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Kraftklub - Keine Nacht für Niemand

Kraftklub- Keine Nacht für Niemand

Vertigo / Universal
VÖ: 02.06.2017

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Das H in der Suppe

Hat er wirklich "Hure" gesagt? Die Empörung war groß, als Kraftklub medienwirksam ihren neuen Song "Dein Lied" vorstellten. Das Internet stand Kopf und beschuldigte die Band des Chauvinismus und der Frauenfeindlichkeit. Nur das Plattentests.de-Forum blieb erstaunlich still. Wie bitte? Keine Reaktion auf die Lyrics? Im Gegensatz zur Klientel der Chemnitzer ist den Usern wohl entweder das Konzept des lyrischen Ichs bekannt oder die Band schlichtweg egal. Was bei dem etwas überzogenen Aufschrei im restlichen Netz ein wenig in den Hintergrund gerät: "Dein Lied" ist im Großen und Ganzen einfach kein gutes. Pompöses Gehabe in nervendem Rap-Stil samt unglücklichem Text ohne erkennbaren doppelten Boden – und Kraftklub haben den Salat. Doch da die Welt über das H-Wort redet, ist das dritte Album somit in aller Munde. Intelligente Kalkulation könnte man der Truppe da vorwerfen. Dafür wirkt das kumpelhafte Quintett wiederum zu niedergeschlagen über die heftigen Reaktionen und freut sich zurecht darüber, dass mit Erscheinen von "Keine Nacht für Niemand" wieder mehr von Musik die Rede ist. Aber: Gewisse Tendenzen aus "Dein Lied" übertragen sich auch auf den Longplayer.

Nach Weiß und Schwarz badet das Cover der dritten Platte im puren Rot, zumal die fünf Endzwanziger nun auch in farbenfroheren Outfits unterwegs sind. Etwas bunter gestalten sich auch die musikalischen Elemente. Neben dem unübersehbaren Zitat von Ton Steine Scherben im Albumtitel zollen Kraftklub über die knappen 50 Minuten hinweg ihren großen Helden Tribut. Die Beatles, Deichkind und immer wieder Die Ärzte nennen die Jungs um Felix Brummer da als Beispiele. Und genauso wild durchmischt wie die Referenzen kommt auch "Keine Nacht für Niemand" angedackelt. So wird "Leben ruiniert" mit coolem Beat und Falco-Sprechgesang versehen, während "Hallo Nacht" gekonntes Stoner-Rock-Geriffe bietet. Positiv für alle Fans der ersten Stunde ist dabei, dass Kraftklub meist den Gitarren den Vorzug geben. Nur manchmal schiebt sich ein Synthesizer in den Vordergrund – wie im derben Outro von "Liebe zu dritt", das mit seinem asozialen Ausrasten vielleicht live Spaß macht, auf Platte aber deplatziert wirkt.

Etwas gelungener ist der elektronische Einsatz in der Arbeitnehmer-Hymne "Sklave" und dem Midtempo-Track "Am Ende". Letzterer beginnt musikalisch etwas platt, wird aber nach einem überraschenden Tempowechsel besser, ehe Brummer Element Of Crime zitiert und schließlich auch noch deren Frontmann höchstselbst zu Wort kommen lässt. Sven Regeners Auftritt zeigt dabei eindrucksvoll den Stellenwert, den sich Kraftklub mit nur zwei Studioalben in der deutschen Musikstene erarbeitet haben. Im starken, mit Telecaster-Gitarren auftrumpfenden "Fenster" geht das Schaulaufen der Stars weiter. Der musikalischen und textlichen Fortsetzung von "Schüsse in die Luft" verleiht Farin Urlaub ein eindrucksvolles Ende. Hier überzeugen auch die Lyrics: Liest sich die Strophe als ein Best Of von Nutzerkommentaren auf "Spiegel Online", wird den sogenannten Wutbürgern im Refrain dezent empfohlen, doch einfach aus dem Fenster zu springen.

Leider, und das ist das große Problem der Platte, kommt die Ironie auf "Keine Nacht für Niemand" insgesamt zu kurz – wie man es nach "Dein Lied" schon erahnen konnte. Bei all den insgesamt gelungenen musikalischen Spielereien gerät so ein Markenzeichen von Kraftklub verloren. "Fan von Dir", die erste richtige Ballade der Band, ist voller Plattitüden und Tracks wie "Hausverbot (Chrom & Schwarz)" oder der müde Opener "Band mit K" wirken fast schon belanglos. Da mag das Magazin "Neon" die Chemnitzer zwar als "die klügste Band im ganzen Land" bezeichnen – textlich haben Kraftklub definitiv abgebaut. Glücklicherweise streut "Keine Nacht für Niemand" trotzdem die nötigen Hits ein: "Chemie Chemie Ya" überzeugt mit sommerlich-spritzigen Gitarren und einem schönen Refrain, den die Bridge gekonnt kontrastiert. In "Venus" springen Brummer und Co. mit lasziven Lyrics und giftigen Riffs auf den Bilderbuch-Zug auf – auch das funktioniert astrein. Geht doch. Viel lieber würde man diese Ironie die ganze Spieldauer über hören und über Kraftklubs Texte reden. Dieses Mal führt die Diskussion aber leider immer wieder zum verflixten H-Wort.

