Romano - Copyshop
Vertigo / Universal
VÖ: 08.09.2017
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
Zopfenstreich
Da isser wieder. Berlins rappender Doppelzopf. Nach zwei Jahren Kreativpause schlendert Romano durch neue Videos, als wäre er nie weg gewesen. Look und Style kennt man bereits, der Überraschungseffekt von "Jenseits von Köpenick" bleibt dementsprechend aus. Roman Geike weiß das und macht es direkt zum Thema: "Die Kopie von der Kopie von der Kopie" habe er im Angebot. Was angesichts der grundlegenden Stilmerkmale zwar stimmt, letzten Endes aber völlig irrelevant ist. Denn "Copyshop" ist ähnlich wie seinerzeit "Metalkutte" in erster Linie ein Hit. Der Beat ist druckvoll und modern, die Hook sitzt wie angegossen. Und Romanos unverwechselbarer Vortrag hat nichts von seiner Faszination eingebüßt.
Noch immer reiht Geike assoziativ Zeilen aneinander, die sich in Mopsgeschwindigkeit im Kleinhirn festsetzen: "Wen trifft man auf jeder Feier / Wer hat die dicksten Eier / Vamos a la playa / Meine, meine Mutti." Was die derart besungene Dame von dieser Huldigung hält, ist leider nicht überliefert. Fest steht: Auch "Mutti", die zweite Vorabsingle, knallt ordentlich. Der Rest des Albums muss sich qualitativ nicht verstecken. So besitzt "Raupe" einen Beat, der Subwoofer und Tanzbeine gleichermaßen zum Glühen bringen dürfte. Und Tracks wie "Anwalt" und "Tourizocke" vereinen clevere Sozialstudien mit einprägsamen Soundstrukturen. Der Trick dabei ist simpel: Romano ist ein Meister der Verknappung. Wo andere Essays schreiben, lässt er einfach alles Überflüssige weg. Nur die Punchline zählt.
Herrlich ist diesbezüglich das höhnische "Ufo Joe", in dem ein Aluhutträger aufs Vorzüglichste vorgeführt wird. Hackerman gefällt das. Weniger überzeugend sind hingegen die Songs, die nicht über bloßen Kalauer-Status hinauskommen. Besonders "Ja, ich will" und das viel zu lange "Nur in meinem Kopf" hinterlassen einen schalen Beigeschmack. Dass Romano das Rappen mittlerweile deutlich besser beherrscht als auf seinem Debüt, tut den inhaltlich schwächeren Tracks indes gut. Auch wenn sie nicht auf ganzer Linie überzeugen können, sind sie wenigstens ohne Stirnrunzeln hörbar.
Letzten Endes ist Romano ein Clown. Und wie jeder gute Vertreter dieses Metiers weiß er ganz genau, wann es Zeit für die melancholischen Töne ist. "König der Hunde" rechnet beispielsweise schonungslos mit dem Berlin der Nachwendezeit ab, ohne dabei ins Plakative zu verfallen. Und dann ist da noch "Karl May", ein Volltreffer ins Herz. Der Song schildert auf ebenso berührende wie ironisierende Weise das Aufwachsen eines notorischen Außenseiters, Truck-Stop-Referenzen inklusive. Spätestens beim von Dieter "Maschine" Birr eingesungenen Refrain ist es dann vorbei mit der emotionalen Stabilität. Das ist groß. Bitte mehr davon.
Highlights
- Copyshop
- König der Hunde
- Anwalt
- Karl May feat. Maschine
Tracklist
- Copyshop
- König der Hunde
- Mutti
- Champagner Bar
- Raupe
- Ufo Joe
- Ja, ich will
- Anwalt
- Nur in meinem Kopf
- Tourizocke
- Karl May feat. Maschine
- Copyshop feat. MastaMic
Gesamtspielzeit: 41:06 min.
Album/Rezension im Forum kommentieren (auch ohne Anmeldung möglich)
Teile uns Deine E-Mail-Adresse mit, damit wir Dich über neue Posts in diesem Thread benachrichtigen können.
(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
Robert G. Blume Postings: 909 Registriert seit 07.06.2015 |
2017-09-12 09:53:47 Uhr
Gute Rezension auf jeden Fall. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27485 Registriert seit 08.01.2012 |
2017-09-11 22:16:38 Uhr - Newsbeitrag
Liebe Freunde und Medienpartner,am 08.09.2017 wird COPYSHOP, das neue Album von ROMANO veröffentlicht. „König der Hunde“ ist der dritte Vorab-Song mit Video aus seinem neuen Album. In „König der Hunde“ erzählt Romano zu surrenden Schleppbeats von der Nachwendezeit, als würde sie alle betreffen. Nicht breitbeinig am Felsen stehen, wehende Haare, keine Heldengeschichten, sondern die Szenen der Wirklichkeit: Einbruch im Bunker, Couch bei Quelle bestellen, Umschulung, Kaffeefahrten. VIDEO :: ROMANO - KÖNIG DER HUNDE |
9up |
2017-09-08 15:27:45 Uhr
Die Platte ist der Hammer! Ganz starkes zweites Album. Vielfältig, authentisch und jede Nummer absolut hörenswert. "Ja, ich will" kann man mögen oder nicht, ist aber in jedem Fall ein Statement, das in das umarmende Gesamtwerk gehört. "Nur in meinem Kopf" schafft eine düstere Atmosphäre, die schon angeteasert im Copyshop Video Lust auf mehr gemacht hat und für sich hält was sie verspricht. Die Texte sind auf den Punkt, die Beats sowieso - hat mehr Punkte verdient! |
Anbau |
2017-09-07 23:25:49 Uhr
Anbau |
nilo |
2017-09-01 00:03:26 Uhr
liest sich wie ne 7/10. freue mich auf das album! "mutti" fetzt. |
Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.
Referenzen
Die Antwoord; Siriusmo; Money Boy; Marteria; Deichkind; Alexander Marcus; Andreas Dorau; Die Ärzte; HGich.T; Joachim Witt; K.I.Z.; Tropkillaz; MC Fitti; Karate Andi; User 08/15; Yellow Claw; Munchi; Baauer; Zugezogen Maskulin; Lil Jon; Antilopen Gang; Dagobert; Music Instructor; Westbam; Dr. Motte; Grimes; M.I.A.; Snoop Dogg; Bolt; Vanilla Ice; Oliver Koletzki; George Michael
Bestellen bei Amazon
Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv
Threads im Plattentests.de-Forum
- Daniel Romano - Too Hot To Sleep (1 Beiträge / Letzter am 11.06.2024 - 20:56 Uhr)
- Romano - Vulkano Romano (15 Beiträge / Letzter am 16.03.2023 - 20:28 Uhr)
- Romano - Copyshop (8 Beiträge / Letzter am 12.09.2017 - 09:53 Uhr)
- Daniel Romano - Modern pressure (1 Beiträge / Letzter am 31.05.2017 - 21:04 Uhr)
- Romano - Jenseits von Köpenick (16 Beiträge / Letzter am 03.11.2015 - 17:29 Uhr)
- Romano Prodi (1 Beiträge / Letzter am 28.02.2007 - 00:14 Uhr)