Denai Moore - We used to bloom

Because / Warner
VÖ: 16.06.2017
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10

Vergissmeinnicht
Auf den ersten flüchtigen Blick sieht es so aus, als wucherten eitrige Pickel im Gesicht von Denai Moore. Oder als versuche sie mit dick aufgetragener Salbe, jene zu bekämpfen. Aber die Pubertät liegt bereits hinter der 23-Jährigen, die gebürtig aus Jamaika kommt, aber in East London aufwuchs. Und so entpuppen sich die weißen Flecken auf dem Cover als kleine Blümchen, die auf ihren Wangen sprießend den Titel des zweiten Albums "We used to bloom" ins Bild rufen.
2015 bewegte Moore sich auf ihrem vielfach gelobten Debüt "Elsewhere" mit sanften Tönen im deprimierenden Teil der Gefühlsskala. Gut zwei Jahre später verkündet die junge Frau mit der kleingeringelten Lockenpracht nicht gerade Frohsinn, macht aber selbsttherapierende Fortschritte. Aus ihrem Munde allerdings wirken selbst die in "Trickle" beschriebenen Angstzustände so leichtfüßig, dass dies beinahe zur Nebensache gerät. Aber es ist Moores Kunstverständnis und notwendige Form der Kommunikation, das thematisierte Seelenleben nicht zu anonymisieren oder Geschichten zu adaptieren.
"I told myself I was never worth Heaven / I'm learning how to let just things happen", singt sie im Opener und klingt wieder einmal so, als sei sie schon 20 Jahre im Geschäft und verwebe en passant auf denkbar unverkrampfteste Weise Genre um Genre. Von besagtem "Let it happen", das seinen Neo-R'n'B an Folk-Soul-Strukturen übergibt, dem Gospel und Perkussivität addierenden "Desolately devoted" über "Trickle" mit seiner synthetischen Grundierung und den Bläsersätzen hin zum windschief gezupften Elliott-Smith-Cover "Twilight", dessen Sequenzer-Zucken die wiederkehrende Zeile "I'm already somebody's baby" untermalt: Die ersten vier Stücke auf "We used to bloom" sind umwerfend.
Moore hat ihr Zweitwerk auf noch breitere Beine gestellt als "Elsewhere". Durch ihren Soulgesang könnte man einerseits Vergleiche ziehen zu Lianne La Havas oder Solange, aber unter dem Aufmerksamkeitsradar jener Damen strickt sie ja auch am Folk von Feist oder Bon Iver, den tiefschürfenden Bässen von James Blake in "Leave it up to you", Neo-Soul, modernem R'n'B, Pop, und nicht zuletzt an Gospel. Wichtiger aber ist, wie Moore sich all das zu eigen macht, wie sie nicht mit Selbstkritik spart, aber auch über Reifungsprozesse und Auswege aus dem stetigen inneren Straucheln berichtet. "They say be careful with your heart, all the way." Es wird noch gebraucht, zum Schlagen und Leben, für Moore selbst und neue blühende Landschaften. Auf der Stirn ist noch Platz.
Highlights
- Let it happen
- Desolately devoted
- Trickle
- Bring you shame
Tracklist
- Let it happen
- Desolately devoted
- Trickle
- Twilight
- Do they care
- Leave it up to you
- Bring you shame
- Does it get easier?
- Poor person
- All the way (feat. Kwabs)
Gesamtspielzeit: 37:41 min.
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Zu einem der Album-Highlights gibt es nun auch ein Video |
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Referenzen
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Surftipps
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- https://www.discogs.com/de/artist/3281466-Denai-Moore
- https://www.wonderlandmagazine.com/2017/06/16/denai-moore/
- https://i-d.vice.com/en_us/article/denai-moore-and-director- raine-allen-miller-use-creativity-as-a-way-of-dealing-with-a nxiety
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