(Till Bärwaldt)

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Highlights

  • Chemie Chemie Ya
  • Fenster
  • Venus

Tracklist

  1. Band mit dem K
  2. Leben ruinieren
  3. Chemie Chemie Ya
  4. Am Ende
  5. Fenster
  6. Fan von Dir
  7. Hausverbot (Chrom & Schwarz)
  8. Dein Lied
  9. Sklave
  10. Venus
  11. Hallo Nacht
  12. Liebe zu dritt

Gesamtspielzeit: 49:21 min.

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User Beitrag

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 27326

Registriert seit 08.01.2012

2017-12-20 16:53:22 Uhr - Newsbeitrag
Liebe Blogger, Musikfreunde und Medienpartner,

für die Band Kraftklub geht ein aufregendes Jahr zu Ende. Mit ihrem dritten Album „Keine Nacht für Niemand“, sensationellen Festivalauftritten, eine ausverkaufte Tour durch die größten Hallen und zum Schluss noch zwei mal die 1Live Krone. Nun ist das Jahr fast vorbei und mit „Am Ende“ erscheint die mittlerweile fünfte Single.

Kraftklub - „Am Ende“


"Vor ungefähr einem Jahr haben wir uns zusammen gesetzt und überlegt, was wir im Festivalsommer 2017 gern machen würden, so an Showeffekten. Pyrotechnik? Eine große LED-Wand? Irgendwann kamen wir auf die Idee, im Intro mit einem gigantischen Mob auf die Bühne zu gehen, der genau so angezogen ist, wie wir. Dann haben wir gedacht, es wäre doch geil, wenn die auch noch Choreografien tanzen könnten zu unseren Songs. Verteilt auf Bühne und Gerüst. Eine riesige Tanzwand sozusagen.
Also haben wir eine Choreografin angefragt und relativ schnell gemerkt, dass das mit professionellen Tänzern und Tänzerinnen nicht bezahlbar ist. Daraufhin haben wir einen Aufruf auf Facebook gestartet. Fans konnten sich bewerben mit kleinen Vorstellungsvideos. Aus diesen Einsendungen hat sich dann im laufe der Proben eine Kerngruppe von 72 Leuten gebildet. Vier Jungs und 68 Mädchen. Von Crew und Tourleitung liebevoll „die Lemminge“ genannt.
Diese Lemminge haben buchstäblich einen Sommer ihres Lebens verschwendet an unsere Band. Fast jedes Wochenende Konzerte irgendwo in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Stundenlang im Reisebus unterwegs und zwischen den Festivals in Provinz-Landheimen gepennt. (Wir sind jetzt Mitglied im deutschen Jugendherbergsverein).
Nicole, die Choreografin, hat aus Amateuren und Fans quasi eine Profi-Tanz-Gruppe gebaut.
Es gibt auf YouTube Konzertmitschnitte aus dem Sommer zu sehen, aber wir wollten trotzdem dem ganzen Projekt noch gern ein Denkmal basteln. Das haben wir hiermit getan. Alle Menschen in diesem Video sind Amateure und Fans (wir eingeschlossen)


Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 27326

Registriert seit 08.01.2012

2017-09-14 20:21:18 Uhr - Newsbeitrag
Liebe Blogger, Musikfreunde und Medienpartner,

ein paar Freunde, Chemnitz und eine gutgelungene Hommage an den großen Ol’ Dirty Bastard - das sind die Zutaten zum neuen Musikvideo von Kraftklub zur neuen Single "Chemie Chemie Ya":

KRAFTKLUB - CHEMIE CHEMIE YA (Musikvideo)


Regie führte Sebastian Tomczak von OH MY!

Kraftklub gehen im Oktober auf Tournee. Doch Obacht, die Konzerte sind überwiegend ausverkauft. Im nächsten Jahr wird die Tour aber fortgesetzt. Hier sind alle Daten zu finden: https://landstreicher-booking.de/artists/kraftklub
Pardenhoop
2017-06-12 12:01:50 Uhr
"die sind da immer sehr biased"

Wer ist "die" in Bezug auf Wikipedia und warum schreibst du nicht "voreingenommen"? Immer diese rechten Einfallspinsel, die unsere schöne deutsche Sprache verhunzen...
18Locher
2017-06-12 11:49:03 Uhr
immer in die Eier, immer in die Eier.... abba unpolliddisch oi
Allein sprachlich...
2017-06-12 08:48:07 Uhr
Wenn schon, dann versucht man nicht, "Macht in Form von Anfeindungen" zu generieren, sondern "Macht mithilfe von Anfeindungen" zu erlangen.
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