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Tricky - Ununiform

Tricky- Ununiform

False Idols / !K7 / Indigo
VÖ: 22.09.2017

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Fortschritt durch Stillstand

Altern bedeutet Stillstand. Eine sich hartnäckig im Kopf haltende Assoziation, dabei gab es gerade in den letzten zehn Jahren doch eigentlich genug Beispiele dafür, dass die immer müder werdenden Knochen nicht zwingend auch mit einer kreativen Erlahmung gleichkommen müssen. Man denke da nur an das fulminante Swans-Comeback Michael Giras oder auch an einen Nick Cave, der sich jenseits der 50 noch immer mit jedem Album neu erfindet. Auch Adrian Thaws alias Tricky steht kurz vor der magischen Grenze zum halben Lebensjahrhundert und denkt nicht im Entferntesten daran, seine Arbeitswut zurückzuschrauben. Seit über 20 Jahren ist Thaws eine konstante Größe irgendwo zwischen den Polen TripHop, Electro und Alternative-Rock und auch, wenn er höchstens mit dem tollen 2013er-Album "False idols" an die Großtaten der 90er und Früh-00er anknüpfen konnte, war er immer präsent und hielt seinen charakteristischen Sound mit wohldosierten Neuerungen am Leben.

Auch "Ununiform", Trickys 13. Album insgesamt und das vierte in den letzten fünf Jahren, wartet mit ein paar nuancierten Änderungen auf, schleppt aber auch wohlbekannte Altlasten mit sich herum und blickt dabei so sehr in die Vergangenheit wie noch nie. Dass irgendwie doch wieder alles beim Alten bleibt, lässt sich schon bei einem Blick auf die Tracklist feststellen, bewegen sich doch die meisten Songs gerade so an der Drei-Minuten-Grenze und hat Thaws gefühlt wieder mehr Gäste eingeladen, als Nicolas Cage in Filmen mitgespielt hat. Dennoch ist der Ton hier etwas gesetzter, ruhiger, friedvoller als sonst, es gibt zwar ein paar nervöse Uptempo-Nummern wie den absolut großartigen, von Mina Rose gesungenen Synthpop-Hit "Dark days", doch sie bestimmen nicht das Klangbild. Losgelöst von finanziellen Verpflichtungen bezeichnete Thaws das auf seinem eigenen Label veröffentlichte Album selbst als das entspannteste seiner Karriere und das hört man den meditativen, oft akustisch gehaltenen Stücken wie "Wait for signal" und dem Hole-Cover "Doll" an, in denen er seinen fantastischen Gastsängerinnen ganz den Raum überlässt und selbst kaum zu hören ist.

Diese Zurückhaltung wird aber auch schnell zur Krux. Dass sich Tricky-Alben aufgrund der Vielfalt an unterschiedlichen Stilen und Features oft mehr wie Sampler anfühlen, ist nichts Neues, doch mit dem in sich gekehrten Charakter von "Ununiform" beißt sich dieser Ansatz mehr denn je. Vor allem die Track-Reihenfolge ist katastrophal: In der zweiten Hälfte wechseln sich die ruhigen Songs mit pumpenden Electro- oder HipHop-Bangern ab, was jeden Aufbau einer Atmosphäre im Keim erstickt. Hier wäre es wünschenswert gewesen, dass zumindest Thaws' Stimme als Fixpunkt die musikalischen Trümmer ein wenig zusammenhält, doch zumeist fehlt jede Spur von ihm. Stattdessen hat sich der Wahl-Moskauer zusätzlich noch die russischen Rapper Scriptonite und Smoky Mo ins Studio geholt, deren Einsätze so fragmentarisch, skizzenhaft und unpassend wirken, dass sich ernsthaft die Frage stellt, warum Tricky nicht einfach zwei Alben konzipiert hat, um seinen widersprüchlichen Ideen gerecht zu werden. Oder warum er sich nicht einfach öfter selbst ans Mikro traut, wo doch das berührende und gänzlich ohne Feature auskommende "The only way" eines der größten Highlights des Albums darstellt.

Noch stärker als sonst ist die Konfrontation mit der eigenen Vergangenheit und der Mut zur Selbstreferenz ausgeprägt, was sich aber keineswegs negativ auswirkt. Das erwähnte "The only way" könnte zwar auch als zweiter Teil von "Hell is round the corner" durchgehen, der Qualität des Stücks tut das aber keinen Abbruch. "New stole" ist eine reduziertere Neubearbeitung des von Tricky produzierten Francesca-Belmonte-Songs "Stole", doch Belmontes Performance, bei der sie im besten Sinne so klingt, als wäre sie gerade aus dem Bett gestiegen, und die umwerfende Melodie machen ihn zum Highlight. Und am Ende kommt es noch zu einer unerwarteten Reunion mit Martina Topley-Bird, nicht nur die prägende Stimme auf Trickys Debüt "Maxinquaye", sondern auch die Mutter ihrer gemeinsamen Tochter. Ihr Einsatz schließt ein über weite Teile schwieriges Album versöhnlich ab und zementiert den Eindruck, dass bei Thaws irgendwie doch alles wie immer ist. Wie immer erschaffen er und seine Gastinterpreten Musik auf qualitativ hohem Niveau, die sich gekonnt zwischen alten und neuen Ansätzen positioniert, und wie immer gelingt es ihm nicht, diese in ein kohärentes Stimmungsgefüge zu bringen. Vielleicht in den nächsten 50 Jahren.

