Dälek - Endangered philosophies
Ipecac / PIAS / Rough Trade
VÖ: 01.09.2017
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Feedback erwünscht
Guter Rap wirkt direkt. Ein Beat, ein Rap, ein Gefühl. Besserer Rap knallt. Wenn auf einem Album "Dälek" steht, ist klar, was die Stunde geschlagen hat. Seit fast 20 Jahren veröffentlicht MC Dälek mit wechselnden Gehilfen durchweg Alben auf höchstem Niveau. Nur ein Jahr nach "Asphalt for Eden" erscheint nun "Endangered philosophies", was angesichts der meist längeren Pausen zwischen Dälek-Releases durchaus überraschend ist. Doch es kann Entwarnung gegeben werden: Das beschleunigte Tempo hat der Qualität in keiner Weise geschadet. Im Gegenteil – dringlicher und drückender klang das Projekt aus New Jersey schon lange nicht mehr. Die Grundelemente des Sounds sind die gleichen geblieben. Monotone Beats paaren sich mit Ambientflächen, Scratches und Gitarrenfeedbacks, während der MC Zeilen spuckt, die im Gedächtnis bleiben.
In Sachen Mixing herrscht ebenfalls Konstanz. Noch immer verschwindet Will Brooks' Stimme hinter all dem Gedröhne und Gewaber, das ihm rEK und Mike Manteca auf den Leib geschneidert haben. Klangtechnisch ist "Endangered philosophies" ein relativ hermetisches Album geworden. Quasi alle Tracks variieren das selbe Grundprinzip: Zu Beginn ertönt eine Feedbackschwade, nach einigen Sekunden setzt der Beat ein und die Hölle bricht los. Dass das Werk trotzdem nicht langweilig wird, liegt an der Präzision des Sounddesigns. Prominentestes Beispiel hierfür ist der Siebenminüter "A collective cancelled thought", dessen Hintergrundgeräusche sich auf einem Album von Godspeed You! Black Emperor ebenfalls hervorragend machen würden.
Aufgrund der Homogenität des Materials ist es anfangs schwer, einzelne Songs hervorzuheben. "Weapons" krallt sich schon nach einem Durchgang im Gehör fest, was vor allem an den grandiosen Oberton-Harmonien liegt. Auch das gnadenlos dahinrollende "The son of immigrants" hinterlässt beim Hörer ein angenehmes Taubheitsgefühl. Glücklicherweise haben Dälek nach den heftigsten Lärmeskapaden einige Verschnaufpausen eingebaut, von diesen sind besonders das melancholische "Sacrifce" und das verspulte "Battlecries" erwähnenswert. Ein Dälek-Album ist jedoch tatsächlich mehr als die Summe seiner Einzelteile. Es geht um die Stimme. Es geht um die Stimmung.
MC Dälek bleibt in seinen Texten meist gewohnt vage, wenn er jedoch direkt wird, dann richtig. "This is gonna change you / This is gonna change me / This has gotta change", lautet sein Fazit in "Numb". Die Distanz, die er in seinen Tiraden zur politischen Realität überwiegend aufrechterhält, weicht hier der Unmittelbarkeit. Der MC hat verstanden, dass es nicht darum geht, am lautesten zu schreien, sondern das letzte Wort zu behalten. In gewisser Hinsicht die Musik Däleks auch sinnbildlich für die Welt im 21. Jahrhundert: Viel Lärm, viel Krach und ganz, ganz leise irgendwo die Stimme der Vernunft. Hört hin, verdammt.
Highlights
- Weapons
- The son of immigrants
- A collective cancelled thought
- Numb
Tracklist
- Echoes of...
- Weapons
- Few understand
- The son of immigrants
- Beyond the madness
- Sacrifice
- Nothing stays permanent
- A collective cancelled thought
- Battlecries
- Straight razors
- Numb
Gesamtspielzeit: 55:36 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
Fuzzmyass |
2017-09-02 08:48:16 Uhr
Death grips ist ein furz gg dälek |
Exterminate |
2017-09-02 02:06:45 Uhr
Die Band hätte auch 2017 wesentlich mehr Aufmerksamkeit verdient.Trotz Death Grips & Co. immer noch relevant. |
GV |
2017-09-01 23:58:54 Uhr
Extrem gute Platte.. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27807 Registriert seit 08.01.2012 |
2017-08-23 21:29:38 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.Meinungen? |
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Referenzen
Techno Animal; Moodie Black; clipping.; JK Flesh; Cannibal Ox; Death Grips; Busdriver; El-P; Shabazz Palaces; Company Flow; Saul Williams; Aesop Rock; Antipop Consortium; Public Enemy; House Of Pain; Einstürzede Neubauten; Throbbing Gristle; Sage Francis; DJ Shadow; Busdriver; Run The Jewels; Black Milk; KNO; Oh No; Flying Lotis; Ben Frost; cLOUDDEAD; CunninLynguists; Still; Bomb Squad; Doom; Kendrick Lamar; Sole; Deltron 3030; Del Tha Funky Homosapien; Mr. Lif; Hail Mary Mallon; Tyler, The Creator
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