Wand - Plum
Drag City / Rough Trade
VÖ: 22.09.2017
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
Weidlich wundermild
Es gibt Worte im Deutschen, die schon einmal bessere Zeiten erlebt haben. "Wuchtbrumme" zum Beispiel. "Erkiesen" oder "bumsfidel" verwendet heute auch niemand mehr. Dafür gibt es Gründe. Gute sogar. Was das mit den kalifornischen Psychedelikern von Wand zu tun hat? Mehr als man denkt. Denn diese hängen auch irgendwo zwischen Vergangenheit und Zukunft fest. Während ihre ersten drei Alben in schneller Folge erschienen, hat sich das Quintett für "Plum" über zwei Jahre Zeit gelassen. Zeit, die man dem Album anhört. Hier wirkt nichts mehr ungeschlacht. Vielmehr haben Wand ihr Songwriting auf eine neue Ebene gehoben, ohne dabei das zu vergessen, was sie einst zu Lieblingen der Indie-Gemeinde werden ließ.
Angenehm meschugge sind sie aber immer noch. "Bee karma" beginnt beispielsweise verträumt und wolkenverhangen, ehe das Gaspedal bis zum Anschlag durchgetreten wird. Die Gitarren jaulen, das Schlagzeug poltert und dem Hörer bleibt nichts übrig, als huldvoll zu kapitulieren. Deutlich prominenter als auf früheren Werken sind die Vocals von Sofia Arreguin vertreten, welche vorzüglich mit Cory Hansons saumseligen Minimalismen harmonieren. In Sachen musikalischer Gestaltung regiert weiterhin Eklektizismus. Zwar bildet die Rockmusik der Sechziger und Siebziger noch immer die wichtigste Inspirationsquelle, es wäre jedoch unfair gegenüber der Band, ihr Epigonentum vorzuwerfen. Dazu sind die musikalischen Ideen viel zu eigenständig und -sinnig, Lap-Steel-Gitarren inklusive.
Und dann gibt es noch jene Momente, in denen die Kalifornier einfach komplett durchdrehen. Wenn in "White cat" Beatles-Harmonien auf hektischen Noiserock treffen, sorgt das zunächst für Stirnrunzeln. Auf anfängliche Irritation folgt jedoch Begeisterung. Ein fantastisches Gitarrensolo markiert den Startpunkt für eine Eskalation, die im Wolkenkuckucksheim endet. Gegen Ende verlieren Wand dann jegliche Contencance und geben sich gänzlich der Wunderlichkeit hin. Die beiden Siebenminüter "Blue cloud" und "Driving" bringen den Stil der Band auf den Punkt: Ausladende Melodiebögen treffen auf verspielte Gitarrenarbeit, während irgendwo im Hintergrund merkwürdige Geräusche erklingen. Und genau dann, wenn man glaubt, den Song durchschaut zu haben, bricht alles auseinander und fügt sich in Glückseligkeit neu zusammen. Mögen sie fürderhin so kess musizieren, denn das ist knorke.
Highlights
- Bee karma
- White cat
- Blue cloud
- Driving
Tracklist
- Setting
- Plum
- Bee karma
- Charles de Gaulle
- High rise
- White cat
- The trap
- Ginger
- Blue cloud
- Driving
Gesamtspielzeit: 42:16 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Rafael |
2017-11-17 23:19:43 Uhr
Sehr gutes Album ... Punkt ... |
Taustreicherin |
2017-09-21 20:01:33 Uhr
Was bisher zu hören ist, ist geil. Drag City ist eh ein geiles Label. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 26212 Registriert seit 08.01.2012 |
2017-09-20 21:18:22 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.Meinungen? |
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Referenzen
Ty Segall; Ty Segall Band; Ty Segall & White Fence; Epsilons; The Traditional Fools; The Perverts; Thee Oh Sees; Sic Alps; George Harrison; Barclay James Harvest; Temples; MC5; The Yardbirds; The Kinks; The Sonics; The Men; Black Lips; Sonic Youth; Kurt Vile; The Beach Boys; Brian Wilson; The Beatles; DIIV; Beach Fossils; The Chantays; Divine Fits; Midday Veil; Tame Impala; Foxygen; Pond; The Flaming Lips; The Byrds; Portugal. The Man; Pink Floyd; Surfer Blood; Fuzz; Party Fowl; Mikal Cronin; White Fence; Ariel Pink's Haunted Graffiti; Real Estate; The War On Drugs; The Velvet Underground