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Mikko Joensuu - Amen 3

Mikko Joensuu- Amen 3

Svart / Cargo
VÖ: 02.06.2017

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Ende neu

"Well, that's what I want to talk to you all about; endings. Now, endings normally happen at the end. But as we all know, endings are just beginnings. You know, once these things really get started, it's jolly hard to stop them again." (Mike Oldfield, "Amarok")

Enden sind wichtig. Sie verankern Werke in der Wirklichkeit. Etwas, das endet, schafft Platz für Neues. "Amen 3" markiert das Ende einer Albentrilogie des finnischen Künstlers Mikko Joensuu und ist gleichzeitig der Ausgangspunkt einer Erkenntnis: Joensuu sind Erwartungshaltungen komplett egal. Denn wer binnen kürzester Zeit drei fast 80-minütige Platten veröffentlicht, benötigt ein gesundes künstlerisches Selbstvertrauen. Umso eindrucksvoller ist, dass sich der Mann aus Europas Norden von Album zu Album gesteigert hat. "Amen 3" zeigt einen Musiker auf dem Zenit seiner Schaffenskraft. Irgendwo zwischen orchestralem Ambient und sequentieller Musik hat Joensuu eine Nische gefunden, die bis dato unerforscht war.

"Perfect patterns" macht seinem Titel alle Ehre. Im Geiste Brian Enos zelebriert Joensuu die Unendlichkeit. So schön klang Monotonie lange nicht mehr. Ein durchgehender Puls bildet die Basis für frei dahinfließende Arpeggios, die sich mannigfaltig überlagern. Minimale Musik mit maximaler Wirkung ist das. Wobei in Sachen Wirkung "The worst in me" alle anderen Tracks in den Schatten stellt: Was in diesen 19 Minuten passiert, ist schwer in Worte zu kleiden. Joensuu ist hier ganz bei sich. Unendlich langsam schichtet er kleine Ideen übereinander, bis sich das ganze Bild vor dem Hörer entblößt. Die Feinsinnigkeit der Komposition beeindruckt tief. Fühlen heißt hören.

Ähnlich wie auf den ersten beiden "Amen"-Alben setzt Joensuu gezielt kitschige Elemente ein, um seinen Songs zusätzliche Eindringlichkeit zu verleihen. Da er dabei stets das Wesentliche im Auge behält, fallen die teils turmhoch aufragenden Streicherarrangements nicht negativ ins Gewicht. Besonders der Todeswalzer "Dream about a miracle" ertrinkt beinahe in Chören, Orgeln und Geigen. Der unaufgeregte Leadgesang bildet jedoch einen Gegenpol, der das Stück im Diesseits hält. Nur einmal wird es wirklich laut, nämlich während des Openers "Birth". Ein weitschweifiges Intro mündet in einen Part, der vor Kraft kaum gehen kann. Verzerrung trifft auf Verletzlichkeit. In der Mitte steht der Mensch, allein und ohne Halt.

Bei allem Größenwahn weiß Joensuu jedoch ganz genau, dass sich in der Einfachheit eines der Geheimnisse zeitloser Kunst verbirgt. "Pearly gates" führt alle Fäden zusammen und ist eine Art Requiem auf verblichene Chancen. Der an biblischen Anspielungen reiche Text rechnet mit dem alten Affen Angst ein für alle Mal ab. Das klingt exakt so entrückt, wie es ist. Einzige Konstante des 13-minütigen Songs ist eine zärtlich gestreichelte Akustikgitarre. Links und rechts schieben sich immer wieder dräuende Soundscapes in den Vordergrund, jedoch dauert es beinahe zehn Minuten, bis sie Joensuus Gesang verdrängen können. Die Zeit steht still. Das Leben zieht vorbei. Ein finaler Choral zeugt vom Ende aller Tage. Was bleibt, ist die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

(Christopher Sennfelder)

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Highlights

  • The worst in me
  • Pearly gates

Tracklist

  1. Birth
  2. House of fire
  3. The worst in me
  4. Perfect patterns
  5. Dream about a miracle
  6. Pearly gates

Gesamtspielzeit: 76:31 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Speedy

