Sólstafir - Berdreyminn

Season Of Mist / Soulfood
VÖ: 26.05.2017
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Kontrollierte Erlösung
Heute mal ohne lange Vorrede: Sólstafir sind zurück. Kontrollierter und zurückhaltender als früher, jedoch um keinen Deut harmloser. Ihr sechstes Album "Berdreyminn" macht genau da weiter, wo das famose "Ótta" aufgehört hat. "Hula" wirkt beispielsweise beim ersten Kontakt durch ein prominent eingesetztes Klavier beinahe poppig, ohne jedoch ins Seichte abzudriften. Chöre, die von ganz weit weg zu kommen scheinen, verleihen dem Song eine ätherische Note. Der Ausbruch in der Mitte des Stückes erinnert in Form und Umsetzung stark an "Decks dark" von Radiohead, sucht sein Heil aber in der Flucht nach vorn. Aðalbjörn Tryggvason schreit zum Schluss gegen eine Wand aus Gitarren und Streichern an, dass es eine wahre Freude ist, seinen Stimmbändern beim Kaputtgehen zuzuhören.
Dass die musikalischen Wurzeln der Isländer im Viking Metal liegen, ist besonders "Nárós" anzumerken. Der Song kennt nur eine Richtung: geradeaus. Stoisch verrichtet das Schlagzeug sein Werk, während fuzzgeschwängerte Breitseiten sich mit atmosphärischen Verschnaufpausen abwechseln. Ähnlich aggressiv geht es auch im Opener "Silfur-refur" zu, wobei hier an der Kompressionsschraube so lange gedreht wurde, bis nichts als Dröhnen und Scheppern übrigblieb. Als bewusst eingesetztes Stilmittel durchaus wirkungsvoll, gerade im Hinblick auf die Tatsache, dass "Berdreyminn" ein Album voller Abgründe ist. "Hvit saeng" beginnt etwa balladesk und geigenschwanger, ehe straighter Rock'n'Roll jeglicher Heimeligkeit den Garaus macht. Hoch damit und raus mit ihnen.
Trauer durchweht den "Dyrafjördur". Deutlich gedrosselt lässt die Band die Zwischentöne sprechen. Irgendetwas Magisches muss Island innewohnen, anders ist die hohe Zahl herausragender Künstler, die das Eiland im Nordatlantik hervorgebracht hat, kaum zu erklären. Ähnlich wie Sigur Rós wissen Sólstafir genau, wann es Zeit ist, die Luft anzuhalten und wann es auf die Zwölf geben muss. "Ambátt" ist ein Paradebeispiel für diese These: Rhodes und Piano dominieren den verträumten ersten Part, bevor sich eine stark verzerrte Gitarre in den Vordergrund schiebt. Minutenlang duelliert sie sich mit dem Klavier und geleitet den Song Takt für Takt in Richtung Erlösung.
Schließlich, endlich die Entfesselung. "Bláfjall" beginnt zögerlich und getragen, eine Kirchenorgel sorgt für die richtige Dosis Schummrigkeit. Schon das erste Gitarrenriff jedoch lässt ahnen, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen ist. Tryggvason leidet und keucht, während im Hintergrund ein Sturm aufzieht. Nach gut fünf Minuten brechen alle Dämme. Ja, das hier ist Metal. Und zwar jene Sorte, die süchtig macht. Bloßes Gefrickel oder zum Klischee erstarrte Manierismen sucht man vergeblich. Noch immer vermag diese Band Emotionen in Musik zu übersetzen wie kaum eine andere. Das Unmittelbare wird hörbar. Alles andere ist primär.
