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Hundred Waters - Communicating

Hundred Waters- Communicating

OWSLA / !K7 / Indigo
VÖ: 27.10.2017

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Are you talking to me?

Könnten Sie das bitte wiederholen? Nicole Miglis, Sängerin von Hundred Waters, kann. "Blanket me, blanket me, blanket me, blanket me", singt sie unermüdlich. Wir kürzen das Zitat an dieser Stelle ab, denn der flehentliche Ausruf nach Zuneigung kommt über 90 Mal vor im gleichnamigen Track. Und das ist großartig. Man möchte Miglis unverzüglich in die Arme schließen, nachdem sie emotional hörbar angekratzt auf dieses Finale hinarbeitet, sich parallel eine dichte Soundwand emporschraubt, in der die Snare am schnellsten eine Wolldecke zückt und sich willentlich selbst erstickt.

"Blanket me" ist unabdingbar verbunden mit dem vorgeschalteten Titelsong von Hundred Waters' drittem Studioalbum "Communicating", und das nicht nur wegen des fließenden Übergangs beider Tracks. Auch hier finden sich vielzählige Wiederholungen. Lyrische Loops aus Fragen wie "Are we communicating?" und der unscharfen Antwort "It's so complicated" verschwimmen in einem kanonischen Gebilde mit verzerrten Vocoder-Tönen und spitz zuckenden synthetischen Streichern. In diesen beiden Stücken steckt die thematische Essenz der Platte: Gestörte Kommunikation und das diffizile Personal-Management der Ich-AG. Wie mit wem auskommen, ob und warum eigentlich, war das immer so richtig und besitze ich die (Un-)Fähigkeit des Ausdrucks dieser Gefühle?

Dafür gab es bei der Band aus Florida durchaus genügend Anlässe. Seit ihrem letzten Album "The moon rang like a bell" aus dem Jahr 2014 trennten sie sich und kamen schließlich, um ein Bandmitglied reduziert, als Trio wieder zusammen für elektronischen wie experimentellen Indie-Pop. Da sind Grundsatzfragen zu Bandgefüge, der Beziehung untereinander und letztlich dem Effekt auf andere Lebensbereiche obligatorisch und zwingend. Miglis vertont all das mit einem dauerhaften Wispern in ihrer Stimme, ein melancholischer Unterton, der in den balladesken Teilen glänzt, aber auch nicht verloren geht, wenn sich um sie herum der quirlig schwurbelnde Popfummel "Wave to anchor" bewegt und das wunderbare "At home and in my head" sich entfaltet.

Im Video zu "Fingers" krabbelt ein amtliches Insekten-Best-of aus Tausendfüßern, Maden und Würmern über Miglis' Haupt und restlichen Körper – die Sängerin zeigt sich unbeeindruckt, ist abgetaucht in den Tunnel der Unsicherheit: "I can't tell if we've been dying." Das Gewürm scheint den Bindungs-Exitus zu erahnen und bevorzugen. Zwar überkommt einen bei den Bildern einerseits das dringende Bedürfnis sich in Seifenlauge zu wälzen, andererseits hören die Ohren gleichsam eine traumwandlerische Fusion aus synkopischer Rhythmik, leiernden Keys und sorgfältig addierten synthetischen Beigaben. Bitte einwickeln – und konservieren.

(Stephan Müller)

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Highlights

  • At home and in my head
  • Fingers
  • Blanket me

Tracklist

  1. Particle
  2. Wave to anchor
  3. Prison guard
  4. Parade
  5. At home and in my head
  6. Firelight
  7. Re
  8. Fingers
  9. Communicating
  10. Blanket me
  11. Better

Gesamtspielzeit: 47:33 min.

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Armin

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2017-10-11 21:49:25 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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