Low Roar - Once in a long, long while ...

Nevado / Rough Trade
VÖ: 05.05.2017
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

Die Vertonung Islands
Karge Weiten, sprudelnde Geysire, pulsierende Nordlichter: Bei diesen Schlagworten wandert einem zwangsläufig das am dünnsten besiedelte Land Europas in den Kopf. Die Verbindung zu den Proto-Isländern Sigur Rós wird in mindestens genauso schneller Geschwindigkeit hergestellt – schließlich fällt es bis heute schwer, die Band in irgendeine musikalische Schublade zu stecken. Vielmehr vertonen sie als wohl einzige Band auf diesem Planeten ein komplettes Land, dessen Kultur, Menschen und Natur, verzichten dabei auf vermeintlich herkömmliche stilistische Richtungen und sind dadurch untrennbar mit ihrer Heimat verbunden.
Genau bei dieser musikalischen Verkörperung setzen Low Roar an, haben dabei jedoch einen komplett diametralen Ansatz, denn Ryan Karazija, der das Projekt ins Leben gerufen hat, stammt ursprünglich nicht einmal aus dem Inselstaat, sondern aus Kalifornien, also einer Gegend, die wohl gegensätzlicher nicht sein könnte. Nach acht Jahren mit der semi-erfolgreichen Indie-Rock-Band Audrye Sessions zog es ihn im Jahr 2010 nach Island, und schon kurze Zeit später wurde mit dem selbst betitelten Debütalbum als Low Roar deutlich, wie schnell das Land Einfluss auf das künstlerische Schaffen nimmt. Stoisch ruhig, atmosphärisch und mit vielen Streichern angereichert, ließ "Low Roar" jegliche körperliche Dynamiken herunterfahren, was drei Jahre danach auf "0" fortgesetzt wurde und nun auch auf "Once in a long, long while ..." konsequent weitergeführt wird.
Dabei beginnt das dritte Album verhältnismäßig poppig: "Don't be so serious" vereint einen schlichten, aber eingängigen Refrain mit pluckernden Beats und dem kopfstimmenlastigen Gesang von Karazija, der sich über das gesamte Album zieht. Auch "Give me an answer" kommt tendenziell anti-isländisch daher, erinnert sogar phasenweise an die eingängige Seite von Archive. Davor, danach und zwischendurch vertonen Low Roar aber die Flora und Fauna Islands. Träumerisch, sanft und mystisch versetzen Songs wie "Without you" und "Miserably" die Gedanken medidativ in eine andere, zeitlose Welt, die frei von jeglichen Zwängen und Strapazen ist. Euphorische Ausbrüche wie teilweise bei Sigur Rós sind zu keinem Zeitpunkt zu finden, lassen sich nicht einmal ansatzweise erahnen, werden aber auch niemals vermisst. Dafür gelingt Low Roar die große Meisterleistung, mit eigentlich traurigen und fragilen Tönen kraftvoll zu klingen.
Dazu trägt unter anderem auch Jófríõur Ákadóttir bei, die wohl den isländischsten Namen aller Zeiten trägt und "Bones" mit ihrer gefühlvollen Stimme zu einem der stärksten Stücke von "Once in a long, long while ..." macht. Ob nun Bläser, Hörner oder Trompeten: Low Roar integrieren alles, was an das faszinierende Island denken lässt. Gegen Ende mündet "Crawl back" sogar in ein wahres Ambient-Feedbackgewitter. "Once in a long, long while ..." verabschiedet sich dank "13" mit einschläfernden Pianoklängen, sodass am Ende die Gewissheit siegt: Auch wenn es Sigur Rós nur alle Jubeljahre schaffen, etwas Neues auf den Markt zu bringen, sorgen Low Roar in der Zwischenzeit dafür, dass Island nicht komplett vom Radar verschwindet.
Highlights
- Bones
- Without you
- 13
Tracklist
- Don't be so serious
- Bones
- St. Eriksplan
- Give me an answer
- Waiting (10 years)
- Without you
- Gosia
- Once in a long, long while...
- Crawl back
- Poznan
- Miserably
- 13
Gesamtspielzeit: 49:31 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Martinus Postings: 814 Registriert seit 13.01.2014 |
2021-06-23 21:25:51 Uhr
Von Low Roar steht ein neues Album in den Startlöchern. Die erste Single gefällt mir sehr gut.https://youtu.be/N73Ue9HXQuY |
Pivo Postings: 1406 Registriert seit 29.05.2017 |
2020-02-07 11:50:40 Uhr
Nachdem ich mit Death Stranding inzwischen durch bin und mir aber auch das Album zugelegt habe muss ich immer mehr den Hut vor "Low Roar" ziehen. Das Album wächst mit jedem Durchgang und ist mittlerweile schon mein erstes Highlight für dieses Jahr (auch wenn es schon 2017 erschien)....... Ich bin mit der 7/10, die PT vergeben hat, grade noch so einverstanden. Noch ein paar Mal hören und ich bin aber bei einer 8/10.... |
Pivo Postings: 1406 Registriert seit 29.05.2017 |
2019-12-18 14:42:28 Uhr
Das Album ist nicht mehr ganz frisch, aber durch das Playstation Spiel "Death Stranding" spürbar in meinen Fokus gerückt worden. Die Melodien sind herrlich zum entspannen und wer Bands wie z.B. Sigur Ros gut findet, dabei aber auf gelegentliche "Ausbrüche" verzichten will/kann, der sollte hier unbedingt einmal reinhören. Ich bin mit dem Spiel noch nicht wirklich gut kann aber jetzt schon sagen, dass sich mindestens fünf Songs dieses Albums dort finden (z.B. Bones, Poznan). Die Songs passen perfekt zum Spiel und funktionieren aber auch ohne visuelle Reize wunderbar. |
homme |
2018-01-14 14:36:28 Uhr
Every single Low Roar song gives me chills. Amazing stuff. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28017 Registriert seit 08.01.2012 |
2017-05-24 21:24:41 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.Meinungen? |
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Referenzen
Douglas Dare; Ásgeir; Bon Iver; Sufjan Stevens; Radical Face; Sin Fang; Seabear; Message To Bears; The Antlers; Múm; Daughter; Other Lives; Sóley; Pascal Pinon; Son Lux; Amiina; S. Carey; Dry The River; Blind Pilot; James Vincent McMorrow; Great Lake Swimmers; Timber Timbre; Sigur Rós; Jónsi; I Am Oak; Bowerbirds; Isbells; Foreign Fields; Gem Club; Snowmine; Rökkurró; Lay Low; Andrew Bird
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