Highlights
- Isafold
- Hula
- Ambátt
- Bláfjall
Tracklist
- Silfur-refur
- Isafold
- Hula
- Nárós
- Hvit saeng
- Dyrafjördur
- Ambátt
- Bláfjall
Gesamtspielzeit: 57:23 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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nagolny Postings: 1545 Registriert seit 06.11.2022 |
2023-02-07 22:44:46 Uhr
Nach drei noch vorgelagerten Demos aus der Frühzeit nun also bereits SÓLSTAFIRs Studioalbum #6: Diese unterschwellige nordmännische Morriconehaftigkeit, die sich abgeschwächt auch bei Sigur Rós und den frühen Fields of the Nephilim, besonders aber bei Madrugada, immer mal wieder in den jeweiligen Bandsound eingewoben auffinden lässt, geleitet mich sehr wohlig in das Album hinein. Danach wird es rhythmisch direkter, melodisch eingängiger, ausschweifender, leicht pinkfloydesque gar. Das abrasive Moment des noch windumtosten Svartir Sandar hingegen geht den ersten beiden Songs trotz der angenehmen Lautstärkedynamik dieser insgesamt moderneren Produktion leider ganz ab. Aber dafür klingt Berdreymmin immerhin nicht mehr ganz so leicht hin geworfen und ätherisch wie Ótta, welches nach meinem Empfinden gerade über die gesamte Albumlänge hinweg leider etwas an emotionaler Tiefe und mitreißenden Momenten in der Musik vermissen ließ. Das dritte Stück auf Berdreyminn kommt indes wieder ähnlich elegisch daher, mit Romantik im Stile der ausufernder schwelgerischen Stücke von Crippled Black Phoenix, was dann doch eher langatmig wirkt; ruhig zwar an der Oberfläche, doch darunter leidenschaftlich schmachtend. Das reduziertere Nárós verleiht Berdryminn dann schließlich seinen eigenen Sound: Basischer, geschlossener, schwebender als frühere Alben, fast schon radiotauglich, dabei jedoch auf latent folklorisch unterfütterten, post-rockigen Schwingen dahingleitend, und bei aller ohrenschmeichelnden Eingängigkeit wohl doch rauher, als es ein radioaffiner Publikumsmainstream sich wünschen würde. Danach dürfen sich zum allseits präsenten Piano auch noch Streicher unter das Rockinstrumentarium mischen, wenn es etwas balladesker wird. Hier kommt man noch einmal den ganz frühen Endzeitballaden des Schwarzkrüppelaschevogels nahe, beschreitet jedoch etwas songorientiertere Pfade - und schraubt sich im weiteren Verlauf langsam in die Dynamik eines Stückes hinauf, wie es auch auf Avoid the Light von Long Distance Calling gepasst hätte. Anschließend wird es wieder ruhiger, elegischer. Überhaupt scheint sich Sólstafir für Berdreyminn einiges an Inspiration von Justin Greaves' Langzeitprojekt geholt zu haben, schreitet gleichzeitig jedoch den ab Svartir Sandar von der eigenen Band eingeschlagenen Weg konsequent weiter: Weiter gespannte Kompositionsbögen, mehr Anteile an Progressive Rock, mehr esoterisch anmutende Gesangslinien, quasi gar kein Blackmetal oder auch nur noch die geringsten Black'n'roll-Bezüge mehr. Dabei klingt dann ein Song wie Ambátt jedoch so frisch und eigenständig, im Gitarren-Sound dabei aber derart markant nach typischem Sólstafir-Lauf, dass er alleine dadurch schon zum Markenzeichen dieses Albums wird. Ja, Sólstafir entwickelt sich nurmehr noch in Nuancen, um berechtigter Kritik hier auch einmal das Wort zu reden, und doch verfangen die Songs, gibt es hier und da immer wieder höchst fein gedrechselte Facetten und Übergänge zu bewundern, wenn man beim Zuhören nicht einfach unaufmerksam an der nunmehr weitaus glatter polierten Oberfläche entlang gleitet. Trotz naheliegenden Assoziationen zu Katatonia im ausleitenden Stück, das nochmal etwas treibender daherkommt, trotz einem insgesamt gefälligeren Songwriting und weniger auralen Widerhaken als auf früheren Alben, gilt: Berdreyminn ist kein Album zum Nebenbeihören; im Gegenteil fordert es volle Aufmerksamkeit, will man so richtig eintauchen unter den Spiegel seiner glänzenden Oberfläche. Punktwertung: 8 / 10 |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27973 Registriert seit 08.01.2012 |
2018-07-09 22:36:49 Uhr - Newsbeitrag
