Danzig - Black laden crown
AFM / Soulfood
VÖ: 26.05.2017
Unsere Bewertung: 4/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Genug ist genug
Mit Glenn Danzig hatte man es in der Vergangenheit schon verdammt leicht. Wenn man ganz böse sein wollte, schrieben sich in den letzten zehn bis 15 Jahren die Verrisse von ganz allein. Und ehrlicherweise hat der Mann, den man mal zärtlich verhohnepiepelnd "Schinkengott" nannte, mit einer geradezu bemitleidenswerten Mixtur aus Selbstkarikatur, Arroganz und schlicht grauenvoller Platten auch selbst ein gerüttelt Maß dazu beigetragen – selbst ein respektabler Auftritt auf dem Wacken Open Air und die allseits bestaunte Misfits-Reunion gerieten angesichts der selbst für niedrigste Ansprüche erschütternden Compilation "Skeletons" dermaßen ins Hintertreffen, dass auch wir über deren Qualität seinerzeit lieber den Mantel des Schweigens ausbreiteten. Natürlich ist der erste Eindruck bei einer neuen Danzig-Platte demnach eine Mischung aus Skepsis und Verzweiflung. Und ja, mitunter dann noch noch ein wenig Hoffnung. Zumal der Altmeister nun auch schon auf eine fast vier Jahrzehnte andauernde Karriere zurückblicken kann.
Was aber soll man bitte von einem Artwork halten, das jeder drittklassige Mangazeichner-Azubi ausdrucksstärker gestalten würde? Diese Lara-Croft-Praktikantin soll Vorfreude wecken? Oh je. Tatsächlich eröffnet "Black laden crown" gar nicht einmal so furchtbar. Düster droht ein gar finsteres Riff, beschwört der nicht eben hünenhafte Frontmann böse Geister. Doch dann setzen Band und Backing Vocals ein, und der Rest ist Entsetzen. Bitte, liebe Promo-Agentur, möchte man flehen, bitte bemustert uns doch zukünftig wieder mit dem finalen Mix eines Albums und nicht etwa mit den ersten Demos. Aber nein, dieses Geschepper ist tatsächlich ernst gemeint. Auch wenn Danzigs Fans, so er denn noch welche haben sollte, schon jenseits der 40 sind, haben sie noch ein funktionierendes Gehör. Und vergießen ob der vertanen Chance bittere Tränen – eine spannende Struktur bietet dieser Titeltrack nämlich.
Auch das folgende "Eyes ripping fire" wirkt eher wie eine Design-Studie als ein ausgereifter Song, bis dann "Devil on Hwy 9" – ja, was nun? Erschüttert? Amüsiert? Zumindest wird hier auf knapp vier Minuten das komplette Dilemma des Glenn Danzig deutlich. Von der Struktur, von den Riffs her blitzt immer wieder alte Klasse auf, ist endlich wieder der dämonische Bluesrock der frühen Jahre durch den Soundbrei hindurch zu erahnen. Doch was Danzig in den letzten Jahren auch immer getrieben hat, seiner Stimme hat es definitiv nicht gut getan. Aus dem aus dem tiefsten Dunkel predigenden Sänger ist ein Schatten seiner selbst geworden, heiser kämpft der Frontmann mit dem ohnehin schon drastisch reduzierten Umfang seines Organs. Nein, Spott hat hier keinen Platz mehr. Das ist einfach nur noch traurig, das ist die formvollendete Selbstdemontage einer Legende.
Dabei ist "Black laden crown" unter all den grauenvollen Platten, mit denen uns Danzig in den letzten Jahren zu belästigen beliebte, sogar noch eine der besseren. Naja, sagen wir: eine der weniger schlechten. "The witching hour" beispielsweise könnte mit einem auch nur mittelmäßig begabten Produzenten eine wunderschöne dunkle Ballade sein, die durchaus mit den Frühwerken hätte mithalten können. Und aus den guten Ansätzen dieser schwarzen Pampe könnte man noch ein, zwei manierliche Songs schnitzen. Vor 25 Jahren erschien "Danzig III: How the gods kill". Ein Meisterwerk voll düsterer Pracht, gespickt mit überragenden Songs, die auch heute noch Maßstäbe des Düster-Metal sein können. Wenn dieser Meilenstein verdientermaßen mit einem pompösen Re-Release geehrt werden sollte, gibt es für Glenn Danzig im Grunde genommen nur noch eine Aufgabe. Sich nämlich jenes Album nochmals genauestens anhören. Dann "Black laden crown". Und sich daraufhin konsequenterweise in den Ruhestand begeben. Es wäre für alle Beteiligten das Beste.
Highlights
- Black laden crown
- The witching hour
Tracklist
- Black laden crown
- Eyes ripping fire
- Devil on Hwy 9
- Last ride
- The witching hour
- But a nightmare
- Skulls & daisies
- Blackness falls
- Pull the sun
Gesamtspielzeit: 45:57 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
furze |
2017-05-30 21:29:51 Uhr
bestes danzich album ever |
Flami Postings: 186 Registriert seit 28.11.2015 |
2017-05-30 06:54:29 Uhr
Genau genommen, stammt Glenn Danzig von einem alten Göttergeschlecht ab und hat vor tausenden von Jahren den Schinken geschaffen. Ein Werk übrigens, von dem wir immer noch zehren. Leider nimmt die Unkultur des Vegetarismus/Veganismus in unseren Zeiten zu, so dass Glenn "Schinkengott" Danzig und seine Kreationen immer weiter zurückgedrängt werden. Let's reclaim the Schinken! All hail the Schinkengott! Make Schinken great again! |
eiwl |
2017-05-27 00:06:06 Uhr
also ich hab aus sicherer kwelle erfahren, von einem schwippschwager, dass der schinkengott genannt wird, weil seine musik schon immer als "alter schinken" bezeichnet wurde, alos im sinne von unnütz, überholt usw. |
leiw |
2017-05-26 23:59:09 Uhr
nein nein nein, der wird schinkengott genannt, weil seine leibspeise mal räucherschinken war, aber jetzt kochschinken. |
darum |
2017-05-26 22:58:59 Uhr
quatschquatschquatsch |
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Referenzen
Misfits; Samhain; Black Sabbath; Mercyful Fate; Bathory; St. Vitus; Candlemass; Trouble; Solitude Aeturnus; The Doomsday Kingdom; Type O Negative; Tiamat; Sentenced; The Devil's Blood; Deicide; Moonspell; Marilyn Manson; Alice Cooper; Ozzy Osbourne; W.A.S.P.; Prong; White Zombie; Pantera; Unbroken; Corrosion Of Conformity; Crowbar; Down; The Damned; The Cramps; In Solitude; Dool; Pentagram; A Pale Horse Named Death; Beastmilk; Grave Pleasures; Ghost
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