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A$AP Twelvyy - 12

A$AP Twelvyy- 12

A$AP Worldwide / Polo Grounds / RCA
VÖ: 04.08.2017

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Mob deep

Der August steht im Zeichen des A$AP Mobs. Ein neues Mixtape von A$AP Ferg erscheint Mitte, ein weiterer Sampler des gesamten Mobs in Form des zweiten Teils der "Cozy tapes"-Reihe Ende des Monats. Den Anfang der Release-Welle im selbst ausgerufenen "Awgest" macht Mitglied A$AP Twelvyy. Der Beitrag von jenem Jamel Philips an der weltweiten Bekanntheit des Künstlerkollektivs ist bisher relativ überschaubar. Ein Feature hier, ein Feature da, aber die Aufmerksamkeit zogen vornehmlich die Kollegen Rocky und Ferg auf sich. Neben dem zum Teil psychedelischen Trips eines Pretty Motherfuckers und der Aura eines Trap Lords ist es zweifellos gar nicht so einfach, seine eigene Nische zu finden. Mit "12" gelingt es trotzdem, weil das Album New-York-Sound auf eine Essenz runterkocht, die alte und neue Herangehensweisen geschmeidig vereint. Einerseits bringt die Platte alle Facetten der jungen Crew aus Harlem ein und lässt die Protagonisten verspult über die schleppenden Beats flowen. Anderseits zeugen viele Elemente vom düsteren Straßen-Rap der Neunziger, den der kürzlich verstorbene Prodigy zusammen mit Havoc als Mobb Deep zur weltweiten Blaupause erhob.

Der Endzwanziger, der von Rap-Musik kurzzeitig sogar genug hatte, kontert seine selbst auferlegte Abstinenz mit etwas aus, das leicht neben den Effekte-Zeitgeist gesetzt ist und dennoch perfekt ins Hier und Jetzt passt. Mob-Mastermind A$AP Yams weilt nicht mehr unter den Lebenden, aber das Kollektiv trieb seine Visionen immer voran. Der schonungslose Vortrag Philips' lebt von Gewaltschilderungen, die mit Gewissenskonflikten einhergehen. Die schwierigen Viertel New Yorks mutieren in "Castle hell" zur Hölle auf Erden. Dank eines Jungen aus Ostfriesland weiß der Rap-Interview-Liebhaber, dass es durchaus auch in "Good old Germany" möglich ist, "Strapped" zu sein. Für realistischere Einsichten in ein Leben, das von Drogen, Kriminalität und Gang-Aktivitäten angefüttert wird, sollte jedoch lieber jemand äußern, der sich wahrhaftig in diesen Straßenschlingen verfangen hat. Diesen Auftrag erfüllt A$AP Twelvyy mit Bravour und Tiefgang. Nachdem der Einstieg in den Part aus A$AP Rockys Sicht zu harmlos geraten sei, wiederholt der MC aus Harlem mit ordentlichem Druck in der Stimme, was ihn geißelt. Dabei samplen "Strapped" und das folgende "Diamonds" bekannte Akteure der Popwelt. Ersteres Stück leiht sich den Gesang bei Sampha. Zweiteres bedient sich bei Phantogram, weil sich die Hook hervorragend auf die eigenen Umstände übertragen lässt. Selbst wenn der Mund voller Diamanten glänzt, ist es mehr Schein als Sein und die Geheimnisse weiterhin in den Gassen zwischen den Blocks.

Die innere Unruhe brodelt und weicht dem Rapper trotz zahlreicher Statusobjekte so schnell nicht von der Seite: "I'm a shooter, fuck my sneaker fashion / Fantasize about a week on acids." Auf vorliebig harten Drums und Piano-Loops wirft das Album diesen emotionalen Ballast ab. Für Mob-Member A$AP Ferg schert das sonst ziemlich stringente Soundbild einmal aus. In "Hop out" kredenzt die Hook Kalamari und mithin eine Wagenladung Extravaganz. Spaß an der Sache ist schließlich nicht verboten. Ansonsten bleibt für ein A$AP-Mitglied erstaunlich wenig Zeit für Marken, Mode und Oberflächlichkeiten. Das Leben in Harlem und Castle Hill war vermeintlich zu rau für das schlichte Aufzählen diverser Designerwaren. Für gleichermaßen dezenten Fashion-Talk stehen auch die Gastbeiträge der Flatbush Zombies und von Joey Bada$$, die auf "A glorious death" und "Riviera" eine Version des Boom-Bap-Raps der Ostküste abbilden. "Yea yea yea" erinnert hingegen mehr an Vince Staples "Fish theory", ohne komplett dessen avantgardistischen Tüfteleien zu folgen. Selbst wenn das politisierende Narrativ eines Kendrick Lamars auf "12" kaum stattfindet, gelangt das abschließende "Brothers" mit wenigen Worten doch noch zu einer tragenden Einsicht. Das Vertrauen liegt nicht an einem Ort, sondern im Umfeld: "All we got is us, A$AP / In A$AP we trust." Dort ist es gut aufgehoben.

(Michael Rubach)

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Highlights

  • Castle hell
  • Diamonds (feat. A$AP Rocky)
  • Hop out (feat. A$AP Ferg)
  • Yea yea yea (Maps)

Tracklist

  1. Castle hell
  2. Bamboo skit (feat. Fredo Starr)
  3. Strapped
  4. Diamonds (feat. A$AP Rocky)
  5. L.Y.B.B. (Resolution)
  6. Uncle Mikey skit
  7. Hop out (feat. A$AP Ferg)
  8. Yea yea yea (Maps)
  9. Ea$tsidegho$t (feat. MD$, A$AP Ant & A$AP Nast)
  10. A glorious death (feat. Flatbush Zombies)
  11. Riviera (feat. Joey Bada$$ & Telena)
  12. Sunset park
  13. Periodic table
  14. Brothers (feat. Smooky Margielaa)

Gesamtspielzeit: 38:44 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
homie im gehege
2017-08-19 19:35:45 Uhr
naja,geschmackssache würd ich sagen. hab ihn halt über das mixtape und sein major kennengelernt. gerade die dinger mit den härteren beats wie base oder die cloudigen sachen wie demons. der zweitling war zwar dann schon arg poliert, hatte aber sehr sympathische gäste drauf.

in alla kam ich dann so gar nicht rein. hab dem album aber auch nur ein paar durchläufe gegeben. werd's die tage mal noch mal ansteuern.

kommt von rocky eigentlich diess jahr noch was?
Schwarz (der echte)
2017-08-19 15:20:02 Uhr
Trap Lord war auch ein Brett.

MopedTobias (Marvin)

Mitglied der Plattentests.de-Schlussredaktion

Postings: 20165

Registriert seit 10.09.2013

2017-08-19 15:05:38 Uhr
At.Long.Last.A$AP war Mist? Ist sein bester Release für mich, sogar mit Abstand.
homie im gehege
2017-08-19 14:48:31 Uhr
bis auf rocky kann man alle aus dem mob vergessen, wobei sein letztes eigentlich auch ziemlicher mist war. der steht oder fällt für mich mit seinem nächsten projekt.
Schwarz (der echte)
2017-08-18 12:30:20 Uhr
Props an Michael Rubach, dem ich hiermit als weit und breit einzigem PT-Autor die Erlaubnis erteile, Rap-Alben zu rezensieren.
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