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Hurts - Desire

Hurts- Desire

Sony
VÖ: 29.09.2017

Unsere Bewertung: 2/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Sülze in Tonleitern

Knapp sieben Millionen Jahre Menschheitsgeschichte – und was gibt es jetzt? Muntere Ironie der Post-Postmoderne und ein Album wie "Desire" von Hurts. Und diese beiden Dinge gehen eine unheilige Verbindung ein, aber nur kurz zu den Fakten: Theo Hutchcraft (31 Jahre, geboren in Richmond) und Adam Anderson (33 Jahre, geboren in Manchester) schickten sich einst an, Synthie-Pop und New Wave wieder miteinander zu verschwägern. Was mit Songs wie "Wonderful life" und "Stay" klappte. Charts und Festivalauftritte warteten. Das ist knapp sieben Jahre her. Und ziemlich genau seit damals reifte wieder die Erkenntnis, warum Synthie-Pop und New Wave vielleicht doch nicht zwangsläufig zu Achtzigerjahre-Nostalgie führen. Ihren Anteil daran hatten Hurts ebenso. Nun: Das vierte Album knüpft immerhin an diesen Trend an. Denn vom ersten bis zum letzten Song lässt sich "Desire" nur als seelenlose Überflüssigkeit verstehen.

Hurts klingen immer noch wie Hurts. Was nichts mit einer musikalischen Substanz oder einem künstlerischen Selbstverständnis zu tun hätte. Denn Hurts türmen ihre Synthies einfach nur noch mehr auf. Alleinstellungsmerkmal für den Markt! Eat this, M83! Und selbst David Guetta pimmelt gegen so aufgeschichteten Kompost wie "Ready to go" ab. Ein einziger Soundmatsch von der ersten bis zur letzten Sekunde, so künstlich, so falsch, so ekelhaft. Einst erzählte Hutchcraft mit nur wenigen Sätzen ganze Geschichten. Heute hört sich die Essenz eines Songs dann so an: "When I die, yeah, you know I'll be ready to go." Und das wiederholen sie. Und wiederholen sie. Und wiederholen sie. Es ist ein Refrain, keine Frage, Rekapitulation gehört dazu. Aber es wird dadurch nicht schlauer. Oder besser. Und sie wiederholen es eben einfach nochmal. Und nochmal. Selbst die abgestumpften Kinder auf Snapchat kriegen diese Botschaft kürzer und besser rüber: YOLO!

Weder das erzählerische noch das musikalische Klischee können Hurts nur einmal erfolgreich umschiffen. Stattdessen laufen Songs wie "Chaperone" mit Vorankündigung auf Grund: "But would you run away, if I told you I loved you?" Dazu darf das Keyboard ein wenig Sülze in die Tonleitern speien und einen total tollen Effekt gibt es auf die Stimme noch obendrauf. Und dann? Autotune. Willkommen im neunten Kreis der musikalischen Hölle. Die ungekrönte Majestät dieser Unflätigkeit eines Albums: "Something I need to know". So viel Dreistigkeit im Abkupfern eigener Strukturen und Songs legen selbst Chad Kroeger und Dave Grohl nur selten an den Tag. Das Pathos, der Chor, das Klavier, der Refrain, die Geschwindigkeit, einfach alles, wirklich alles an diesem Song hört sich bekannt an. Von eben jenen Hurts, die nun den gleichen Quark nochmal aufschlagen.

Vielleicht sind diese Songs ja aber nur Ironie. Unendlicher Spaß. Nicht ernst zu nehmen. Ausgeschlossen ist das nicht, wenn die vollbärtige Hälfte der Band auf den Promobildern mit dem Bund der weißen Stoffhose unter den Achseln und einem schwarzen Rollkragenpullover steht. Aber selbst dann: Dieses Album ist eine galaktische Zeitverschwendung, die überhaupt keine Essenz besitzt, die ein paar Synthies um ein munteres Nichts geklatscht hat. Wer seinen Glauben an den Nihilismus verloren hat, möge sich dieser Dreiviertelstunde an Tonfolgen wenden. Alles klebt, alles nervt, alles will nostalgisch sein. Aber "Desire" hat kein Gefühl. Keine Größe. Keinen Anstand. Es ist eine Respektlosigkeit gegenüber jedem einzelnen Hörer. Und Hurts singen dazu: "In my eyes you are a perfect work of art." Was vielleicht die beste Pointe zu diesem durch und durch unerträglichen Album ist. Es bleibt nur die Hoffnung, dass es erst wieder sieben Millionen Jahre braucht, um so viel Leere und Substanzlosigkeit auf einen Tonträger zu pressen.

(Björn Bischoff)

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Highlights

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Tracklist

  1. Beautiful ones
  2. Ready to go
  3. People like us
  4. Something I need to know
  5. Thinking of you
  6. Wherever you go
  7. Chaperone
  8. Boyfriend
  9. Walk away
  10. Wait up
  11. Spotlights
  12. Hold on to me
  13. Magnificent

Gesamtspielzeit: 44:01 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Felix H

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 9300

Registriert seit 26.02.2016

2017-11-17 15:18:04 Uhr
Keine tiefgreifende, schmerztriefende Weltverbesserungsballadenmusik á la Bob Dylan.
ines
2017-11-17 14:58:26 Uhr
Lieber Björn,

wer wird denn gleich die Welt verbessern wollen. Hurts macht Musik, die in erster Linie zum tanzen einladen soll. Das tut sie. Nicht mehr und nicht weniger. Wer Hurtsplatten kauft, weiß worauf er sich einlässt. Keine tiefgreifende, schmerztriefende Weltverbesserungsballadenmusik á la Bob Dylan. Da kannste dann deinen "Anspruch" finden. Also bleib mal locker. Und Vokabeln wie "ekelhaft", "Soundmatsch" haben in einer Platenkritik nix, aber auch gar nix zu suchen. ´Da erwarte ich Professionalität. Und wenn Kritik dann fundierte. Was ich hier lesen muß ist zum fremdschämen. Also verbesser erst mal deinen eigenen Stil lieber Björn, bevor du dich daran machst, als Musikkritiker aufzutreten. Seriös ist anders !

Lieber Gruß. Ines

matinioh

Postings: 174

Registriert seit 28.09.2017

2017-10-16 21:24:59 Uhr
Kann ich nur bestätigen: HUUURZ!
hubschraubervollidiot
2017-10-13 21:48:46 Uhr
Ex-Hartzer wie ich, mit dem kleinen Unterschied, dass ich immer noch Stütze kassier.
Na ja, wie auch immer: ein neues Hurts-Album ist jedenfalls Pflichtprogramm für mich.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2017-10-13 19:13:02 Uhr - Newsbeitrag
Liebe Medienpartner, liebe Freunde,

Ende September erschien das vierte Album des UK Pop Duos HURTS. Es schaffte es auf Platz 14 der Deutschen Albumcharts.

Nach Beautiful Ones und Ready To Go veröffentlichen Theo und Adam das neue Video zur Single Chaperone:


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