Kevin Morby - City music
Dead Oceans / Cargo
VÖ: 16.06.2017
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
Another side of Kevin Morby
Wie will sich einer neuerfinden, der sich nicht mal anfangs selbst erfand? Ständige Kritik an Kevin Morby: Dylan-Abklatsch. Schon bei der Rezension zu seinem bisher letzten Album "Singing saw" war das der Aufhänger. Dass der texanische Singer-Songwriter aber viel mehr als das ist, wurde dort ebenso belegt. Jetzt aber alles über den Haufen werfen nach drei Alben im vertrauten und mithin hervorragenden Schema? Ja! "City music" schlägt in vielerlei Hinsicht andere Töne an.
Das Harmonium in der Erstauskopplung "Come to me now" zeugt bereits zur Eröffnung davon, dass Morby einen Kurswechsel einleiten möchte. Düster und gleichermaßen verführerisch nähert sich der Track an und entfaltet eine Wirkung auf der Meta-Ebene, wie vielleicht noch kein Morby-Song vorher sie mitbrachte. Dem entgegen steht der klassische Rhythm-&-Blues-Song "1234", der mit wildgewordenen Gitarren an die Beatbands der 60er erinnert. Die erwähnten Saiteninstrumente übernimmt der Hobo-Romantik-Titel "Abroad my train" und integriert ferner die ein oder andere Bluegrass-Note. Die Slidegitarre in "Dry your eyes" verschiebt noch ein Stück weiter ins Country-Genre, während heulende Chöre die Klagestimmung des Titels zähneklappernd untermalen.
Mit Gezupfter kommt "Night time" an, das die ersten Hummeln des Frühlings im Arsch trägt und wie aus der Winterstarre erwacht gemächlich loslegt, um dann schließlich ein Piano einzugliedern und zum Tanz aufzufordern. Auch "Pearly gates" möchte nicht stillsitzen, überzeugt mit seinen Breakbeats und abermals einem – diesmal ungleich fröhlicheren – Harmonium. Das Titelstück "City music" lässt sich lange Zeit, Percussions und melodieführende Gitarre ebnen zwei Minuten den Weg für Morbys Gesang. Der Takt ändert sich, die Gitarre verlässt den gewählten Pfad. Schließlich nimmt der Track richtig an Fahrt auf, und es tobt ein musikalisches Feuerwerk inklusive Handclaps. Das ist alles andere als Schema F, zumal sich die Verse Morbys hier auf ein Minimum beschränken.
Natürlich hat sich der Sänger Hilfe ins Boot geholt, um die Neuerfindung voranzutreiben. Mit Richard Swift unterstützte ihn ein Produzent, der bereits für Nathaniel Rateliff oder Damien Jurado Meisterleistungen vollbracht hat. "City music" ist schließlich wesentlich rotziger als seine Vorgänger, aber auch schlicht und ergreifend rockiger. Der vormals oft doch recht klare, oftmals melancholische Ansatz macht schwungvollen Vierviertelbrettern Platz, die von einem weitergefassten instrumentalen Spektrum Gebrauch machen, das auch den langsameren Stücken zugutekommt. Die umfassende Transformation glückt Kevin Morby gerade mal ein Jahr nach "Singing saw" mit Bravour. Bei Dylan hat das selten so gut geklappt.
Highlights
- Come to me now
- 1234
- City music
- Pearly gates
Tracklist
- Come to me now
- Crybaby
- 1234
- Aboard my train
- Dry your eyes
- Flannery
- City music
- Tin can
- Caught in my eye
- Night time
- Pearly gates
- Downtown's lights
Gesamtspielzeit: 48:06 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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saihttam Postings: 2454 Registriert seit 15.06.2013 |
2019-02-27 23:59:44 Uhr
Nice! Von ihm kann man nie genug kriegen. |
Johnny Utah |
2019-02-27 18:02:57 Uhr
Neues Album 'Oh my God' am 26.04.2019. Vorabsingle 'No halo' klingt gut mit dem Saxophon. |
slowmo Postings: 1243 Registriert seit 15.06.2013 |
2018-03-23 11:25:37 Uhr
Das ging letztes Jahr ja völlig an mir vorbei. Irgendwie bemerke ich die richtig guten Alben immer erst ein paar Jahre später. Kratzt bei mir aufjedenfall mal an der 8! |
Dennisollllllllll |
2018-01-03 14:43:06 Uhr
In Relation zum Vorgänger eine leichte Enttäuschung. Ähnlich wie Spoon. Tauchen daher zurecht beide nirgendwo weit vorne in den Jahreslisten auf. |
saihttam Postings: 2454 Registriert seit 15.06.2013 |
2018-01-03 12:49:36 Uhr
Da geb ich dir recht. Der Start ist super. Das Titelstück übrigens auch. Generell ist es wieder ein sehr schönes Album geworden, das nur leicht hinter dem grandiosen Vorgänger zurückfällt. |
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Referenzen
Bob Dylan; Glen Hansard; The Swell Season; Markéta Irglova; The Frames; Damien Rice; Tom McRae; Fionn Regan; Howie Day; Nick Drake; Jeff Buckley; Tim Buckley; Van Morrison; Leonard Cohen; Leonard Cohen; Pete Yorn; Shearwater; Rocky Votolato; Elliott Smith; Sparklehorse; Keith Caputo; José González; Damien Jurado; William Fitzsimmons; Declan O'Rourke; Ryan Adams; The Lost Patrol; Smog; Andrew Bird; Kevin Devine; Fink (UK); Christian Kjellvander; Iron & Wine; Kings Of Convenience; Scott Garth; Bon Iver; Joni Mitchell; Lisa Hannigan; Gemma Hayes
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