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Chelsea Wolfe - Hiss spun

Chelsea Wolfe- Hiss spun

Sargent House / Cargo
VÖ: 22.09.2017

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Eskapaden in Eskapismus

Es regnet, die Hunde bellen in den Gassen, eine Sirene in der Ferne, die Gedanken rasen ihr entgegen: Wohin ist sie unterwegs? Chelsea Wolfe schrieb darüber ihr erstes Gedicht – im Alter von sieben Jahren. Heute, mit 33 Jahren, gehört sie zu den wichtigsten und besten Songwriterinnen, die sich im Spannungsfeld von Goth, Folk, Post-Rock und Metal bewegen. Und so wie sie als Kind bereits innere Unruhe und Ängste in Sprache fassen konnte, baut Wolfe weiterhin an ihren düsteren Geschichten. Dabei schafft es Wolfe mit ihrem fünften Studioalbum "Hiss spun" die perfekte Balance zwischen Sturm, Drang und Ruhe zu finden. Das dürfte mit an den Features von Aaron Turner (Isis) und Troy Van Leeuwen (Queens Of The Stone Age) liegen, die bei ihren Auftritten den Sound deutlicher in eine Richtung ziehen. Wolfe bleibt in "Vex" zwar die dunkle Königin, aber härter und wuchtiger waren die Gitarren bisher nie auf ihren Alben. Dazu darf Turner ein paar Growls in dem Track platzieren. Die Bedrohungslage wird dieses Mal ernst. Chelsea Wolfe fällt nicht selbst in diesen Sound, sie lässt die Hörer in die Dunkelheit fallen.

Vielmehr jedoch als die namhaften Gastauftritte sorgte das Wiedersehen mit Drummerin Jess Gowrie für die markante Atmosphäre dieses Albums. Erste gemeinsame musikalische Erfahrungen sammelten Wolfe und Gowrie mit ihrer Band Red Host, doch die Wege trennten sich. Wolfe zog es nach Los Angeles. Bei ihrer Rückkehr nach Sacramento nach einigen Jahren sahen sie sich wieder. Nach gemeinsamen Karaoke-Abenden mit Songs von Ozzy und Manson beginnen sie mit dem Material von Wolfe zu experimentieren. Aus der Kollaboration entwächst "Hiss spun", Gowrie wird Teil ihrer Band. Und der Rhythmus, die Taktung von Gowrie passt viel natürlicher und besser in die Songs als alle anderen Besetzungen bisher. "The culling" baut sich über einige Zeit auf, suhlt sich in der Ruhe, bevor die Gitarren die Luft zerschneiden und die Drums den Songs explodieren lassen. Darüber thront Wolfe: "One ear to the ground, one eye on the room. / My tongue on your pulse, my finger in your wound." Die Schatten werden auf diesem Album lang und länger, alles wird feindlich, der Kollaps ist stets nur ein paar Momente entfernt. Härter klang bisher kein Album von Chelsea Wolfe, nicht einmal das mit Krach beladene "Apokalypsis".

In "Twin fawn" baut sich die Spannung ebenfalls über den Anfang auf, über dessen Stille, bevor wieder die Gitarren Einzug halten, die ganze Struktur des Songs erbebt. Mit über sechs Minuten bricht dieser Song ein paar Knochen. Stets bleibt dazwischen aber das Grundrauschen, diese kaum fassbaren Sounds, die das Unheil ankündigen. "Welt" kommt wie eine mechanische Wunde daher, wie ein Riss im Gebilde, den Wolfe hier platziert hat, um zu zeigen, wie sie selbst aus dieser Hässlichkeit noch die Schönheit zerren kann. Ein Klavier setzt über dem Rauschen ein, mit müder Stimme spricht Wolfe ihr Mantra. Dieses Album ist voller Verzweiflung und Wut, voller Ehrlichkeit und Schmerz. "Ich wollte eine Art von eskapistischer Musik schreiben; Songs, die davon handeln, wie es ist in Deinem Körper zu stecken, und frei zu werden", sagte sie in einem Interview. Die Weltflucht als zentrales Motiv. Doch wer muss überhaupt fliehen? Die Gefangenen, die Gepeinigten, die Verlorenen. Dieser Sound, dieser schwarze Umhang von einem Album bekommt sie alle. Die entgegenrasenden Gedanken versinken in Gitarren. Nirgendwo bellt ein Hund. Es bleiben nur die zwölf Songs dieses gewaltigen Meisterwerks. An einer Stelle singt Wolfe: "You cut me open. You lived inside me." Es hört sich nicht an, als hätte sie sich bei dieser Erkenntnis gewundert.

(Björn Bischoff)

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Highlights

  • The culling
  • Twin fawn
  • Scrape

Tracklist

  1. Spun
  2. 16 psyche
  3. Vex
  4. Strain
  5. The culling
  6. Particle flux
  7. Twin fawn
  8. Offering
  9. Static hum
  10. Welt
  11. Two spirit
  12. Scrape

Gesamtspielzeit: 48:10 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Mr Right
2018-07-12 08:05:18 Uhr
Diese astreinen Gitarrenwände sind dem begnadeten Gitarristen Troy Van Leeuwen zu verdanken. Der niemand geringeres ist als der Leadgitarrist der Queens of the Stone Age.
Die Perücke von Robert Plant
2018-07-12 04:11:06 Uhr
Sie ist wirklich sehr gut. Grade nach Live-Auftritten merkt man das immer wieder.

Affengitarre

User und News-Scout

Postings: 11113

Registriert seit 23.07.2014

2018-07-09 22:05:27 Uhr
Ja, das mag sein. Vor allem ab 2:30 geht die Welt ja endgültig unter.

Habe das Album vorhin nochmal ganz angehört und ich finde das immer noch sehr toll. Ich liebe die Produktion, und auch ansonsten sind der sphärische Gesang und die Gitarrenwände echt super.

The MACHINA of God

User und Moderator

Postings: 33292

Registriert seit 07.06.2013

2018-07-09 18:19:26 Uhr
Wohl das beste Lied der Platte.

Affengitarre

User und News-Scout

Postings: 11113

Registriert seit 23.07.2014

2018-07-09 16:25:12 Uhr - Newsbeitrag


Filmed in Salem, Massachusetts during the recording of Hiss Spun, “The Culling” video portrays the thin line between dreams, memories, and possession. The visuals are inspired by the 1996 film Romeo + Juliet, along with the work of artist Bill Crisafi, who co-directed the video with Wolfe. Ashley Rose Couture created the costume design from hair, tree bark, and other organic materials. In the video, Wolfe plays the part of the possessed, the demon, and the necromancer overseeing it all.

Quelle

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