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Rozwell Kid - Precious art

Rozwell Kid- Precious art

Sideonedummy / Cargo
VÖ: 23.06.2017

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Der innere Rivers

Fast ein bisschen verrückt, für was Weezer nicht alles als Referenz herhalten müssen. Wo auch immer jemand die Wörter Pop-Punk, Power-Pop, College-Rock, oder irgendetwas anderes in dieser Richtung in eine Tastatur kloppt, sind Rivers Cuomo und Konsorten nicht weit entfernt. Und sie stehen trotz all ihrer Ausflüge in den finstersten Unsinn immer noch für Qualität. Ein Grund zur Freude also wiederum für Rozwell Kid. Die haben schließlich neben der eben beschriebenen Genre-Mixtur auch noch die ein oder andere Hair-Metal-Geste im Repertoire und somit dann auch wirklich alles, was die Referenz im Großen und Ganzen auszeichnet. Ob ihr nunmehr viertes Album "Precious art" dann wie ein Weezer-Abklatsch klingt, stellt das Quartett aus West Virginia gar nicht erst zur Debatte.

Weil die zwölf Songs nicht im Ansatz den Versuch unternehmen, eventuelle Vorbilder in Sound und Habitus zu verstecken. Vor allem aber, weil auf "Precious art" so viel Qualität versammelt ist. Man kommt gar nicht erst auf die Idee zu Fragen, wo jetzt welche Gitarrenfigur vielleicht abgekupfert sein und wo man welche Melodie schon mal gehört haben könnte. Viel mehr nimmt man mit Freude zur Kenntnis, das Rozwell Kid das Rad nicht neu erfinden wollen und lässt sich vom in spielerischer Selbstverständlichkeit nach vorne preschenden "Wendy's trash can" mit maximalen Schwung ins Album geleiten. Dabei weiß man gar nicht so recht, wofür man sich nun zuerst begeistern soll: Für das zurückgelehnte "Total mess" voller Melodien aus dem Land, in dem Milch und Honig fließen vielleicht, wo Sänger Jordan Hudkins jede Gesangslinie perfekt platziert? Oder für das fast unverschämt eingängige "Boomerang", das sogar bei überzeugten Weezer-Hatern den inneren Rivers ans Licht bringen könnte? Oder doch für das akustisch gehaltene "MadTV", das eine charmant-verspielte Atempause bietet?

Eigentlich egal. Am liebsten nimmt man alles mit, was Rozwell Kid anbringen. Weil der Band wirklich alles, was sie auf "Precious art" anpackt, nicht nur locker von der Hand geht, sondern auch vollumfänglich gelingt. "South by" kann als versponnenes Interlude eine knappe Minute vollständig die Fahrt rausnehmen, "UHF on DVD" nimmt selbige mit viel Nachdruck und jeder Menge Spielwitz wieder auf. Und darf dabei sogar "uh-uhs" und "oh-yeahs" im Überfluss präsentieren – weil sich Rozwell Kid auf diesem Album ohnehin fast alles erlauben können und dies auch tun. "Gameball" präsentiert sich kurz vor Schluss mit einer der kitschigsten Gitarrenfiguren aller Zeiten, ohne dabei auch nur ein Stück peinlich zu wirken. "Booger" grüßt zwischendurch recht deutlich in Richtung Sorority Noise und "Michael Keaton" wagt sich als Rausschmeißer dann ganz nah ran, an das offensichtliche Vorbild, an "Say it ain't so".

Als Hörer bleibt einem bei all der Bewegung, die in "Precious art" steckt, nur die Aufgabe, nicht die Übersicht zu verlieren. Das gelingt allerdings recht locker, weil alles, was auf diesem Album passiert, jede Idee, jede Zeile der anspielungsreichen Texte, jede Spinnerei beinahe logisch erscheint. Zusammengehalten wird das Ganze, vom über dem thronendem Songwriting, das gleichsam routiniert und versiert daherkommt. So treffen Rozwell Kid die goldene Mitte zwischen den oft angeführten Weezer und Bands wie PUP oder The Dirty Nil, pflegen aber vor allem größtmögliche Direktheit und sorgen dafür, dass einem hier großartige Melodien um die Ohren gepfeffert werden, deren schiere Menge mal erst mal überblicken muss. Am Ende ist es dann auch völlig egal, wer jetzt hier als Referenz dienen könnte. "Precious art" ist ein Album, bis obenhin voll gepackt mit Verve und Energie. Ein einziger, großer, cleverer Spaß.

(Martin Smeets)

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Highlights

  • Wendy's trash can
  • Total mess
  • MadTV
  • Michael Keaton

Tracklist

  1. Wendy's trash can
  2. Total mess
  3. Boomerang
  4. Futon
  5. MadTV
  6. South by
  7. UHF on DVD
  8. Booger
  9. Wish man
  10. Blow it
  11. Gameball
  12. Michael Keaton

Gesamtspielzeit: 39:50 min.

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User Beitrag

Cheswick

Postings: 3

Registriert seit 27.06.2017

2017-07-06 17:19:08 Uhr
Ich finds schwungvoll und genau richtig für den Sommer.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2017-07-05 21:10:31 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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