Kelela - Take me apart
Warp / Rough Trade
VÖ: 06.10.2017
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
Im Tank der Gezeiten
Etwas schummriges Licht, ein angenehmer Blauton. Warmes Wasser, der Körpertemperatur angepasst. Luftbläschen umspielen die Haut. Fehlt ja nur noch die passende Musik dazu für diesen Floating-Tank-Trip. Wie gut, dass in diesen Tagen Kelela Mizanekristos ihr Debütalbum veröffentlicht. Es wurde nämlich höchste Zeit, nachdem ihr vielgelobtes und empfehlenswertes Mixtape "Cut 4 me" sowie die EP "Hallucinogen" bereits Appetit auf mehr machten. Und 34 Jahre sind ein stattliches Alter für eine Dame, die ihren Erstling auf die Welt loslässt. Doch dass sich die aus Washington D.C. stammende Querdenkerin lieber mehr Zeit lässt, hört man den ausgefeilten Stücken an. "Take me apart", fordert der Titel des Albums. Dem kommen wir gerne nach.
Kelelas Kompositionen sind zwar klar im zeitgenössischen R'n'B zu verorten, entziehen sich jedoch allzu schnellen Vergleichen mit einer konstant eigensinnigen Note. Die eingangs beschriebene Ästhetik eines Floating Tanks wird vor allem durch starkes Einbinden von Ambient-Texturen heraufbeschworen. Hinzu kommt eine wunderbar klare Produktion, die Bässe klopfen weich ins Trommelfell, die Hi-Hats streichen als Kontrast in der Ohrmuschel herum. "Take me apart" verweigert sich indes allzu schnellen Hits. Die Vorabsingle "LMK" bietet da bereits die klarste Kante auf der Platte, indem sie sich von der Nebligkeit hinaus in ein aggressives Schnattern steigert. Ansonsten sind einprägsame Hooks weitgehend abwesend, stattdessen formulieren die 14 Tracks ein beeindruckend geschlossenes Werk.
Lyrisch beschäftigt Kelela sich weitestgehend mit der altgedienten Zwischenmenschlichkeit, im geistigen wie im fleischlichen Sinne. Große zitierbare Poesie gibt es zugegeben wenig, dafür ordnen sich die Lyrics den Zweck der Atmosphäre komplett unter. In "Waitin" singt sie "Despite what you took / I miss what you gave" und wie die zwei komplementären Liebhaber stehen sich auch Bass und Beat im Klangfundament gegenüber. Der fantastische Titeltrack schwankt zum Refrain in hektisches Herzklopfen hinein, die flehende Forderung "Take me apart" unterstreichend. "Better" braucht hingegen keine Percussion, sondern lebt allein von der Harmonie der Stimmen, die Kontraste in einer lebhaften Beziehung darstellen. "We would be closer if we took some time further apart." Also doch nicht ohne Drama.
Das Debüt von Kelela braucht seine Eingewöhnung. Es ist ein Leftfield-R'n'B-Album, das fernab der gängigen Genrekonventionen seine Nische komfortabel einrichtet. Es gibt sich einladend, stellt aber Bedingungen. So kann es beim ersten Hören durchaus zu gleichförmig wirken, zu glatt vorbeirauschend, eben weil es an Airplay-Anbiederung kaum Interesse zeigt. Bis sich Perlen wie das beinahe als vollmundiges Orchesterstück wirkende "Turn to dust" zeigen oder sich die Krux eines einminütigen "Bluff" im wahrsten Sinne erschließt, verzaubert "Take me apart" als dichter Wunderwald, durch den man sich langsam vortastet. Währenddessen reift stetig die Erkenntnis, dass hier mehr als nur ein Versprechen eingelöst wurde.
Highlights
- Take me apart
- Enough
- Better
- Turn to dust
Tracklist
- Frontline
- Waitin
- Take me apart
- Enough
- Jupiter
- Better
- LMK
- Truth or dare
- S.O.S.
- Blue light
- Onanon
- Turn to dust
- Bluff
- Altadena
Gesamtspielzeit: 53:52 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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saihttam Postings: 2570 Registriert seit 15.06.2013 |
2018-03-05 14:00:12 Uhr
Größtenteils ist das Album wirklich grandios. Mein Highlight ist wohl Truth Or Dare. Wahnsinnige Produktion! Danach fällt das Album etwas ab. Dennoch bleibt ein sehr guter Gesamteindruck. |
Felix H Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion Postings: 10264 Registriert seit 26.02.2016 |
2018-03-05 08:54:30 Uhr - Newsbeitrag
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OuterHeaven |
2017-12-29 10:56:35 Uhr
Jawohl das Album ist gut. |
NK |
2017-12-25 09:52:10 Uhr
Ich schaue nur insofern Videos, als ich häufig bei youtube mir unbekannte Musik probehöre, so auch in diesem Falle. |
MM13 Postings: 2451 Registriert seit 13.06.2013 |
2017-12-25 09:42:02 Uhr
kann dir nicht ganz folgen,aber egal.lmk ist ein typisches "dance" video,in blue light zeigts sie viel haut,und?davon abgesehen schau ich so gut wie keine videos,ich beschränk mich aufs hören. |
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Referenzen
FKA Twigs; Banks; Sohn; Kwabs; Sampha; SZA; Solange; Beyoncé; Rihanna; Aaliyah; Alicia Keys; Jessie Ware; Jai Paul; Lana Del Rey; Lorde; Frank Ocean; Janet Jackson; Lil Silva; Arca; The xx; James Blake; Burial; Portishead; Massive Attack; Iamamiwhoami; Chet Faker; AlunaGeorge; Kelis; Sky Ferreira; London Grammar; Björk
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