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DCVDNS - Der erste tighte Wei$$e

DCVDNS- Der erste tighte Wei$$e

Urban / Universal
VÖ: 07.07.2017

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Lehren aus dem Benz

Kaum jemand sonst hat es sich in seiner Außenseiterrolle so gemütlich eingerichtet wie DCVDNS. Der Saarländer, der sich auf "Der erste tighte Wei$$e", gerne auch nur mit DCV abkürzt, gibt sich so wandelbar wie das Akronym, das er benutzt. Dominik Christoph von der Nordsee, Der Coole von der neuen Schule oder einfach eine Zufallsauswahl, die entsteht, wenn der Kopf auf die Tastatur fällt. Eines ist sicher: Keine dieser Begründungen werden an die Person hinter dem Rapper heranreichen. Schwer zu sagen, wer da wirklich durch die harmlos wirkende Fassade linst. Auf jeden Fall empfindet dieser Person eine tiefe Zuneigung zum Westcoast-Sound der Neunzigerjahre und abseitigen Humor. Wie so einiges in der Diskografie des Brillenträgers, die inzwischen immerhin insgesamt drei Solo-Alben, eine EP und eine Kollabo-Platte mit den Inglebirds umfasst, ist auch der Titel seines aktuellen Streichs eine Hommage. Die Berliner Battlerap-Institution Taktloss stand Pate. Kein Zufall, wenn man sich dessen schwer greifbares Lebenswerk vor Augen führt. DCVDNS sucht sich gern die wenigen Gleichgesinnten im Dickicht der holzschnittartigen HipHop-Landschaft.

Nach über drei Jahren ohne neues Material ist die Erwartungshaltung selbstverständlich hoch. Ein gutes Mittel, um dieser gerecht zu werden, ist zu Beginn für die richtige "Atmosphäre" zu sorgen. Das lockert auf, das nimmt die Bürde des Auftakts. Also setzt DCVDNS ein Intro vor das Intro. Wer sich zum Astrozwilling von Rihanna erklärt und zur Jahreswende dem Ableben von Dr. Dre gedenkt, der kann sich sowas rausnehmen. Solche Dreistigkeiten sind Teil der Strategie des ehemals leidenschaftlichen Pollunderträgers. Eine Übersicht über die gesammelten Aus- und Auffälligkeiten bietet das Internet. Die Menge an Details würden den Rahmen sprengen. Ob Stefan Raab, unwissende Jung-Moderatorinnen oder die gesamte Rapjournaille – alle sind sie bereits in den Genuss der absurden Darbietungen gekommen. Der neuerdings dreiäugige Unruhestifter in NASA-Jacke weiß genau, wie er sich zu geben hat, um die Erwartungen seines Gegenübers zu unterlaufen. Die Bloßstellung der Verschwörungstheoretiker, die so unterwegs sind, läuft quasi nebenher, ohne eine Silbe darüber zu verlieren. In "DDHHIM" formuliert er dann einen für den Hörer entscheidenden Gedanken, der kurz eine ganze Haltung in Frage stellt. "Du denkst HipHop ist Musik, es ist wie Du Dich bewegst / Gehst, redest wie Du guckst, fickst, furzt und wie Du riechst. " Dabei ist seine Herangehensweise an Rap durchtränkt von Liebesbeweisen an die Kultur. Zum Beispiel markiert das gesamte Videokonzept zu "Internationale Pimp" eine Reminiszenz an Plattencover von Südstaaten-Rappern. Das New Yorker Urgestein KRS-One ist bereits The Teacher, aber um jedes Mosaiksteinchen der mannigfaltigen Kunstgriffe von DCVDNS adäquat deuten zu können, ist die Auseinandersetzung mit der HipHop-Historie geradezu notwendig.

Die Zuhälter-Karrikatur durchzieht das Werk von DCVDNS. Mit Bushido-Biografie und Juice ausgestattet, verliert die anschaffende Damen-Brigade spielerisch an Glaubhaftigkeit. Diese Brüche treten ständig auf den Plan und sind Seitenhiebe und Ehrerbietung zugleich. Der "zweite deutsche Rapper, der flowt" drückt in "Neuer alter Savas" zwar einerseits seine Bewunderung für Kool Savas aus, aber macht zudem deutlich, dass er mit dessen letzten musikalischen Taten nicht ganz konform geht. In diesem sehr dehnbaren Zwischenraum von Häme und Huldigung tobt sich der Ex-Inglebird aus. Dabei fallen die Songs, die mit den Bundesland-Buddies Genetikk entstanden sind, eher als zu brav und angepasst auf. Hingegen ist das Update zur Lowrider-Hymne "Mein Mercedes", das passenderweise "Mein Mercedes (II)" heißt, ähnlich amüsant wie der Erstling. All die angebrachten Zitationen weisen den Rapper keineswegs als ewig Gestrigen aus. Im "Freestyle" packt er den Chief-Keef-Stil aus und rappt herrlich ignorant mit Fußballervergleichen und suchtbedingten Pausen auf einem möglichst einfach gehaltenen Trap-Beat. So wie gerade viele andere. Nur würden die Opfer dieser Persiflage, den eigenen Output niemals als frei vorgetragen einstufen. Die knapp halbe Stunde Spielzeit ist so vollgestopft mit Kommentaren auf Vergangenes und Jetziges, dass diese Platte fast als Lehrmaterial für HipHop durchginge – als sehr unterhaltsames.

(Michael Rubach)

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Highlights

  • Der erste tighte Wei$$e
  • Neuer alter Savas
  • Freestyle

Tracklist

  1. Atmosphäre
  2. Intro
  3. Der erste tighte Wei$$e
  4. DrPepper (feat. Tamas)
  5. Internationaler Pimp
  6. Neuer alter Savas
  7. Kids (feat. Genetikk)
  8. Freestyle
  9. Goldene Rolex am Schwanz
  10. Mein Mercedes (II)
  11. Looc tsi Natas (feat. Genetikk)
  12. DDHHIM

Gesamtspielzeit: 32:37 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Schwarz (der echte)
2017-08-02 20:07:28 Uhr
Netter Versuch. Finds immer noch wack.
Schwarz (der echte)
2017-08-02 18:45:31 Uhr
Muss mich korrigieren: Finde es mittlerweile echt nice! Hat doch nen ganz netten Flow!
Mc Calli
2017-08-02 01:07:08 Uhr
https://www.youtube.com/watch?v=Z-E2yzcpP3k
MC Calli
2017-08-02 01:01:58 Uhr
Das letzte Album fand ich deutlich besser, dieser Autotune-Zusatz klingt wohl lustig ist aber auch nicht wirklich originell...

MasterOfDisaster69

Postings: 936

Registriert seit 19.05.2014

2017-07-28 17:42:28 Uhr
armes D. >2Mio Klicks:
https://www.youtube.com/watch?v=EBJ0urdEWQw
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