Jade Jackson - Gilded
Anti / Indigo
VÖ: 19.05.2017
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
Eine Landjugend
Läuft bei Dir, wenn Du für Dein Idol die Show eröffnen darfst. Jade Jackson konnte sich diesen Traum erfüllen und darf nun Social Distortion auf ihrer nächsten US-Tour supporten. Krachende Punk-Gitarren und Fäuste-in-die Luft-Hymnen kann man von Jade Jackson zwar nicht erwarten, dennoch wirkt die Kombination aus räudigem Männerschweiß-Rock und aufstrebender Country-Künstlerin nur auf den ersten Blick unpassend. So viel Geschmack darf man den Punkern von Anti schon zutrauen, dass sich hier keine zweite Taylor Swift oder sonst irgendeine einfältige Landpomeranze austoben darf.
Von Johnny Cash durfte man lernen, dass Country auch eine dunkle Seite besitzt, die wenig mit großen Hüten und Cowboystiefeln zu tun hat. Es gibt auch hier die Rebellen, die Outlaws und Freaks, die wie ihre Brüder im Geiste aus dem Folk Geschichten vom Rand der Gesellschaft erzählen. Jade Jackson wuchs ohne Internet auf, weil ihre Eltern Neuzeit-Hippies waren, die sich jeglicher Technologie verwehrten, und so lief nicht Fruity Loops auf dem Rechner, sondern aus der Not heraus musste zur Gitarre gegriffen werden. So entstanden Geschichten, die nichts mit Facebook zu tun haben, sondern viel mit Einsamkeit. Was eben so passiert, wenn Du isoliert von sogenannten sozialen Netzwerken und den vermeintlich coolen Kids bist. Abgesehen von ihrer eigenwilligen Einstellung zur modernen Technologie, hatten die Eltern immerhin eine Plattensammlung, die Hank Williams, aber auch Mazzy Star, The Cure und einiges an Punk-Musik beinhaltete. Es schadete auch nichts, wenn die Mutter mit der Ehefrau von Mike Ness auf der High School war, und die Tochter His Coolness mit ihren selbstgeschriebenen Songs, die sie bereits mit 13 anfing zu komponieren, überzeugen konnte.
Es ist also die Mischung aus Schicksal, Zufall und viel Talent, das nun zu "Gilded" führte. Es ist ein melancholisches und trauriges Album geworden. "I don't care about things / 'cause they don't care about me / My skin's a lot thicker than you'd think it'd be", singt Jackson in "Finish line". Obwohl sie im Sonnenstaat Florida groß geworden ist, klingt vieles düster und nachdenklich. "Bridges" erinnert kurz an das Grunge-Projekt Mad Season, eine der letzten Aktivitäten von Alice-in-Chains-Frontmann Layne Stanley, bevor er endgültig im Heroin-Nebel verschwand. Ein derartiger Verlauf ist bei Jackson zum Glück nicht zu befürchten, denn in ihrer Musik steckt immer der stolze Wille, es den Leuten zu zeigen, die sich lachend über Schwächere erheben.
"I saw the way they looked and I heard them laugh / They couldn't wait to talk until I turned my back / Well, I won't be that bitter taste in their mouths / So I am never going back to your family's house", ist ihr Kommentar zu den Lästerern und "Waking up for the first time / Is when you don't stop running at the finish line" die Antwort an sich selbst. "Gilded" bringt die Verdammnis über die fiesen Typen und zeigt, wie spannend und gut Country-Musik sein kann. Packt die Colts weg, dieses Album tötet mit groovigem Alt-Country, verführerischem Blues und der tollen Stimme einer interessanten neuen Künstlerin, die nicht nackt auf einer Abrissbirne um Aufmerksamkeit heischen muss. Papa, Mama und Mike sind stolz, nur das mit der Medien-Abschottung hat nicht geklappt: Es existieren tatsächlich ein Twitter- und ein Facebook-Profil, auf denen einfach eine junge Frau zu sehen ist, deren Leben sich um Musik, Musik und nochmals Musik dreht. Es ist alles gut, Mutter.
Highlights
- Finish line
- Motorcycle
Tracklist
- Aden
- Back when
- Bridges
- Finish line
- Troubled end
- Good time gone
- Salt to sugar
- No guarantees
- Motorcycle
- Gilded
- Better off
Gesamtspielzeit: 40:26 min.
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Referenzen
Colter Wall; Sunny Sweeney; Craig Brown Band; Zeke; Social Distortion; Cat Clyde; Molly Burch; Idles; Son Volt; Vagabon; Father John Misty; Will Stratton; Aaron Lewis; Lindi Ortega; Chris Stapleton; Holly Macve; Margo Price; Jamey Johnson
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