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The Dream Syndicate - How did I find myself here?

The Dream Syndicate- How did I find myself here?

Anti / Indigo
VÖ: 08.09.2017

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Nicht von vorgestern

Prokrastination – was ist das schon? Und müssen wir das wirklich heute herausfinden? Fragen, die sich auch Steve Wynn gestellt haben könnte. Immerhin hat seine Band The Dream Syndicate seit dem letzten Album "Ghost stories" fast drei Jahrzehnte für den Nachfolger gebraucht, ehe "How did I find myself here?" dann verhältnismäßig schnell im Kasten war. Wie das eben so ist, wenn man die Dinge erst aufschiebt und sie sich schließlich als Kinderspiel entpuppen. Und der 57-Jährige hat zweifelsohne Übung: Mit The Baseball Project und Steve Wynn And The Miracle 3 unterhielt er zwischenzeitlich gleich mehrere Gruppen, die vorzügliche Stilübungen in Sachen Jangle-Americana und kantiger Psych-Rock vollführten – musikalische Verwachsungen des Paisley Underground von Los Angeles, zu dessen Gründervätern The Dream Syndicate Mitte der Achtziger gehörten.

Schließt sich nun der Kreis 35 Jahre nach dem Klassiker "The days of wine and roses", klingt das ganz und gar nicht wie von vorgestern. Sondern vielmehr nach Wynns künstlerischer Gegenwart, zumal inzwischen auch Jason Victor zur Band gehört, der als Mitglied von The Miracle 3 Alben wie "Northern aggression" mitprägte. Immerhin: Da Schlagzeuger Dennis Duck nach der 2012er Reunion wieder beziehungsweise nach wie vor mit von der Partie ist, haben wir es auf "How did I find myself here?" mit der halben Originalbesetzung der Kalifornier zu tun – und ganz kurz sogar mit etwas mehr: Gemäß Titel leiht Urmitglied Kendra Smith "Kendra's dream" ihre diskret beduselte Räucherstimme und weckt damit Erinnerungen an ihre Zeit bei den Proto-Shoegazern Opal, bevor aus diesen Mazzy Star hervorgingen.

Ein sanft federnder Rausschmiss also, der die Verheißung des Bandnamens dann doch noch einlöst. Zuvor machen Wynn und alte wie neue Kollegen nämlich kaum Anstalten, etwaige Anzeichen von Altersmilde oder gar -müdigkeit zu zeigen, auch wenn "Filter me through you" vergleichsweise entspannt in dieses Album startet: Die Riffs sind pointiert, die Melodieführung griffig – Dringlichkeit besteht nicht bei diesem hinreißend blinzelnden Midtempo-Prachtstück, das die eigenen Wesenszüge somnambul im Bewusstsein eines geliebten Menschen spiegelt. "Glide" nimmt diesen emotionalen Schwung auf und mündet in einen groovenden Rocksong mit spitzen, von David Bowies "Heroes" geborgten Leads. Und damals wie heute verbinden sich Pop und Psychedelia zu einem wohligen Ohrwurm, der auch gerne drei Mal so lang sein dürfte.

Und wenn sich The Dream Syndicate tatsächlich einmal fragen, wie sie hier hingeraten sind, dann allenfalls beim elfminütigen Titelstück, das sich als rückkoppelnder Talking-Blues die Trümmer das anschaut, was kurz vorher zu Bruch gegangen ist: "80 West" und "The circle" lassen die Gitarren rabiat zersplittern und veranstalten somit ähnliche "Explosions in the glass palace" vor dem geistigen Auge wie einst The Rain Parade auf ihrer gleichnamigen EP. Eine feine Ironie, dass mit der verkrachten Außenseiter-Ballade "Like Mary" ausgerechnet der gedrückteste Song am meisten an die einstigen halluzinogenen Kollegen gemahnt. "There's so many reasons for everything / People just talk without listening", klagt Wynn stellvertretend für die Protagonistin – und weiß vermutlich insgeheim, dass man "How did I find myself here?" schwerlich überhören kann.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Filter me through you
  • Glide
  • Like Mary

Tracklist

  1. Filter me through you
  2. Glide
  3. Out of my head
  4. 80 West
  5. Like Mary
  6. The circle
  7. How did I find myself here?
  8. Kendra's dream

Gesamtspielzeit: 45:50 min.

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Armin

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2017-10-18 22:25:04 Uhr - Newsbeitrag
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