The Spookfish - Black hole
Fire Talk
VÖ: 21.04.2017
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
Keine Angst, mein Junge
Als der kleine Pascal im zarten Alter von sieben Jahren mit seiner Familie Urlaub am Chiemsee machte und der junge Freischwimmer sich erstmals in die Binnenfluten stürzte, berührte ihn quasi aus dem Nichts ein Fisch am dürren Beinchen. Der monströse Karpfen erschreckte ihn dabei so sehr, dass er die restlichen anderthalb Wochen am Ufer verbrachte. Es war ein Scheißurlaub. Chiemsee, never again! Tatsächlich war dies die erste Assoziation, die The Spookfish für den Rezensenten mitbrachte. Zwar sind schwarze Löcher nun auch nicht gerade das, was man unter ungruselig versteht, Dan Goldbergs neuestes Album allerdings fällt eher in die Sparte Entspannung als in die Kategorie Gespenstergeschichten.
Der 31-jährige New Yorker geriet im Laufe der letzten zehn Jahre mit der Veröffentlichung einer ganzen Latte von Free-Download-Alben und -EPs in den Fokus der New York Times, hat heute ein astreines Szene-Standing und liefert auf seinem regulären Debüt "Black hole" Gitarrenmusik-Plus. Das Mehr legt sich in Form von wirren aber jederzeit gekonnten Sound-Experimenten auf die Instrumentierung des Albums. Da sind die Synthies und die Drum-Machine aus dem Titeltrack "Black hole", die dessen Gitarren-Version "Black hole (Acoustic)" gegenüberstehen, oder das Theremin und die Drones aus "Moon viewing road", das ordentlich Terz macht, während "Everything is moving so fast" ein wunderschönes Singer-Songwriter-Stück klassischer Machart ist. Es sind also die Kontraste, die "Black hole" auszeichnen. Während Goldberg in den elektronischen Stücken auf den Gesang verzichtet, höchstens mal ein wenig in die ohnehin windige Stimmung haucht, legt sich seine zarte Singstimme, die an Bonnie 'Prince' Billy erinnert, über die akustischen Tracks.
Dass dennoch keine Dissonanzen entstehen und die Platte wie aus einem Guss erscheint, ist dem großartigen Gespür des Künstlers geschuldet. Die gleichnamigen Titel auf der Platte haben miteinander nicht viel gemein außer einer duchgängigen Liebe zur Inszenierung. "Moon day (Spring)" lässt Freudentränen perlen, sein böser Zwilling "Moon day" hingegen zieht eine gewitternde Kulisse auf. Mit "Snake song" schafft das Album ein versöhnliches Ende zwischen den Antagonisten, integriert sowohl unverstärkte wie elektrifizierte Klänge und zeigt eine neue, ganz angenehme Art von Folk, die höchstens insofern verängstigt, dass sie erschreckend schön ist. Selbst "Black ghost with red eyes" kann mit seinem Geplätscher nicht einschüchtern. Zwar lassen sich auf diese Weise auch keine Kindheitstraumata aufarbeiten, für eine Weile der Entspannung in natürlich-musikalischem Umfeld taugt "Black hole" aber mehr als gut.
Highlights
- Black hole
- Everything is moving so fast
- Snake song
Tracklist
- Black hole (Acoustic)
- Black hole
- Moon day
- Moon viewing road (Acoustic)
- Moon viewing road
- Everything is moving so fast
- Car horn (Extended)
- Moon day (Spring)
- Black ghost with red eyes
- Snake song
Gesamtspielzeit: 33:22 min.
Referenzen
Alasdair Roberts; Bonnie 'Prince' Billy; The Notwist; Bon Iver; James Blake; Sufjan Stevens; Merle Haggard; Palace Music; Bill Callahan; Smog; Tortoise; Joe Henry; Silver Jews; Castanets; Bowerbirds; Sun Kil Moon; Antony & The Johnsons; Magnolia Electric Co.; Radiohead; Thom Yorke; Atoms For Peace; Elliott Smith; José González; Nick Drake; Bright Eyes; Conor Oberst; Alt-J