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The Clientele - Music for the age of miracles

The Clientele- Music for the age of miracles

Tapete / Indigo
VÖ: 22.09.2017

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Laubwürdigkeit

Während diese Zeilen geschrieben werden, haben die Temperaturen die Lust an Zweistelligkeit verloren und es schifft unermüdlich von links nach rechts und umgekehrt. Der Wind tut sein Übriges und verpasst einem eine unfreiwillige Regen-Behandlung im Gesicht, während die Jeans sich so unangenehm an die Beine klebt, wie es sonst nur Duschvorhänge können. Das sieht morgen möglicherweise schon wieder anders aus, dann, wenn die Sonne rauskommt und einen bunten Blätterberg beleuchtet. Warum das ganze Herbstgeschwafel? Weil es eben Alben gibt, die man, ohne rationale Gründe, in jener Jahreszeit verortet. Und die britsche Band The Clientele legt die Messlatte mit ihren wunderbar laubweichen Arrangements diesbezüglich für 2017 sehr hoch.

Vielleicht kokettiert Sänger Alasdair MacLean auch ein wenig damit, wenn er das Album "Music for the age of miracles" im somnambulen Sprechduktus einläutet und Zeilen singt wie "The festival is over and the cypresses are bare." Auch "Lunar days" beschreibt mit ein wenig Wehmut den Anblick einer schier ausgestorbenen Gegend und setzt die Szenerie in der dritten Jahreszeit an: "When it's late November and your're lost in the leaves." Zugegeben, das ist ein wenig aus dem Kontext gegriffen, fügt sich aber gut ins erzeugte Stimmungsbild. Viel schöner ist "Lunar days" ja auch wegen seiner Violinen-Begleitung, des soften Drummings, der Santur und MacLeans Kunst, in trostlose Leere Romantik zu zaubern: "Holloways, lunar days / Down in the streets they're falling in love."

Falls jemand nun über den Begriff Santur gestoßen ist: Dabei handelt es sich um eine persische Variante der Zither. Nie gehört? "Music for the age of mircales" wird das ändern. Denn die Santur ist für das Entstehen dieser Platte gar nicht mal so unwichtig. Beinahe hätte es gar kein neues Album von The Clientele gegeben. MacLean war mit anderen Sachen beschäftigt. Etwa dem Projekt Amor De Días und dem Nachwuchs in seiner Familie. Bis er eines Tages nach etlichen Jahren seinem alten Musikerfreund Anthony Harmer über den Weg lief, der sich inzwischen an besagtem Instrument verdingte. Kurzer Schnack, erster Jam, MacLean schrieb und sang, Harmer arrangierte, die übrigen Band-Mitglieder James Hornsey und Mark Keen stimmten mit ein – und so wurde es doch noch was mit dem ersten Album seit sieben Jahren. Harmer gehört inzwischen zur Band und man kann sich kaum vorstellen, wie "Falling asleep" ohne Santur klingen sollte.

Eigentlich egal, welches Präfix den Pop-Songs auf "Music for the age of mircales" vorsteht, ob Psychedelic, Indie, Twee oder Folk – es evoziert liebliche Erinnerungen an wohlige Momente von Love und The Go-Betweens. Die drei Interludes, "Lyra in April", "Lyra in October" und "North circular days" weben Field-Recordings aus der englischen Heimat der Band ein und letztlich sind auch die Songs, in denen es um Schlaflosigkeit, Gebahren der Nacht, Sternenbilder und Irrationales geht, im Kern dort ansässig. Für den Spoken-Word-Track "The museum of fog" rezitiert MacLean einen Ausschnitt aus seinem Roman, an dem er arbeitet, und im Quasi-Titeltrack schlängeln sich genau zur richtigen Zeit Streicher um seine Gute-Nacht-Geschichten-Erzählstimme: "Now the year is turning and the eeriness comes to the boughs of the elms to the places I love." Die Herbst-Assoziationen dürft Ihr gerne ätzend finden, die Platte aber bitte nicht.

(Stephan Müller)

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Highlights

  • The neighbour
  • Lunar days
  • The age of miracles

Tracklist

  1. The neighbour
  2. Lyra in April
  3. Lunar days
  4. Falling asleep
  5. Everything you see tonight is different from itself
  6. Lyra in October
  7. Everyone you meet
  8. The circus
  9. Constellations echo lanes
  10. The museum of fog
  11. North circular days
  12. The age of miracles

Gesamtspielzeit: 47:52 min.

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Armin

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2017-10-18 22:24:41 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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