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Dirty White Fever - ... on the shores of San Salvador

Dirty White Fever- ... on the shores of San Salvador

Roadkill
VÖ: 21.07.2017

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Benehmt Euch!

Was war das Besondere am Ei des Kolumbus? Und wieso hatte er nur eins? Eine Frage, die man Dirty White Fever aus Brighton nicht stellen sollte. Einerseits wegen der unerträglichen Har-har-Witzigkeit. Andererseits, weil Dominic Knight und Leon Holder die Insel am Nordzipfel der Bahamas, die bei "... on the shores of San Salvador" im Titel steckt, nicht mit dem berühmten Entdecker, sondern mit der Unterdrückung indigener Völker und allgemeiner mit der Diskriminierung von Minderheiten in Verbindung bringen. Nur folgerichtig also, dass die zwei den fremde Kulturen vernichtenden Imperialismus einer vermeintlichen weißen Herrenrasse auf ihrem Debüt angemessen zornig illustrieren. Denn auch im 21. Jahrhundert gibt es mit Homophobie, Rassismus, Sexismus oder haltlosem Kapitalismus genug Missstände, über die man sich ganz schön aufregen kann. Am besten mit entsprechendem musikalischem Radau. Für seinen Dreckschüppengesichts-Rock'n'Roll sind dem Duo dabei viele Mittel recht.

Etwa zweckmäßig kompakt eingedampfte Blues-Bömbchen, sumpfiger Noise-Rock, agiler Dance-Punk und sogar HipHop, wenn die beiden auf der digital kostenfreien "7.83 Hz"-Single Yasiin Bey a.k.a. Mos Def covern. Deren A-Seite hingegen kickt als Kontrastprogramm ein so infektiöses Uptempo-Brett vor sich her, dass auch die Kollegen von Death From Above 1979 ordentlich mit dem Rüssel schlackern – als würden The Dead 60s im "Riot radio" vehement auf ihre "Romantic rights" pochen. Vielleicht der offensichtlichste Hit eines Albums, das vor heruntergestimmten Gitarren und Schwitzkasten-Drums streckenweise auseinanderzufliegen droht und genau die Idee ungehobelte Rohheit an den Tag legt, die Dirty White Fever vom Major-Vertrag der ebenfalls vergleichbaren Royal Blood trennt. Womit Knight und Holder einverstanden sein dürften – haltloser Kapitalismus, Sie verstehen schon. Und was die Briten auf "... on the shores of San Salvador" abfackeln, verpasst nicht nur diesem einen krachenden Tritt in den Allerwertesten.

Schon zum Auftakt vermag Knight Stimme und Gitarre nur mit Mühe im Zaum zu halten, bevor "Shallow borders" durchdrehendes Riffing und heiseres Geschrei vor die Wand fährt. Und verschleppen "From city to exit" und vor allem das gespenstisch widerhallende "Faultlines" die Geschwindigkeit bis beinahe unter die Grasnarbe, reift die Erkenntnis: Bei aller rabiater Faustschlag-Qualität der Produktion scheinen Dirty White Fever etwas von Musik zu wissen – und von den kleinen Tricks, mit denen man Hörer bei der Stange hält. Breaks, Heiß-kalt-Wechsel, Kawumm. Und auch wenn Knight kein Tom Morello ist, wüten die tosende Komplex-Granate "Pariah" oder die freidrehenden instrumentalen Freakouts von "Prism" derart eindrucksvoll gegen die Maschine, dass es beinahe schade wäre, wenn die Menschheit auf ihre alten Tage endlich lernen würde, sich zu benehmen. Denn wo wäre dann noch der Grund für auf den Punkt lärmende Platten wie diese? Doch man muss eben Prioritäten setzen. Tun Dirty White Fever ja genauso.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Shallow borders
  • Faultlines
  • 7.83 Hz
  • Pariah

Tracklist

  1. Shallow borders
  2. Faultlines
  3. From city to exit
  4. 7.83 Hz
  5. Stank rose
  6. Interlude
  7. Love the ocean
  8. Pariah
  9. Lear
  10. Prism
  11. Thank you

Gesamtspielzeit: 37:25 min.

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Oliver
2017-08-16 14:22:32 Uhr
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Armin

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Registriert seit 08.01.2012

2017-08-06 20:43:59 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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