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Hidden Orchestra - Dawn chorus

Hidden Orchestra - Dawn chorus

Tru Thoughts / Groove Attack
VÖ: 07.07.2017

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Pieps ohne Pop

Alle Vögel sind schon da: Sein drittes Album "Dawn chorus" hat Produzent und Komponist Joe Acheson vollständig um Naturgeräusche und Vogelgesang gebaut. Was sich im ersten Moment wie ein entspanntes Unterfangen anhört, wird bei Acheson hingegen zu einem Abstieg in die Untiefen und Mysterien der Welt vor der eigenen Haustür. In "Western isles" greifen Piano, Schlagzeug und der Rest des Instrumentariums die Harmonien des Vogelgesangs auf, um ihn in mehreren Varianten auszuspielen – alles untermalt von Samples mit dem echten Sound der Natur. Und diese verschiedenen Ebenen greifen erstaunlich gut zusammen. Immer wieder schieben sich einzelne Details oder Töne in den Vordergrund. Die ganze Balance kippt hier dann durch wenige kleine Variationen innerhalb von ein paar Sekunden.

Das Material für "Dawn chorus" sammelte Acheson über die Jahre, der Opener "First light" enthält den ersten Morgengesang, den der Brite an einem Dezembermorgen vor acht Jahren aufnahm. Und das könnten alles nur Geschichten sein, um diesem Album selbst eine Aura zu verpassen. Wenn nicht jenes "First light" langsam aus eben diesem Sample entstehen würde, bevor ein Klavier ganz langsam eine Melodie entwickelt. Der Übergang ist so sauber und perfekt gelöst, mit so viel Melancholie aufgesetzt, dass sich unweigerlich eine Nostalgie einstellt, obwohl diesem Album ja eigentlich die allgemeingültige Vergangenheit fehlt, auf die es sich ja beziehen will. Hier fällt kein Wort. Trotzdem ist »Dawn chorus« ein persönliches Album. In »Long orchard« spielt auf der einen Seite ein Onkel Achesons auf dem Piano seiner Großmutter, aufgenommen von seinem Vater 1966. Auf der anderen Seite des Songs spielt Acheson diesen Part, fünfzehn Jahre später auf demselben Piano – bevor es bei einer Auktion versteigert wurde. Diese Ansätze tragen die Vergänglichkeit ja schon in ihrer Machart in sich.

Seinen perfekten Moment erreicht "Dawn chorus" mit "Wingbeats", hier prallen Streicher auf den naturalistischen Hintergrund. Die schwere Traurigkeit liegt auf einmal nicht nur auf den Instrumenten, ein Synthesizer mischt sich unter die ganze Sache. Bei diesem Song ist Acheson nahe am Post-Rock, verzichtet jedoch auf die üblichen Ausbrüche, sondern bedient sich nur bei den groben Strukturen. Ansonsten vermengt er hier Electronica und Ambient. Das ist im Ergebnis alles wahnsinnig weit weg von Pop und Indie. Als Hidden Orchestra gilt Acheson wohl weiterhin als Geheimtipp. Dafür piept es auf diesem Album wohl einfach zu sehr.

(Björn Bischoff)

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Highlights

  • Western isles
  • Wingbeats

Tracklist

  1. First light
  2. Western isles
  3. Still
  4. The lizard
  5. Long orchard
  6. Alyth
  7. Wingbeats
  8. Serpentine
  9. Stone
  10. East London Street

Gesamtspielzeit: 64:49 min.

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