Alice Cooper - Paranormal

Ear / Edel
VÖ: 28.07.2017
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Bleibende Erinnerung
Kennt Ihr das? Ihr räumt endlich mal den Dachboden auf, und plötzlich tauchen längst vergessene Schätze auf, von denen Ihr nicht einmal mehr wusstet, dass Ihr sie überhaupt noch besitzt. So oder ähnlich muss es dieser Tage Vincent Furnier ergangen sein. Denn neben alten Requisiten seines Alter Ego Alice Cooper und vielerlei sonstigem Gerümpel – Schlangenhäute, Guillotinen oder was man als Schockrocker halt so im Schuppen herumliegen hat – tauchte plötzlich ein zusammengerolltes Bild auf, das ihm zu Beginn seiner Karriere ein gewisser Andy Warhol vermacht hatte. Grob geschätzter Wert: mehrere Millionen Dollar. Doch bevor nun jeder vom Rechner aufspringt und seine Kindergartenzeichnungen aus der Playmobil-Kiste zerrt: Alice Cooper macht schon lange keinen Hehl mehr daraus, dass relevante Teile seiner Karriere im alkoholinduzierten Nebel der Erinnerungen verblasst sind. Da kann es halt schon mal passieren, dass ein seltener Warhol sein Dasein gerollt auf dem Speicher statt gediegen gerahmt an der Wand fristet.
Inzwischen ist Cooper seit vielen Jahren trocken, doch eines hat er dabei nicht vergessen: nämlich dass es vor Beginn der eigenen Solo-Karriere eine Alice Cooper Band gab. Und diese dann doch schon recht betagten Kollegen wurden nicht nur 2011 anlässlich der Aufnahme in die Rock And Roll Hall Of Fame wieder aktiviert, sondern durften auch zu Coopers 19. Soloalbum "Paranormal" zwei überaus passable Tracks beisteuern. Dass Alter und gute Rockmusik kein Widerspruch sein müssen, weiß man nicht erst seit Lemmy, auch der 69-Jährige zeigt sich gerade hier und auf den Live-Aufnahmen der zweiten CD des Pakets bestens aufgelegt. Doch warum wird das Pferd von hinten aufgezäumt, warum der Blick auf eine zweite CD, die zudem auch noch auf den ersten Tonträger gepasst hätte?
Nun, das ist einfach. Denn Cooper schlägt mit "Paranormal" einen meisterhaften Bogen in die Vergangenheit, 45 Jahre nach dem Durchbruch mit der Single "School's out". Bereits der eröffnende Titeltrack ist eine wunderbare Reise zurück und lässt als treibender Hardrocker keine Fragen offen. Das folgende, durchaus sperrig geratene "Dead flies" hingegen zeigt endgültig, dass die Zeiten der geschmeidigen Radiohits wie "Poison" vorbei sind. Statt dessen dominiert roher Rock, tatsächlich vom zur Weichspülerei neigenden Bob Ezrin produziert, der mit "Fireball" noch eine Spur entschlossener marschiert. Ganz anders gelagert ist "Paranoiac personality", das zu einem fett pumpenden Groover anwächst und derart gekonnt mit den Theorien der berüchtigten Aluhut-Träger jongliert, dass man sich doch des öfteren verstohlen hinter sich blickt. Und wo wir gerade bei Groove sind: Falls dem Hörer die Boogie-Gitarren von "Fallen in love" irgendwie bekannt vorkommen sollten, so ist dies natürlich die Verantwortung von Billy Gibbons, der bekanntermaßen hauptberuflich für ZZ Top den Bart schwingt.
Das klingt euphorisch? Soll es auch. Denn auch wenn Mr. Furnier mittlerweile tatsächlich so alt ist, wie er schon seit Jahren aussieht, ist "Paranormal" weit entfernt davon, als sattes Alterswerk in die Geschichtsbücher einzugehen. Vielmehr überzeugt die Platte vor allem durch ihre ungestüme Spielfreude, die im Fall von "Holy water" bisweilen gar einen so überdrehten Schwung aufweist, als würde Tim Burton ein eigenes Musical designen. Ob es dazu wirklich die hinlänglich bekannten – allerdings höchst souverän inszenierten – Live-Mitschnitte gebraucht hätte, sei dahingestellt, den Gesamteindruck schmälern sie allerdings nur marginal. Viel wichtiger ist, dass dieses Album mit einer ungeahnten Frische rockt, die man in dieser Form niemals von einem fast 70-Jährigen erwarten konnte. In Vergessenheit gerät Cooper mit einer derart starken Platte wie "Paranormal" jedenfalls nicht.
Highlights
- Paranormal
- Paranoiac personality
- Fallen in love
- The sound of A
Tracklist
- CD 1
- Paranormal
- Dead flies
- Fireball
- Paranoiac personality
- Fallen in love
- Dynamite road
- Private public breakdown
- Holy water
- Rats
- The sound of A
- CD 2
- Genuine American girl (performed by the original Alice Cooper Band)
- You and all of your friends (performed by the original Alice Cooper Band)
- No more Mr. Nice Guy (Live In Columbus (OH), May 6, 2016)
- Under my wheels (Live In Columbus (OH), May 6, 2016)
- Billion dollar babies (Live In Columbus (OH), May 6, 2016)
- Feed my Frankenstein (Live In Columbus (OH), May 6, 2016)
- Only women bleed (Live In Columbus (OH), May 6, 2016)
- School's out (Live In Columbus (OH), May 6, 2016)
Gesamtspielzeit: 67:21 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
Vinyl kommt! |
2017-08-17 10:22:39 Uhr
Alice Cooper bleibt sich treu und liefert genau das, was ich erwartet habe: http://bit.ly/2w0h3qc |
yeah |
2017-08-06 21:43:22 Uhr
cool, werde mir das teil bald beschaffen gehen.. |
MM13 Postings: 2457 Registriert seit 13.06.2013 |
2017-07-27 20:08:19 Uhr
song ist gut,aber wer singt da?klingt schon sehr frisch und verjüngt,morgen mal ins album reinhörn. |
W87 |
2017-07-27 09:46:10 Uhr
Wahnsinn, fast ein Punkt mehr! |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27966 Registriert seit 08.01.2012 |
2017-07-26 23:19:05 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.Meinungen? |
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Referenzen
Kiss; Ozzy Osbourne; Black Sabbath; Ghost; Lordi; Avenged Sevenfold; Aerosmith; Van Halen; The Cult; Twisted Sister; New York Dolls; Guns N' Roses; Slash's Snakepit; Mötley Crüe; L.A. Guns; W.A.S.P.; Accept; Ratt; Poison; Def Leppard; Metallica; Megadeth; Iron Maiden; Judas Priest; Dio; Manowar; The Hellacopters; Backyard Babies; White Zombie; Monster Magnet; Iggy Pop; The Misfits; The Billion Dollar Babies; Great White; Cheap Trick; Skid Row; King Diamond; Pink Cream 69; Andrew W.K.; GWAR; Marilyn Manson; Meat Loaf
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