Sólstafir announce new European live dates SÓLSTAFIR logo Share Tweet Forward SÓLSTAFIR have announced a new leg of European tour dates in support of their latest release 'Berdreyminn' which was released on May 26th, 2017. Their massive road-trip will kick off at Poland's B90 in Gdansk on November 20, and run through 12 more countries before the final curtain falls at the Fuzz Club in Athens, Greece on the 16th of December. For interview and press-list requests, please contact Season of Mist in October. A complete list of confirmed shows can be viewed below. Solstafir-2018-EU-admat SÓLSTAFIR festivals 04 Aug 18 Wacken (DE) Wacken Open Air 18 Aug 18 Dinkelsbühl (DE) Summer Breeze Open Air SÓLSTAFIR +ENSLAVED 29 Aug 18 Perth (AU) Rosemount Hotel 30 Aug 18 Sydney (AU) Factory Theatre 31 Aug 18 Brisbane (AU) The Zoo 01 Sep 18 Melbourne (AU) Max Watts SÓLSTAFIR European tour 20 Nov 18 Gdansk (PL) B90 21 Nov 18 Warsaw (PL) Progresja 22 Nov 18 Vilnius (LT) Loftas 23 Nov 18 Riga (LV) Melna Vilnius 24 Nov 18 Tallinn (EE) Tapper 29 Nov 18 Gothenburg (SE) Sticky Fingers 30 Nov 18 Oslo (NO) Vulkan Arena 01 Dec 18 Copenhagen (DK) Lille Vega 02 Dec 18 Leipzig (DE) Taubchenthal 03 Dec 18 Stuttgart (DE) Im Wizeman 04 Dec 18 Winterthur (CH) Salzhaus 05 Dec 18 Marseille (FR) Jas Rod 06 Dec 18 Biarritz (FR) Atabal 07 Dec 18 Madrid (ES) Madrid Is The Dark Festival 08 Dec 18 Lisbon (PT) Under The Doom 09 Dec 18 Porto (PT) Hard Club 11 Dec 18 Cognac (FR) West Rock 12 Dec 18 Audincourt (FR) Le Moloco 13 Dec 18 Lille (FR) Aeronef 14 Dec 18 Eindhoven (NL) Eindhoven Metal Meeting 15 Dec 18 Istanbul (TR) Garajistanbul 16 Dec 18 Athens (GR) Fuzz Club The band will be touring in support of the Icelander's latest acclaimed album, 'Berdreyminn'. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27973 Registriert seit 08.01.2012 |
2017-06-28 11:46:51 Uhr - Newsbeitrag
SÓLSTAFIR are announcing the second leg of their 2017 European tour in support of their latest full-length 'Beyrdreyminn'. The enigmatic Icelandic rockers will be joined by MYRKUR at most shows. SÓLSTAFIR 14 Sep 17 Santiago de Chile (CL) Teatro Nescafé de las Artes SÓLSTAFIR tour +MYRKUR 17 Nov 17 London (UK) Heaven 18 Nov 17 Leeuwarden (NL) Neushoorn 19 Nov 17 Lille (FR) Maison Folie Beaulieu 20 Nov 17 Paris (FR) Alhambra 21 Nov 17 Rennes (FR) Antipode MJC 23 Nov 17 Bilbao (ES) Santana27 24 Nov 17 Madrid (ES) Caracol 25 Nov 17 Barcelona (ES) Razzmatazz2 26 Nov 17 Marseille (FR) Jas Rod (without Myrkur) 27 Nov 17 Milano (IT) Circolo Magnolia 29 Nov 17 München (DE) Theaterfabrik 30 Nov 17 Salzburg (AT) Rockhouse 01 Dec 17 Bologna (IT) Locomotiv 07 Dec 17 Budapest (HU) A38 08 Dec 17 Wien (AT) Arena 11 Dec 17 Praha (CZ) Roxy 12 Dec 17 Berlin (DE) Heimathafen 13 Dec 17 Köln (DE) Kantine 14 Dec 17 Osnabrück (DE) Rosenhof (without Myrkur) 15 Dec 17 Rotterdam (NL) maasSilo 16 Dec 17 Bruxelles (BE) VK 18 Dec 17 København (DK) Pumpehuset 20 Dec 17 Stockholm (SE) Debaser Strand SÓLSTAFIR festivals 08 Jul 17 Neskaupstaður (IS) Eistnaflug Festival 28 Jul 17 Balve (DE) Balver Höhle (Prophecy Fest 2017) 29 Jul 17 Neuensee bei Lichtenfels (DE) Rock im Wald 11 Aug 17 Rasnov (RO) Rockstadt Extreme Fest 2017 (exact date tba) 18 Aug 17 Borre (NO) Midgardsblot Festival 2017 (exact date tba) |
Watchful_Eye User Postings: 2939 Registriert seit 13.06.2013 |
2017-06-02 16:47:23 Uhr
Einfach mal bei Google eingeben. |
Eron Don Don |
2017-06-02 16:45:47 Uhr
"Alles andere ist primär."Bitte sagt mir dass dieser letzte Satz der Rezension eine Anspielung auf irgendwas ist was ich nicht kenne... |
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Referenzen
Primordial; Agalloch; Woods Of Ypres; Lantlôs; Ulver; Wardruna; Negura Bunget; Triptykon; Kontinuum; Falloch; Pelican; Ghost Brigade; Dordeduh; In The Woods...; Drudkh; Cynic; Fen; At The Drive-In; Wolves In The Throne Room; Radiohead; Amesoeurs; A Storm Of Light; Dornenreich; Falkenbach; Skálmöld; Hexvessel; ColdWorld; Vreid; Winterfylleth; Tiny Fingers; Urfaust; Cult Of Luna; Isis; The Ocean; Neurosis; A Forest Of Stars; Borknagar; Vintersorg; Alcest; Les Discrets; Tenhi; Ártisðdir Lífsins; Sigur Rós
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