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Worriers - Survival pop

Worriers- Survival pop

Side One Dummy / Cargo
VÖ: 29.09.2017

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Auf das Leben!

Machmal gibt es Alben, deren Entstehungsprozess mitunter genauso interesant ist wie die auf ihnen versammelten Songs. Das ist schlecht, solange man sich beim Berichten über eben jene Platten in Begleitumständen verzettelt und die Musik aus den Augen verliert. Weil es über selbige nicht sonderlich viel zu erzählen gibt. Ein Problem, mit dem sich Worriers nicht herumschlagen müssen. Doch ganz unbedeutend ist das Drumherum nicht, das die Veröffentlichung des Zweitlings "Survival pop" begleitet. Schließlich gibt es da Kleinigkeiten wie eine Operation am offenen Herzen der Sängerin Lauren Denitizio zu erzählen. Oder ein queeres Coming-Out. Oder Selbstmorde im engen Freundeskreis. Alles Angelegenheiten, die die Entstehung von Kunst eben ganz entscheidend beeinflussen können. Die gleichzeitig dafür sorgen, dass so manches Wort eine ganz neue Bedeutung erhält. Das ist schlecht, solange man sich in bedeutungsschwangeren Phrasen verliert, weil die Musik einmal mehr nicht viel hergibt.

Schon wieder so ein Problem, mit dem sich die vom zusammengewürfelten Kollektiv zur "richtigen" Band gewachsenen Worriers nicht herumschlagen müssen. Weil "Survival pop" – beiseite gesprochen ein ganz und gar wundervoller Albumtitel – auch ganz losgelöst von seiner Entstehungsgeschichte funktioniert. Ganz hervorragend sogar. Man stelle sich vor: Das Songwriting von Muncie Girls trifft sich mit der Power von Against Me!, dem Gespür für Melancholie von The Weakerthans und den Melodien von The Mountain Goats, um mal einen richtig guten Abend zu veranstalten. Klingt nach hoher Erwartungshaltung? Mit Recht. Einen Song wie "No thanks" hat man aus der Gegend zwischen Poppunkingen und Punkrockhausen schließlich schon lange, lange nicht mehr gehört. Da darf der Bass in aller Ruhe die Richtung vorgeben, um auszuprobieren, wie viel Spannung man in Kombination mit sehnsüchtigem Gesang und schüchternen Gitarrenfiguren aufbauen kann. Nur, um eben nicht das obligatorische, ausladende Feuerzeugfinale zu bemühen. Nein, Worriers ziehen einfach das Tempo an, geben dem Stück ein ganz neues Gesicht und halten ihr Schaffen genau auf diese Weise spannend.

Der Wechsel zwischen den nach vorne drängenden und den in sich ruhenden Momenten geht der Band ohnehin spielend von der Hand. Weil das Quintett ein Gespür für feine Melodien – man nehme nur das schwelgerische "Glutton (reprise)" – hat, gleichzeitig aber ganz genau weiß, was so ein ausgewachsener Punkrocker braucht, um über Wochen im Ohr durchzuhalten. Es ist nur folgerichtig, dass man ganz zum Schluss, wenn "Open heart" mit der Tür ins Haus fällt, kurz glaubt, man habe sich in ein Album der jüngeren Against Me! verirrt. Den charmanten Gruß an deren "Transgender dysphoria blues" nimmt man gerne mit, genau wie all die Hingabe und Liebe zur Melodie, die dieser famose Schlusstrack in die Waagschale wirft. Genauso beeindruckend: Der Opener "My 85th rodeo", der sich ein paar schummrige Akkorde vom Klavier gönnt, bevor er das Album nachhaltig ins Rollen bringt. Und gleichzeitig im Refrain mit den Worten "When the best days / Where the worst times / That I can't get / Off of my mind" klarmacht, dass man hier bei all der schwungvollen musikalischen Ausgestaltung nicht mit leichter Kost zu tun hat.

Das Beste an "Survival pop" bleibt aber dennoch, dass es dieses Wissen eigentlich gar nicht braucht. Die zwölf Songs haben so viel Kraft, Spielwitz und Klasse, man müsste sie nicht mit zusätzlichem Material unterfüttern. Trotzdem ergeben sich durch die eingangs erwähnten Umstände ganz andere Perspektiven auf dieses Album. Weil man einen Track wie "Open heart" mit dem Wissen um Lauren Denitizios Operation schlichtweg anders wahrnimmt. Weil einem die kathartische Wirkung, die dieses Album zu entfalten imstande ist, erst dann richtig bewusst wird, man nur den Hut ziehen kann, vor dieser offenen Verarbeitung der eigenen Lebensumstände. Und hey: Eine Band, die so viel ausufernden Bock in einen Song packen kann, wie er eben in "Best fear / worst fantasy" steckt, kann doch nur grandios sein. So wird "Survival pop" bei aller Tragik zu einer ganz und gar lebensbejahenden Angelegenheit, zu einem positiven Statement. Jawbreaker sangen einst "Survival never goes out of style". Selten hat man diese Worte so gefühlt, wie auf diesem Album.

(Martin Smeets)

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Highlights

  • My 85th rodeo
  • No thanks
  • Best fear / worst fantasy
  • Open heart

Tracklist

  1. My 85th rodeo
  2. Not your type
  3. The possibility
  4. Gaslighter
  5. What we're up against
  6. Future me
  7. Self esteemed
  8. No thanks
  9. Glutton (reprise)
  10. WTF is sleep
  11. Best fear / worst fantasy
  12. Open heart

Gesamtspielzeit: 34:05 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Obrac

Postings: 2477

Registriert seit 13.06.2013

2017-11-11 10:13:59 Uhr
Hat inzwischen jemand herausgefunden, warum dieses Album eine 8/10 bekommen hat?

Gomes21

Postings: 5233

Registriert seit 20.06.2013

2017-10-09 19:25:01 Uhr
Die Stimme finde ich zugegebenermaßen auch nicht so grandios

MasterOfDisaster69

Postings: 991

Registriert seit 19.05.2014

2017-10-09 18:49:16 Uhr
nicht schlecht, aber alles nicht besonders originell, tausendmal schon gehört, dazu noch diese Stimme, die mir persönlich nicht gefällt.

Gomes21

Postings: 5233

Registriert seit 20.06.2013

2017-10-04 22:54:49 Uhr
klingt ganz interessant

Gomes21

Postings: 5233

Registriert seit 20.06.2013

2017-10-04 22:54:11 Uhr
https://worriers.bandcamp.com/album/survival-pop
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