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Sivu - Sweet sweet silent

Sivu- Sweet sweet silent

Square Peg / Cargo
VÖ: 11.08.2017

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Auf Tauchstation

Schwindel, Tinnitus und Hörverlust: Das sind drei Symptome der Krankheit Morbus Ménières. Sie tritt statistisch am häufigsten bei Menschen zwischen 40 und 60 Jahren auf und ist nicht heilbar. James Page aus dem englischen Cambridgeshire ist 29 Jahre alt. Die Diagnose bekam er vor rund vier Jahren. Aus dem Nichts seien die Attacken gekommen, sagt der als Sivu musizierende Brite. Und genauso unberechenbar bleibt für ihn, wann sich Ménières wie stark mit welcher Häufigkeit meldet – und welchen Effekt das auf sein Schaffen hat. Sivu lernt also kontinuierlich den künstlerischen Dämpfer zu händeln und ist wohl noch einmal ein paar Prozent mehr stolz darauf, Album Nummer zwei in die Welt schicken zu können.

Den thematischen Überbau des (temporären) Hörverlustes gab es 2017 bereits bei Peter Silbermans "Impermanence". Der Frontmann der Antlers spricht darauf über die veränderte Wahrnehmung seiner Umgebung. Sivu blendet zwar die Unsicherheiten und den psychischen Kampf nicht aus, entscheidet sich aber letztlich für die positive Lesart: "Sweet sweet silent". Nicht etwa "Lost in silence" oder so. Der Titeltrack der von Alt-J-Mitglied Charlie Andrew produzierten – und auf seinem Label veröffentlichten – Platte kommt sodenn eher wie ein synthetisch-sämiges, träumerisches Element daher; als breiteten die Streicher ihre Flügel aus und zögen den Song weg von bösen Gedanken.

Sehr weit sogar. Das verrauschte Hören adaptiert Page und geht damit auf abenteuerliche Tauchstation. Im Opener "Submerisble" nimmt er das U-Boot, um die Welt zu erkunden. Ein verschollene Stimme ertönt im Loop, den Mund voller Wasser, im Maschinenraum oder der Küche klöppelt jemand im Takt, ehe von irgendwo als Teil dieser wunderbaren Klimax sich eine opernhafte Diva einmischt, Sivu selbst aber seelen(un)ruhig über dem Logbuch hängt: "You have to break your body first, before you lose your soul." Auch wenn das Cover symbolisch einen verwaschenen Filter über Sivus Konterfeit legt, insbesondere Ohren und Mund bewusst ausklammert, und die Krankheit omnipräsent ist, macht der 29-Jährige sie nicht zum Dauerthema.

Sivu erzählt auf den demohaften – nichtsdestotrotz oft vielschichtigen – Stücken auch über Zweifel, Dankbarkeit, Familie und nutzt das simpel gehaltene und um Nebengeräusche aufgebaute "Childhood house" für eine Selbstreflexion seines bisherigen Lebens. Die dafür notwendige Atmosphäre für Singer-Songwriter Sivu kreiieren oftmals Streicherklänge. Da spürt man Angst in "Lonesome", Liebe in "Kin and chrome", Pages Vorliebe für Radiohead in "Flies" und erlebt bei "Moon river"die Erweckung nostalgischer Gefühle. Das Stück schrieb Sivu für seinen Großvater, den "strong swimmer" und Sinatra-Fan, der nun von seinem Enkel posthum die folkige Variante eines Crooner-Stücks serviert bekommt und ihm obendrein Damien Rice schmackhaft macht. Ménières ist für Musiker ein hartes Brot, "Sweet sweet silent" für Sivu ein großer Schritt. Und dass es nicht der letzte sein muss, kann er sich von Ryan Adams versichern lassen.

(Stephan Müller)

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Highlights

  • Submersible
  • Flies
  • Childhood house
  • My moon river

Tracklist

  1. Submersible
  2. Lonesome
  3. Kin and chrome
  4. Sweet sweet silent
  5. Blood clots and pheromones
  6. Flies
  7. Childhood house
  8. Drastic change
  9. My moon river
  10. Wonder in me

Gesamtspielzeit: 45:59 min.

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User Beitrag

Armin

Plattentests.de-Chef

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Registriert seit 08.01.2012

2017-07-26 23:22:59 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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