The Blood Brothers - ...Burn, Piano Island, burn

ARTISTdirect / Zomba
VÖ: 31.03.2003
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Flaming lips
Blut. Im Mund der Shouter. An den Fingern der Gitarristen. Im Ohr der Hörer. Wer mit Blutsbrüderschaft bisher die romantische Vorstellung von in den Sonnenuntergang reitenden Winnetou und Old Shatterhand verband, erlebt mit den Blood Brothers sein blaues Wunder. Schon "March on electric children", das letztjährige Album der Band aus Seattle, war nur etwas für Leute, die 25 Minuten lang die Luft anhalten können. Ein rasender Hardcore-Hurricane, eine Platte ohne nachzudenken, aufgenommen in weniger als einer Woche. Wie es klingt, wenn die ihrem Wahnsinn eine gesunde Portion System einverleiben, ist jetzt auf "...Burn, Piano Island, burn" nachzuhören. The shape of punk to come. So sieht's aus.
"...Burn, Piano Island, burn" ist keine Platte an der Grenze zur Unhörbarkeit - es reißt sie und alles andere einfach ein. Mit nicht gekannter Hingabe krakeelen sich zwei ständig unter Strom stehende Schreihälse die Stimmbänder wund. Die Gitarren sind im Nullkommanix auf 180, täuschen hinterhältig Melodien an und versinken dann doch wieder im Krach. Die Rhythmusfraktion hält ihnen derweil den Rücken frei und gibt den unverrückbaren Turm in der Schlacht. Wut und Druck der Blood Brothers sind schlichtweg sensationell. Für alle die dachten, At The Drive-In seien wild gewesen.
Großes Aber: "...Burn, Piano Island, burn" kann noch viel mehr, als hoffnungslos überforderte Trommelfelle matschig zu knüppeln. Den letzten Kick gibt den Songs erst, daß die Blood Brothers inmitten des heillosen Durcheinanders kühlen Kopf bewahren. Sie bündeln ihren Haß, arrangieren die Stücke außerordentlich clever und versehen sie mit allerlei wahnwitzigen Mätzchen. "Every breath is a bomb" wird nach vierminütigem Noise-Terror von einem butterweichen Wurlizer-Piano verschaukelt. In "Ambulance vs. ambulance" klingelt plötzlich ein Glockenspiel durch. "...Burn, Piano Island, burn" ist alles. Nur nicht bruchsicher.
Die Blood Brothers begnügen sich längst nicht damit, festgefahrene Hardocre-Strukturen zu pulverisieren. Ständig beschleunigen die Songs, bremsen wieder ab, treten aus, kippen um. Ein bis hinter den letzten Ton ambitioniertes Werk, herausfordernd und nach uneingeschränkter Aufmerksamkeit schreiend. Musik in ihrer rohsten und brutalsten Form, nachzuhören im abschließenden "The shame". Jenes tobt zunächst in gewohnter Manier, bleibt plötzlich stehen und schaukelt sich schließlich langsam Richtung Höhepunkt. Diesmal bleibt der letzte Schrei allerdings im Hals stecken. Plötzlich ist die Platte zu Ende. Einfach so. Die Stille ist kaum auszuhalten, doch der Gnadenstoß bleibt aus. Die Blood Brothers lassen ihre Hörer ausbluten. Bis zum letzten Tropfen.
Highlights
- Ambulance vs. ambulance
- Cecilia and the silhouette saloon
- The shame
Tracklist
- Guitarmy
- Fucking's greatest hits
- Burn, Piano Island, burn
- Every breath is a bomb
- Ambulance vs. ambulance
- USA nails
- Cecilia and the silhouette saloon
- Six nightmares at the pinball masquerade
- The salesman, Denver Max
- I know where the cannaries and the crows go
- God bless you, bloodthirsty zeppelins
- The shame
Gesamtspielzeit: 47:51 min.
Referenzen
Botch; Since By Man; Converge; JR Ewing; The Locust; Melt-Banana; The Dillinger Escape Plan; Refused; The Coalfield; Coheed And Cambria; Naked City; At The Drive-In; Glassjaw; Breach; Fugazi; Neurosis; Mínus; Christiansen; Crimson Kids; Poison The Well; From Autumn To Ashes; Nation Of Ulysses; Brainiac; Liars; Dog Fashion Disco; Drive Like Jehu; Snapcase; The Used; Thrice; Vaux; Billy Talent; The Make-Up; A.M. Thawn; The Oliver Twist; Marr
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