Destroyer - Ken

Dead Oceans / Cargo
VÖ: 20.10.2017
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Dornige Chancen
Am Anfang dieses Albums steht eine Epiphanie: Als Destroyer-Boss Dan Bejar davon erfuhr, dass "The wild ones", eine bekannte Ballade der britischen Pop-Band Suede, ursprünglich "Ken" heißen sollte, spürte der Künstler tiefgehende seelische und körperliche Veränderungen. Wie genau sich jene äußerten, nun, diese Information bleibt uns zum Glück erspart. Nicht erspart bleibt uns nun also – auch zum Glück – die neue Platte von Destroyer. Titel: "Ken" Thema: Die letzten, eisernen Jahre der Thatcher-Ära, denen die Zeit folgte, in der Suede langsam, aber stetig groß wurden. Bejar musste sein Bedürfnis, seinen künstlerischen Drang befriedigen, gerade weil er in diesen Jahren und von ebenjener Musik sozialisiert wurde: Er musste eine Platte komponieren, die sich den ausgehenden 80er- und frühen 90er-Jahren widmet.
Musikalisch bleibt sich Bejar treu: Weit ausschweifende Keyboardflächen bilden oftmals die Grundlage, erratische Bläser schwirren umher, während sich Bejar als Geschichtenerzähler in die Mitte des Raums stellt und wortreich vor sich hin philosophiert. Das Sounddesign spiegelt durchaus überzeugend den anvisierten 80er-Habitus wider, gerade "In the morning" oder das folgende "Tinseltown swimming in blood" erinnern mit ihren akzentuierten Synthies an das Jahrzehnt, in dem man den Kajal noch großflächig mit dem Malerpinsel aufgetragen hat. Der eigentümliche Charakter, der einem jeden Destroyer-Song innewohnt, bleibt bei aller musikhistorischer Koketterie unverkennbar, was freilich vor allem an Bejars Stimme liegt, die gut und gerne zwischen irrer Poesie und poetischem Irrsinn oszilliert.
Schon der vibrierend-elegante Opener "Sky's grey" gibt mit seinen ausladenden Beats und den gleißenden Traumschiff-Harmonien die inhaltliche Marschroute vor: Bejar positioniert sich thematisch gegen den seelenfressenden Kapitalismus, der damals grassierte und der auch heute noch spürbar die Geschicke derer lenkt, für die Probleme nur dornige Chancen sind. "A light tavels down the catwalk" beginnt mit hellen, strahlenden Synthies, baut eine verstörende Spannung auf, die Ränder dieses kleinen Gemäldes verschwimmen immer mehr, bis dem Hörer schwindelig wird. Auch das folgende "Rome" schlägt eine ähnliche Richtung ein, der Rhythmus und die Atmosphäre herrschen über jede Melodie, die lediglich in Bejars Stimme zum Ausdruck kommt: Der Rest ist schattiger Verweigerungs-Pop mit intensivem Bläser-Outro.
"Ivory Coast" schlägt in Sachen Sound die Brücke zwischen "Ken" und den letzten beiden Alben: Die Beats geben sich gewohnt verschroben, immer wieder blitzen inmitten dieser etwas harschen Klangkulisse herrliche Melodiefetzen auf, die das Stück erhellen, später gibt es wie gewohnt die obligatorische Saxophon-Bridge, ohne die es bei Destroyer mittlerweile kaum noch geht. Für das abschließende "La règle du jeu" packen Bejar und Co. zunächst technoide, nachtschwarze Beats aus, die wild im Stroboskop-Licht flackern, bis kurz vor Ende eine gniedelnde Gitarre ihren großen Auftritt hat und mit den Beats zu schwofen beginnt. Im Zentrum steht Bejar, geistesabwesend: ein Mann und seine Vision.
Highlights
- Tinseltown swimming in blood
- A light travels down the catwalk
Tracklist
- Sky's grey
- In the morning
- Tinseltown swimming in blood
- Cover from the sun
- Saw you at the hospital
- A light travels down the catwalk
- Rome
- Sometimes in the world
- Ivory Coast
- Stay lost
- La règle du jeu
Gesamtspielzeit: 39:53 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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painkilla Postings: 16 Registriert seit 23.10.2017 |
2017-11-14 09:47:15 Uhr
Noch nie gehört die Gruppe. Aber der Vergleich zu Placebo ist naheliegend... |
Ich finde: |
2017-11-04 09:17:36 Uhr
Klingt wie Placebo!! |
musie Postings: 4070 Registriert seit 14.06.2013 |
2017-11-01 08:16:41 Uhr
finde das Album erstaunlich gut. konnte bisher mit ihm nicht so viel anfangen, aber Ken packt mich. |
Lichtgestalt User Postings: 6416 Registriert seit 02.07.2013 |
2017-10-31 19:10:24 Uhr
Viel New Order und auch OMD. |
Frisch rezensiert. Meinungen? |
2017-10-28 12:53:23 Uhr
Ich höre da auch New Order heraus, wenn nicht sogar Joy Division. |
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Referenzen
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