Postings: 223

Registriert seit 10.02.2021

2022-01-16 21:31:21 Uhr
Bitte beerdigt mich zu "pearly gates". Dann passt das schon.
matthias
2017-06-07 10:58:06 Uhr
Wahnsinns-CD. Danke für den Hinweis. Sich einschließen und in aller Ruhe anhören. Ein Stück Ewigkeit. Philipp Glass wäre noch meine Referenz.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 25240

Registriert seit 08.01.2012

2017-06-02 17:24:15 Uhr
MIKKO JOENSUU teilt neuen Song von "Amen 3"

""Amen 3" besteht aus nur sechs Tracks, aber jeder einzelne ist ein Epos, ein Drama aus Text und Klang, ein Oratorium." (Musikexpress 06/17, 4,5 out of 5)

""Amen 3" zeigt einen Musiker auf dem Zenit seiner Schaffenskraft. Irgendwo zwischen orchestralem Ambient und sequentieller Musik hat Joensuu eine Nische gefunden, die bis dato unerforscht war." (Plattentests.de 05/17, „Album der Woche“)

"(...) der Schöpfer eines insgesamt schlicht atemberaubenden Triptychons (…)." (Sonic Seducer)

Der finnische Singer-Songwriter Mikko Joensuu veröffentlicht heute den finalen Teil seiner "Amen"-Trilogie. Passend dazu kann man nachfolgend das komplette Album hören sowie ein Track-By-Track lesen:
https://www.thelineofbestfit.com/features/interviews/track-by-track-mikko-joensuu-on-amen-3

Mit seinem zutiefst persönlichen, emotionalen und majestätischen “Amen 3” beendet Mikko Joensuu die Suche nach seiner wahren Identität.

Auf seinem im Frühling 2016 veröffentlichten Album "Amen 1" hatte man den Singer/Songwriter am Boden zerstört, alleine an einem See in Finnland sitzend und Akkorde auf seiner Gitarre spielend, im Kopf. Auf "Amen 2" hingegen bewegte er sich - bildlich gesehen - in den Wald hinein und folgt den Strahlen der aufgehenden Sonne.
"Amen 3" ist eine Verabschiedung, das Ende jenes kreativen und selbstfindenden Prozesses, der alle drei Alben inspirierte.

Mikko erklärt: "Personal emotions run through these albums. One main thing is depression, the darkness that people sometimes go through. The other thing is the religious aspect of my life. I was raised in a Pentecostal Christian home and surroundings. I grew up to be the person I am through that and I had to ask what is the concept of God, and how we ease our pain finding places which comforts us. These were big themes. Yet I didn't think about them when I was writing the songs and didn't specifically want to write songs about them. Then, in 2013, I realised these were the themes: when I say goodbye to the depression, my dilemmas with the idea of God and giving up on the idea that there actually is one."

"Amen 3" erscheint heute via Svart Records / Cargo.

Christopher

Plattentests.de-Mitarbeiter

Postings: 3476

Registriert seit 12.12.2013

2017-05-25 10:31:55 Uhr
Nachvollziehbar, ist auch wirklich Geschmackssache. Da ich z.B. auch so Kram wie Philip Glass oder Arvo Pärt höre, bin ich wahrscheinlich eher empfänglich für lange, monotone Stücke.
Pivo
2017-05-25 10:21:34 Uhr
6 Lieder, 80 Minuten (!). Das ist selbst mir zu anstrengend. Kunst hin, Kunst her. Amen 2 ging noch, aber der Abschlusstrack von dem Album, in dem zum Schluss gefühlt 15 Minuten nur ein Ton gehalten und minimal verändert wurde, war schon schwer auszuhalten. Dies wird nun nochmals gesteigert. Puuuh..... Wenn schon Longtracks, dann muss für meinen Geschmack mehr passieren und ein wenig mehr Abwechslung rein....
Fazit: Als Soundtrack für eine Naturdoku, o.ä. sicher gut zu gebrauchen, aber als CD (selbst als "Rotwein-CD") dann für mich doch eine Spur zu sehr "Kunst".... 6/10
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