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Homeboy Sandman - Veins

Homeboy Sandman- Veins

Stones Throw / Groove Attack
VÖ: 05.05.2017

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 4/10

Im Adrenalinrausch

What a difference a day makes – oder eben ein paar mehr. "Hellwach" betitelte der Kollege Bischoff 2012 seine Rezension zu Homeboy Sandmans viertem Album "First of a living breed". Wenige Jahre später assoziiert jeder internetaffine Mensch das mit einem bestimmten, immer häufiger auftauchenden Begriff. Nur: So richtig "woke" scheint Angel Del Villar II alias Homeboy Sandman gar nicht zu sein. Es ist aber auch ein Ärger, wenn ein eigentlich sympathisch wirkender Künstler, der noch dazu das nötige Talent mitbringt, sich da zu einer Aussage hinreißen lässt, die in all ihrer Fragwürdigkeit für Bauchweh sorgt. In diesem Fall entstand der Ärger durch einen von ihm verfassten Artikel für die Seite Gawker.com aus dem Jahr 2014, der die Überschrift "Black people are cowards" trug und in seinem Verlauf mit ähnlich gearteten Ausfällen vor allem eines hervorruft: Unverständnis. Daran ändert auch der eilig dazwischen geschobene Zusatz, dass er eigentlich alle Menschen für Feiglinge hielte, nichts mehr. "Homeboy Sandman is not my homeboy", lautete nur einer der Kommentare, und so richtig vergessen hat man die Geschichte auch drei Jahre später noch nicht.

Pünktlich zur Veröffentlichung seines neuen Albums "Veins" kommen sie also wieder, diese Gedanken, die aus dem ehemaligen Jura-Studenten ein dickes Fragezeichen machen. Mal davon abgesehen, dass der New Yorker das neue Linkin-Park-Album abfeiert – darf man den noch gut finden? Einfacher ist es wohl, die Person von seinem Werk zu trennen. Und dann findet man recht schnell eine Antwort: "Veins" ist ein zumindest ordentliches HipHop-Album, das offenbar gar nicht den Anspruch hat, irgendetwas anderes sein zu wollen. Mit nicht mal ganz 25 Minuten Spielzeit ist es zudem eine denkbar kurze Affäre, quasi ein Adrenalinrausch ohne Hinzugabe irgendwelcher anderer Komponenten – auf "Veins" gibt es keine Features, nur Homeboy Sandman und die eine oder andere astreine Produktion. Die beste bietet Katiah im glasklaren Highlight "Underground dreams": Melancholisch und nachdenklich balanciert der Track zwischen dem Für und Wider von Ruhm und Erfolg, der Künstler malt sich das Leben als Rap-Superstar aus und stellt nach und nach fest, dass es möglicherweise doch nicht das Richtige für ihn ist.

"As long as you know" und "Consumption" hingegen flirten mit sehr definiertem und fokussiertem Neunzigerjahre-HipHop – und besonders Ersteres bleibt damit eines jener Stücke des Albums, bei dem man sich gewünscht hätte, dass es länger wäre als gerade mal etwas mehr als zwei Minuten. Aber "Veins" hat keine Zeit. Im rasanten "Bamboo" sind die Rap-Parts stellenweise so schnell, dass man ihnen kaum folgen kann, während der befreiende Summer-Jam von "A's, J's & L's" nicht recht Fahrt aufnehmen kann, bevor er wieder vorbei ist. Immerhin endet diese Irrfahrt durch die Blutbahn mit einem Hoch: Mit "Bless up" gibt es großes Gepose und opulente Gesten. Das hätte man in der Form auch auf einem der Frühwerke eines gewissen Kanye West hören können – und der redet abseits seines musikalischen Schaffens bekanntlich auch viel Quatsch. Dennoch mutet es unwahrscheinlich an, dass jene, die überhaupt schon von Homeboy Sandman gehört haben, seinen eigenen Quatsch so schnell vergessen werden. Irgendwie amüsant in seiner Ironie: Auch wenn "Veins" sich in Windeseile wieder vom Acker macht, dürfte der 35-Jähre sich derzeit wünschen, dass die Zeit irgendwann sein Freund wird. Vielleicht vergisst man dann auch, dass der größte Feigling von allen nicht jene sind, über die er einst sprach. Sondern er selbst.

(Jennifer Depner)

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Highlights

  • As long as you know
  • Underground dreams
  • Bless up

Tracklist

  1. Between the clouds
  2. As long as you know
  3. Bamboo
  4. Clarity
  5. Consumption
  6. A's, J's & L's
  7. Ceviche with Nietzsche
  8. Underground dreams
  9. Lemon ginger tea
  10. Bless up

Gesamtspielzeit: 24:18 min.

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Armin

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2017-05-31 21:02:18 Uhr - Newsbeitrag
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