(Marvin Tyczkowski)

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Highlights

  • New stole (feat. Francesca Belmonte)
  • Dark days (feat. Mina Rose)
  • The only way

Tracklist

  1. Obia intro
  2. Same as it ever was (feat. Scriptonite)
  3. New stole (feat. Francesca Belmonte)
  4. Wait for signal (feat. Asia Argento)
  5. It's your day (feat. Scriptonite)
  6. Blood of my blood (feat. Scriptonite)
  7. Dark days (feat. Mina Rose)
  8. The only way
  9. Armor (feat. Terra Lopez)
  10. Doll (feat. Avalon Lurks)
  11. Bang boogie (feat. Smoky Mo)
  12. Running wild (feat. Mina Rose)
  13. When we die (feat. Martina Topley-Bird)

Gesamtspielzeit: 37:55 min.

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User Beitrag

Armin

Plattentests.de-Chef

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Registriert seit 08.01.2012

2017-10-06 20:27:52 Uhr - Newsbeitrag
Liebe Freunde und Medienpartner,

Tricky veröffentlichte sein 13. Album! mit dem Titel “Ununiform” am 22.September 2017 auf seinem eigenen Label False Idols, vertrieben durch !K7 Music.

wir freuen uns die Tour Termine bekanntzugeben:

14.11.17 - Kaserne, Basel, CH

15.11.17 - Les Docks, Lausanne, CH

28.11.17 - Festsaal Kreuzberg, Berlin, DE

29.11.17 - Mojo Club, Hamburg, DE

30.11.17 - Luxor, Cologne, DE

Armin

Plattentests.de-Chef

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Registriert seit 08.01.2012

2017-09-13 22:21:38 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

Meinungen?


Armin

Plattentests.de-Chef

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Registriert seit 08.01.2012

2017-08-28 16:16:44 Uhr - Newsbeitrag
Liebe Freunde und Medienpartner,

Tricky veröffentlicht sein 13. Album! mit dem Titel “Ununiform” am 22.September 2017 auf seinem eigenen Label False Idols, vertrieben durch !K7 Music.

Nachdem er mit 'The Only Way‘ und "When We Die" feat. Martina Topley-Bird bereits zwei Vorab-Singles veröffentlicht hat, folgt nun HEUTE mit „Running Wild“ die Haupt-Single und eines der Highlights aus dem Album.

TRICKY - RUNNING WILD feat. MINA ROSE
Ein Lied über die verwirrende Ungewissheit der Jugend. 'Running Wild‘ featured die Vocals der in Süd-London lebenden Newcomerin Mina Rosa, die sowohl den Text dafür geschrieben hat und Tricky als Sängerinn auch bei allen Live-Shows begleiten wird.





Armin

Plattentests.de-Chef

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Registriert seit 08.01.2012

2017-08-01 17:52:46 Uhr - Newsbeitrag
Nachdem er Anfang Juni bereits 'The Only Way‘ und am 12.07.17 "When We Die" feat. Martina Topley-Bird als zweite Vorab-Single vorgestellt hatte, folgt nun das Video zu „When we die".
Der Song erhält durch das Video von Jenny Marie Baldoz eine sehr schöne, melancholische, visuelle Begleitung. Es bietet einen intimen Blick auf die vielfältigen und individuelle Menschen in den Städten und lehnt sich an die "'Humans of New York’ Story an.

VIDEO: Tricky - When We Die (feat. Martina Topley-Bird)

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2017-07-12 18:17:09 Uhr - Newsbeitrag
Liebe Freunde und Medienpartner,

Tricky veröffentlicht sein 13. Album! mit dem Titel “Ununiform” am 22.September 2017 auf seinem eigenen Label False Idols, vertrieben durch !K7 Music.

Ein intensives musikalisches Werk, auf dem Tricky zurück zu seinem klassischen Sound findet, ihn aber auch von seiner bislang wohl radikalsten Seite zeigt. Zugleich ist es ein Ausflug in glückliche und zufriedene Gefilde die ihn bei der Konfrontation mit seinem Vermächtnis, seiner Geschichte, seiner Familie, ja sogar mit dem Tod, zeigen. Und bei alldem findet er zugleich dennoch Frieden.

