistful of Mercy‘ (mit Ben Harper und Joseph Arthur). Er hat 2004 zusammen mit Jeff Lynne das posthume Album ‚Brainwash‘ seines Vaters produziert, dafür drei Grammynominierungen erhalten und den Preis für ‚Best Pop Instrumental Performance‘ ("Marwa Blues") gewonnen.
Ausserdem hat er mit einem breiten Spektrum von gleichgesinnten Künstlern gearbeitet, darunter musikalische Schwergewichte wie dem Wu-Tang Clan, Regina Spektor, Pearl Jam, UNKLE und Prince.
Zusätzlich hat Harrison sich zu einem vollendeten Soundtrack Komponisten entwickelt, der u.a. den Score für Richard La Graveneses Beautiful Creatures und seine TV Show The Divide (mit Tony Goldwyn), sowie für Learning to Drive (mit Sir Ben Kingsley) und verschiedenen TV Serien wie Outsiders, die Amazon Original Serie Good Girls Revolt und White Famous.



Video: Dhani Harrison „All About Waiting"
Mappe
2017-10-20 11:40:02 Uhr
Mir gefällt es. Erste Ambumhälfte zwar deutlich besser, aber geiler Sound insgesamt.

Major

Postings: 2327

Registriert seit 14.06.2013

2017-10-20 08:34:21 Uhr
Drei "Highlight"-Stücke gehört.
Wenig Substanz in allen Fächern.
Eine 8/10??

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 27707

Registriert seit 08.01.2012

2017-10-18 22:26:10 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

Meinungen?

Felix H

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 10238

Registriert seit 26.02.2016

2017-09-29 10:25:29 Uhr - Newsbeitrag
Debüt des Sohns von George Harrison kommt am 6.10.

Album lässt sich hier streamen und ich kann es nur empfehlen.
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