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Unkle - The road: Part I

Unkle- The road: Part I

Songs For The Def / Al!ve
VÖ: 18.08.2017

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Weg nach oben

Das von James Lavelle geführte Kollektiv Unkle ist seit jeher ein recht umstrittenes Projekt. Vielleicht auch, weil der bekannteste Track "Rabbit in your headlights" mal eben den großen Thom Yorke auffuhr oder weil DJ Shadow kurz nach dem Debüt den Abgang machte. Immer drehte sich die Aufmerksamkeit um Leute außerhalb der Truppe. Auf die Werkschau überträgt sich diese Uneinigkeit. "Belanglos nach dem ersten Album", sagen die einen. "Sind immer geil gewesen", meinen die anderen. "Waren schon immer egal!", schallt es von draußen rein. Der Rezensent möchte eine weitere These in den Raum werfen: Unkle sind nach dem bestenfalls durchwachsenen "Psyence fiction" aus 1998 immer selbstsicherer und besser geworden! Klar, jenes Debüt hatte seine großen Momente. Aber eben auch Mike Ds schlechtesten Rap seiner Karriere oder das Finale von "Lonely soul" mit mehr Fake Endings als die Karriere des Unheilig-Grafen. Mit solchen Kinderkrankheiten gibt sich das fünfte Album "The road: Part I" gar nicht mehr ab.

Die Gästeliste mag noch größeres Ausmaß angenommen haben, doch davon ist jedoch nur an wenigen Stellen wirklich etwas zu spüren. Etwa, wenn der unverkennbare Mark Lanegan zum zweiten Mal ein Unkle-Stück veredelt und man zwar zugeben muss, dass es eins zu eins auch auf dessen letzte Alben gepasst hätte, aber dennoch ein ausgefuchstes Stück Elektropop mit orchestraler Dramatik geworden ist. "Farewell" hingegen mag sich hinter dem "feat." zwar einen Tolstoj-Roman halten, fungiert aber als vollkommen einnehmende Ouvertüre. Gospel lässt grüßen, die intensivierte Repetition schickt Gänsehaut-Kommandos in die Nervenbahn. Diese melancholische Unruhe möchte man gar nicht mehr aus dem Kopf bekommen. Ganz klar: So gut hat Lavelle noch keine Platte eröffnet.

Es wäre vermessen, den Mittelteil von "The road: Part I" euphoriedämpfend zu nennen, dazu ist er zu gut. Sagen wir einfach: Er ist nicht ganz so herausragend wie der Einstieg. Das mit Elliott Power entstandene "Cowboys and indians" überzeugt melodisch, wirkt höchstens in puncto Beats etwas im TripHop der Neunzigerjahre gefangen. Nicht anders ergeht es Powers zweitem Feature "Arm's length", dass einen Touch von Bumsschuppenmusik hat, aber trotzdem gefällt. Immerhin ein ganzes Jahrzehnt jünger ist die Quelle, an der sich "Sonata" bedient. Die dramaturgische und dynamische Parallele zu Portisheads "The rip" ist so offensichtlich, dass man durchaus mal die Stirn in Falten legt. Unkles Auftakt zu einer mehrteiligen Serie wirkt nicht selten wie ein Puzzle aus den Weggefährten der Neunziger, Nuller und dem, was heute davon noch so übrig ist. "The road: Part I" macht aber eines besser als die Vorgänger: Es schafft, die Einzelteile stimmiger miteinander zu verknüpfen. Die "Iter" betitelten kurzen Spoken-Word-Zwischenstücke hätte es dazu nicht einmal gebraucht.

Denn wie es sich für ein gepflegtes Drama gehört, wird gegen Ende der Sound noch mal richtig aufgedreht. "The road", offenbar nicht ohne Grund Titeltrack der Sammlung, startet verträumt und prescht stellenweise rockig nach vorne, als ob es kein Morgen gäbe. Eine angenehm psychedelische Note behält er jedoch stets bei. Sechs Minuten Achterbahnfahrt – Innehalten oder Antreiben? In der Unsicherheit liegt die Kraft. Der Dreampop von "Sunrise (always comes around)" leitet den willkommenen Comedown ein. So anschmiegsam, dass es auf einer besseren Radiostation sogar massentauglich vorstellbar wäre, würde er sich nicht in der Mitte so toll verlieren. Ob das alles zeitlos ist, werden wir in 20 Jahren beantworten können. Die Chancen stehen aber gut, dass "Psyence fiction" auch dann neben "The road: Part I" noch ziemlich alt aussehen wird.

(Felix Heinecker)

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Highlights

  • Farewell (feat. Ysée, Eska, Elliott Power, Keaton Henson, Liela Moss, Mïnk, Dhani Harrison & Steven Young)
  • Looking for the rain (feat. Mark Lanegan & Eska)
  • The road (feat. Eska)
  • Sunrise (always comes around) (feat. Liela Moss)

Tracklist

  1. Iter I: Have you looked at yourself
  2. Farewell (feat. Ysée, Eska, Elliott Power, Keaton Henson, Liela Moss, Mïnk, Dhani Harrison & Steven Young)
  3. Looking for the rain (feat. Mark Lanegan & Eska)
  4. Cowboys or indians (feat. Elliott Power, Mïnk & Ysée)
  5. Iter II: How do you feel
  6. Nowhere to run / Bandits
  7. Iter III: Keep on runnin'
  8. Stole enough (feat. Mïnk)
  9. Arm's length (feat. Elliott Power, Mïnk & Callum Finn)
  10. Iter IV: We are stardust
  11. Sonata (feat. Keaton Henson)
  12. The road (feat. Eska)
  13. Iter V: Friend or foe
  14. Sunrise (always comes around) (feat. Liela Moss)
  15. Sick lullaby (feat. Keaton Henson)

Gesamtspielzeit: 56:57 min.

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User Beitrag

The MACHINA of God

User und Moderator

Postings: 34619

Registriert seit 07.06.2013

2017-08-20 04:26:23 Uhr
Hui, das ist ja ruhig.
Zac Mcracken
2017-08-19 21:09:23 Uhr
Schockverliebt!
Das Interesse für U.N.C.L.E hält sich hier aber wohl in Grenzen. Cooles Album jedenfalls.
Fiep()
2017-08-06 21:56:12 Uhr
Psience fiction hat sonderstatus und ist mehr dj shadows werk würd ich sagen, drum find ich den vergleich unpassend.

Aber so: angenehme rezsion, bin gespannt ob dieses wieder mehr für mch hat, das letzte hatte wirklich nur vereinzelt gute songs.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 28503

Registriert seit 08.01.2012

2017-08-06 20:49:31 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

Meinungen?

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 28503

Registriert seit 08.01.2012

2017-06-27 10:32:12 Uhr - Newsbeitrag
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