Es ist das erste vollständig produzierte Album, seitdem Tricky vor drei Jahren nach Berlin gezogen ist. Obwohl der Großteil von “Ununiform” in seiner neuen Heimat entstand, gibt es auch vier Tracks die sogar noch weiter im Osten aufgenommen wurden, in der Hauptstadt von Russland. “Moskau ist meine weltweite Lieblingsstadt”, sagt er. .” Die vier Tracks wurden im toten Winter von Moskau aufgenommen und beinhalten Kollaborationen mit den berühmtesten und geschätztesten Rappern und Produzenten wie Scriptonite, Vasilly Vakulenko oder Smoky Mo. “Ich höre russischen Rap seit mittlerweile 20 Jahren. Ich liebe diese Akzente und wollte immer schon mal einen russischen Rapper auf meinem Album haben.”

Im Geiste dieser Rückkehr in die Vergangenheit gibt es auf “Ununiform” auch ein Wiedersehen mit den früheren Mitstreiterinnen Francesca Belmonte, Asia Argento und Martina Topley-Bird. Doch Tricky ist auch immer noch bemüht, neue Talente zu entdecken. Wie zum Beispiel die Sängerin Terra Lopez (Mitglied der Gruppe Rituals of Mine) die einen Gastauftritt bei “Armor” hat. Oder Mina Rosa, die dem Album Highlight “Running Wild” die Stimme gibt. Und Avalon Lurks die das Cover von Hole’s 1994 Song ‘Doll Parts’ singt.

Interessanterweise hat der Effekt seiner neu gefundenen finanziellen Unabhängigkeit und der gesunde Lebensstil bei Tricky dazu geführt, dass er zurück zu seinem klassischen Sound findet – vielleicht die letzte Eroberung für einen so experimentierfreudigen Künstler. “Ich muss nichts mehr beweisen und ich bin fein mit Referenzen zu mir selbst.” Tatsächlich bezeichnet er die Lead-Single “The Only Way” als “Hell is Round The Corner, Part 2”. Vielleicht seine Antwort auf die Welle von Künstlern die sich auf Trickys Sound der 90er-Jahre berufen - von The xx bis zu den innovativen Londoner Rappern Gaika und CASisDEAD. Dann stellt Tricky schließlich noch eine rethorische Frage in den Raum: “Die Leute sagen, das Album klingt nach Tricky… Aber wie klingt das denn bitte genau?” Das Album “Ununiform” ist ein glorioser, wundervoller, extrem persönlicher Versuch, diese Frage zu beantworten.


Album Facts:
VÖ: 22.09.2017
Artist: Tricky
Album: Ununiform
Label: False Idols

Album Tracklist:
1. Obia Intro
2. Same As It Ever Was (feat. Scriptonite)
3. New Stole (feat. Francesca Belmonte)
4. Wait For Signal (feat. Asia Argento)
5. It’s Your Day (feat. Scriptonite)
6. Blood Of My Blood (feat. Scriptonite)
7. Dark Days (feat. Mina Rose)
8. The Only Way
9. Armor (feat. Terra Lopez)
10. Doll (feat. Avalon Lurks)
11. Bang Boogie (feat. Smoky Mo)
12. Running Wild (feat. Mina Rose)
13. When We Die (feat. Martina Topley-Bird)


Single: Tricky - When We Die (feat. Martina Topley-Bird) VÖ: 12.07.17

Martina war die Sängerin auf Trickys Ära-prägendem Debüt-Album “Maxinquaye”. Das Album erschien einen Monat bevor die gemeinsame Tochter zur Welt kam. Es folgten Features auf den Folge-Alben “Nearly God” (1996), “Pre-Millennium Tension” (1996) und “Angels with Dirty Faces” (1998). Nach dieser außergewöhnlichen Serie von Alben war ihre Zusammenarbeit musikalisch dann weniger fruchtbar. Jetzt arbeiteten sie erstmals wieder zusammen, seit Tricky Gast war auf ihrem Mercury-nominierten Solo-Album “Quixotic” (2003). Doch Tricky betont, dass die Wiedervereinigiung auf “When We Die” eine weit weniger emotionale Angelegenheit ist, als es auf den ersten Blick erscheint. Denn wenngleich die musikalische Zusammenarbeit vor über einem Jahrzehnt endete, so waren sie doch privat in konstantem Austausch durch das Aufziehen der gemeinsamen Tochter, wie Tricky betont. “Das Ganze entstand einfach, weil nun die Zeit dafür da war. Ich sagte zu Martina, es wäre großartig wenn du auf diesem Album vertreten wärst, und dann ergab sich das auf ganz natürlich Weise, in dem sie ihre Vocals in einer Mail schickte. Meine Manager realisierten dass es seine große Sache ist, vor allem für die Zuhörer, aber nicht für uns selbst.”.



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