Action Bronson - Blue chips 7000
Vice / Atlantic / Warner
VÖ: 25.08.2017
Unsere Bewertung: 5/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
High & low
Da weiß man gar nicht, ob man sich freuen soll oder nicht: Der unsympathischste – oder zumindest fragwürdigste – Moment auf "Blue chips 7000" von Action Bronson findet direkt am Anfang statt. Der Opener "Wolfpack" startet mit einer rund 40-sekündigen Unterhaltung zwischen Ariyan Arslani, so der bürgerliche Name des Rappers, und seiner eigenen Mutter. Die fragt er mehrmals unverblümt, wie high sie denn gerade sei, im Hintergrund lacht eine andere Frau, Mama Bronson fragt, ob sie dabei aufgenommen wird, der Sohnemann lügt und fragt sie erneut. Am Ende gibt sie brav Auskunft über ihren Zustand. Anschließend rollt der Beat los und Action Bronson labert sich einmal durch das Standard-HipHop-Büffet: Fame hier, Weiber da, Essen darf bei dem ehemaligen Gourmetkoch freilich nicht fehlen. Wirklich nahrhaft ist der Aussagegehalt nicht, aber immerhin vorläufig einigermaßen sättigend.
Es ist das alte, bekannte Problem des mittlerweile 33-Jährigen mit dem roten Rauschebart: Insgesamt betrachtet tönt das meistens recht ordentlich, immerhin einen kleinen Hit hatte Action Bronson mit Chance The Rapper und "Baby blue" von seinem letzten Album "Mr. Wonderful" auch schon, zu den wirklich Großen im Genre zählt er dennoch allerhöchstens in puncto Körperfülle. Das ist mit dem dritten Teil seiner "Blue chips"-Reihe, die 2012 und 2013 bereits zwei Mixtapes hervorbrachte, leider nicht anders. Auf den fragwürdigen Opener folgt das reduzierte "La luna", das sich beinahe vollständig auf das natürlich ohne Frage vorhandene verbale Talent des Rappers konzentriert, und auch der entspannte Flow von "Bonzai" weiß zu überzeugen, gerade weil sich das Stück auf keine unnötigen Experimente einlässt.
Doch dann sind da immer wieder diese Momente, die nicht so recht zünden wollen. Auf "Blue chips 7000" wird das womöglich noch dadurch verstärkt, da sich das Album wie seine Vorgänger hinter dem Mixtape-Charakter zu verstecken versucht, obwohl es als eigenständiges, reguläres Studiowerk verkauft wird. Das wirkt in Teilen unausgereift: Zwar rumpelt sich "Let it rain" mit käsiger Saxofon-Untermalung nur allzu authentisch durch einen imaginären Amateur-Porno, das absurde weibliche Gestöhne zu Beginn ist dennoch so fehl am Platz wie der an zu vielen überflüssigen Informationen nicht sparende Dicke-Hose-Rap von "Let me breathe": "Man, I roll that shit / And I smoke that shit / Honey bouncin' up and down / She nearly broke my dick."
Stellenweise scheint es fast so, als müsse Action Bronson von den Beats seiner Produzenten gerettet werden. So zählen "Hot pepper" und "Durag vs. headband" mit ihrer melodische Struktur zu den größten Highlights des Albums, da hier Knxwledge verantwortlich zeichnet. Der ist unter anderem für seine Zusammenarbeit mit Anderson Paak und Kendrick Lamar bekannt, kann "Blue chips 7000" aber auch nicht zum Schritt ins nächste HipHop-Level verhelfen. Um eine nicht nur gewichtige, sondern wichtige Rolle im Game spielen zu können, muss Action Bronson erst ein verlässlicherer Player werden. Tracks wie "Tank" oder das fokussierte "My right lung" zeigen, dass er es eigentlich kann. Mach Deine Mama stolz. Bleib am Ball, bleib nicht nur high, sondern oben. Und dann bleib.
Highlights
- Hot pepper (feat. Meyhem Lauren & Jah Tiger)
- Bonzai
- Durag vs. headband (feat. Big Body Bes)
Tracklist
- Wolfpack
- La luna
- The chairman's intent
- Hot pepper (feat. Meyhem Lauren & Jah Tiger)
- Bonzai
- Let it rain
- My right lung
- Tank (feat. Big Body Bes)
- Let me breathe
- 9-24-7000 (feat. Rick Ross)
- The choreographer
- Chop chop chop
- Durag vs. headband (feat. Big Body Bes)
Gesamtspielzeit: 38:21 min.
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