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Sløtface - Try not to freak out

Sløtface- Try not to freak out

Propeller / Rough Trade
VÖ: 15.09.2017

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Ø für ein U

Gewisse Bands kann man einfach anhand ihres Namens nicht ernst nehmen. Itchy Poopzkid hatten eines Tages verstanden, dass man sich so keine Platte von ihnen ins Regal stellen will und den zweiten Teil aus ihrem Moniker gestrichen. Pissed Jeans geht diese Weisheit bis heute leider ab. Immerhin rechtzeitig vor ihrem Debütalbum hat es eine gewisse norwegische Powerpop-Formation eingesehen. Denen liegen nämlich Themen wie Umweltschutz, Gleichberechtigung und Feminismus am Herzen. Und nannten sich trotzdem Slutface. Bis ihnen im UK die Social-Media-Leviten gelesen wurden und sie 2016 sozusagen ein ø für ein u vormachten. Wäre auch jammerschade, wenn der Sløtface-Erstling "Try not to freak out" aufgrund solcher Vorbehalte an vielen Ohren vorbeirauschen würde. Deren melodiös-punkige Ohrwürmer müssen sich nämlich keinesfalls vor den ähnlich gelagerten Kollegen Alvvays oder Martha verstecken.

Besonders mit letzteren verbindet sie in gewissem Sinne die Geisteshaltung, auch politisch etwas transportieren zu wollen. Immerhin wurde das Video zu ihrer frühen Single "Sponge state" inmitten des zivilen Protests gegen das Unternehmen Nordic Mining gedreht, welches 250 Tonnen Chemikalien in den Førde-Fjord kippte. "Try not to freak out" ist in seiner Gesamtheit zwar mehr mit persönlichen Belangen beschäftigt, aber nicht ohne Seitenhiebe. "Patti Smith would never put up with this shit", wettert Sängerin Haley Shea gegen einen Ex, der sie für eine offenbar hippere Frau verlassen hat. "What the hell is an it-girl anyway?" Gute Frage. Ständige Nöler bekommt im sonnigen "Pools" ihr Fett weg: "In my pool / Someone's always swimming in my lane." Und weil ein toller Refrain nicht genug ist, gönnt sich der Song gleich einen zweiten dazu.

Sløtface bieten eine Fülle an wunderbaren Momenten, sei es der leicht sphärische Klang des tollen "Galaxies" oder die bei Refuseds "New noise" ausgeliehene Zwei-Noten-Gitarrenlinie von "Night guilt", einem der wenigen Songs mit düsteren Untertönen. "Take me to the blood and the gore / Can't find the bottom anymore." Nicht umsonst das zentrale Stück. Die Samstagabend-Beschau "Pitted" überbietet derweil alle Lorde- oder Weezer-Songs in ihrer Fülle an popkulturellen Referenzen. Beyoncé, "Bohemian rhapsody", James Bond, "Hotline bling". Die Protagonistin will jedoch vielmehr weg von all der aufgesetzten Zusammengehörigkeitsmasche, lieber den Abend allein daheim verbringen. Könnte man glatt überhören, da die Norweger selbst alles in bester Zugänglichkeit präsentieren.

Dass es kompositorisch auch für mehr als die zwei- bis dreiminütige schnelle Nummer reicht, zeigt "Slumber". Über fünf Minuten entfalten sich die Harmonien der Backingvocals und Riffs wie Blüten an einem Strauch, vom leisen Rauschen bis zum lauten Strahlen. Auf dieser Pyjamaparty lümmelt man gern etwas länger herum. Überhaupt fühlt sich "Try not to freak out" wunderbar heimelig an, vertraut, nicht modern, rückwärtsgewandt, aber nicht altbacken. Dass man im Jahr 2017 noch auf einer CD ein Easter Egg im Pregap – für Nicht-Techniker: ein Song vor Beginn des ersten Tracks – findet, hätte man auch kaum erwartet. Was nicht heißt, dass die kleine 90-sekündige Akustiknummer dort irgendwie mit den zehn regulären Albumsongs mithalten könnte. Die stehen nämlich fest beieinander. Und reichen, um jeden dummen Bandnamen vergessen zu machen.

(Felix Heinecker)

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Highlights

  • Galaxies
  • Pools
  • Night guilt
  • Slumber

Tracklist

  1. Magazine
  2. Galaxies
  3. Pitted
  4. Sun bleached
  5. Pools
  6. Night guilt
  7. Try
  8. Nancy Drew
  9. Slumber
  10. Backyard

Gesamtspielzeit: 32:19 min.

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User Beitrag

Till

Plattentests.de-Mitarbeiter

Postings: 103

Registriert seit 19.08.2016

2017-10-04 23:46:30 Uhr
Ich finde es ziemlich großartig. Bin seit der "Sponge State EP" dabei und hatte im Vorfeld aufgrund argem Pop-Punk wie in "Magazine" ein wenig Angst – zum Glück bietet das Album doch relativ viel Abwechslung. Schön auch, dass Felix mit "Galaxies" und "Night guilt" die beiden Übersongs zurecht lobt.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26286

Registriert seit 08.01.2012

2017-10-04 20:56:33 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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