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The Soundbyte - Solitary IV

The Soundbyte- Solitary IV

Temple Of Torturous / Cargo
VÖ: 30.06.2017

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 5/10

Ohne Morgen

Aschfahl klebt der Mond am Fenster. Am Horizont ein kaum erkennbarer blauer Schimmer. Kalt ist es geworden. Von weit her erklingt ein unheilvolles Grollen. Die Gewissheit des neuen Tages tröstet über die Kälte hinweg. Doch es geht einfach nicht weg, dieses Unwohlsein. Irgendetwas ist falsch. Fanfaren lassen die Wälle erzittern. Der neue Tag wird kommen, doch es wird der letzte sein. Mit der Helligkeit der aufgehenden Sonne beginnt eine Reise in den Abgrund menschlicher Existenz. Ein Flüstern. Angst. Willkommen in der Welt von The Soundbyte, einer Band aus Norwegen. Wobei "Band" viel zu allgemein gehalten ist — Naturgewalt trifft es eher. Mit "Solitary IV" legen die Skandinavier nicht weniger als eines der eigenständigsten und beeindruckendsten Werke des Jahres 2017 vor.

Das, was in den fünf Minuten von "Descending" passiert, ist Stephen Kings "Es" in Musikform. Nur selten passt das Adjektiv "bösartig" zur Beschreibung von Musik. Doch "Descending" ist bösartig. Die Intensität und Abseitigkeit der Klänge erinnert am ehesten noch an Swans, der sirenenhafte Frauengesang jedoch an mühsam verdrängte Nahtoderfahrungen. Unter der Führung des in Norwegen bekannten Musikers und Produzenten Trond Engum erzeugen The Soundbyte einen Strudel, der den Hörer unaufhaltsam verschlingt. Trostlos und karg sind die Landschaften, die durch "Solitary IV" vor dem inneren Auge entstehen. Post-Metal fungiert als grober Startpunkt, Engum und seine Mitmusiker gehen jedoch deutlich weiter als andere Künstler des Genres.

Immer wieder unterbrechen im Ambient verwurzelte Ruhephasen den infernalischen Lärm, wobei der Spannungsbogen bis zum Zerreißen gespannt bleibt. Die einzelnen Songs gehen fließend ineinander über, sodass das Album unmöglich nebenbei gehört werden kann. Blutrot jaulen die Gitarren in Songs wie dem zwischen Meditation und Wahnsinn pendelnden "Lamentations". The Soundbyte kennen nur eine Richtung: abwärts. Mit jedem weiteren Track wird das Gefühl allumfänglicher Ausweglosigkeit absoluter. Das hier ist Musik, die tatsächlich Neuland erkundet. So konsequent hat bisher kaum jemand Metal und Avantgarde verknüpft.

Mittlerweile steht die Sonne im Zenit. Unbarmherzig brennt sie Löcher in den Verstand. Die Verbindung zwischen Bewusstsein und Realität löst sich auf. Aus dem Flüstern ist Schreien geworden. Endlich entlädt sich all die angestaute Anspannung. Die Musik steigert sich in einen Rausch hinein und kann dabei gar nicht laut genug sein. Gitarren, Schlagzeug und Gesang peitschen sich gegenseitig in immer größere Höhen. "Solitary", einsam also ist Mensch in diesem Universum. Mühsam hat er ihm die Zivilisation abgerungen, eine brüchige Kruste über dem Abgrund der Geschichte.

(Christopher Sennfelder)

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Highlights

  • Descending
  • Floating
  • Solitary

Tracklist

  1. Fanfare
  2. Descending
  3. North
  4. Lamentations
  5. Floating
  6. Estranged
  7. Solitary

Gesamtspielzeit: 37:33 min.

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User Beitrag

Christopher

Plattentests.de-Mitarbeiter

Postings: 3576

Registriert seit 12.12.2013

2017-07-16 22:53:20 Uhr
Muss das hier doch mal bumpen. Wer Swans mag, dürfte auch mit The Soundbyte etwas anfangen können. Psychedelischer Post-Rock mit nem gehörigen Ambient-Einschlag. Kaum ein anderes Album hat mich dieses Jahr emotional so umgehauen.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2017-07-12 21:01:32 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert. "Album der Woche"!



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