Burkini Beach - Supersadness intl.

Recordjet
VÖ: 19.05.2017
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10

Unbekannt, verzogen
Für alle, die es verpasst haben: Mit ihren beiden bisherigen Alben segelte die ursprünglich aus Bayern stammende Band The Dope zwar weitestgehend unter dem Radar, ihr pfiffiger Indierock zählte dennoch zu den künstlerischen Höhepunkten in der hiesigen Musikszene. Den Frontmann des Duos, Rudi Maier, verschlug es vor ein paar Jahren nach, na klar, Berlin, wo er fleißig an seinem ersten Soloalbum schraubte und feilte. Unter seinem Pseudonym Burkini Beach erscheint mit "Supersadness intl." nun eine weitere tiptop Platte, die ihre Taschen randvoll mit Melancholie bepackt hat. Der sympathisch-krachige Gitarrenrock seiner Stammband macht Platz für dringlichen, melodiösen Folk, der eigentlich viel zu gut ist, um wieder unentdeckt zu bleiben. An uns soll es jedenfalls nicht liegen.
Freilich haben auch die zehn Songs von Burkini Beach alles, was es letztlich braucht, um ein größeres Publikum zu erreichen: Sie sind gefühlvoll, dabei aber nicht sentimental. Eingängig, ohne sich irgendwelchen Plattitüden hinzugeben. Zwischen den Zeilen schwingt die leise Tragik der bekannten Saddle-Creek-Veteranen mit, immer wieder blitzt die kompositorische Raffinesse eines Sufjan Stevens auf, und gelegentlich fühlt man sich auch an die seltenen ruhigen Momente bei Modest Mouse erinnert. Das sind große Referenzen, doch Burkini Beach muss sich wahrlich nicht hinter ihnen verstecken. Allein schon, mit wie viel Nachdruck der Wahl-Berliner den stillen Opener "Kitchen sink" inszeniert, weiß zu begeistern: Viel mehr als seine Akustische braucht Maier nicht, um sein Herz zu öffnen; um seiner Verzweiflung freien Lauf zu lassen.
"Supersadness intl." wird folglich, wie es der Titel schon vermuten lässt, zu einem intensiven Album, zu einer schonungslosen Abrechnung mit der eigenen Fehlbarkeit und dem emotionalen Wechselbad, in das man tagtäglich eintaucht. Das bereits vorab veröffentlichte "Luxembourg" schildert einen Roadtrip durch Westeuropa, auch wenn man letztlich nicht ganz weiß, ob es eine Reise mit glücklichem Ausgang war, changiert die Nummer doch zwischen Euphorie und Wehmut. Eindeutiger positioniert sich da schon "Your weirdness & my eloquence": Regelrecht sonnig singt Burkini Beach hier von Lügen und Komplimenten, während die Nummer selbst beschwingt nach vorne stolpert. Produziert wurde die Platte übrigens von Tomte-Keyboarder Simon Frontzek, der ihr einen angenehm warmen Klang verpasst hat. Und auch beim Vertrieb geht Maier einen ungewöhnlichen Weg: Das Album gibt es weder auf CD noch auf Vinyl. Sondern nur als Hardcover-Buch mit Download-Code oder aber zum Streamen.
Die zweite Albumhälfte beginnt mit dem verträumten "The world at our fingertips", einer wolkenverhangenen Akustiknummer, die sich auf elegante Weise die eigenen Fingernägel abknabbert. Mit "Jungle book" folgt der wohl stärkste Track der Platte: Burkini Beach liefert in diesen drei Minuten einen nahezu perfekten Indiepop-Song, der zweifelsohne auf jedes Sommermixtape gehört: "She took my hand, took me away / Took my heart by storm, took me out of the swarm / At the big ceremony, where she laid out her bait like an animal of prey / She's the lioness belle, I'm the injured gazelle." Zeilen, die sich festsetzen und noch lange im Kopf spuken. Gegen Ende von "Supersadness intl." werden die Stücke deutlich ruhiger, nur "Tiny boxes" darf hintenraus noch mal die Regler hochschieben und ein wenig Krach machen. Soll schließlich keiner sagen, er habe von diesem Album nichts mitbekommen.
Highlights
- Luxembourg
- Your weirdness & my eloquence
- Bodyguards
- Jungle book
Tracklist
- Kitchen sink
- Luxembourg
- Small talks
- Your weirdness & my eloquence
- Bodyguards
- The world at our fingertips
- Jungle book
- Death cup
- Tiny boxes
- Sleepover
Gesamtspielzeit: 33:22 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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@schleiereule |
2018-07-26 01:03:38 Uhr
ist das eine sjw-band? :Dvielleicht liegt es ja daran! |
Schleiereule |
2018-07-26 00:41:03 Uhr
Wie kann man seine Band oder sein Musikprojekt nur nach Burkinis benennen? Das ist mir vollkommen schleierhaft. |
Laura. |
2018-07-25 14:03:01 Uhr
Wo kauft ihr eure Burkinis? |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 24138 Registriert seit 08.01.2012 |
2017-05-31 18:14:18 Uhr
|
39 |
2017-05-20 20:23:26 Uhr
... "schöne" |
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Referenzen
Sufjan Stevens; Iron & Wine; William Fitzsimmons; José González; Elliott Smith; The Dope; Bright Eyes; Conor Oberst; Loney, Dear; Frightened Rabbit; Death Cab For Cutie; Ben Gibbard; Wilco; Modest Mouse; Maritime; The Dodos; Broken Social Scene; Grandaddy; Cursive; Great Lake Swimmers; Andrew Bird; M. Ward; Tim Kasher; Damien Jurado; Sparklehorse; Nick Drake
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- http://www.br.de/puls/musik/reviews/tracks-der-woche-09-2017 -100.html
- http://www.letsgethey.de/2017/01/16/burkini-beach-world-fing ertips/
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