Vök - Figure

Nettwerk / Warner
VÖ: 28.04.2017
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

Kaltes klares Wasser
Wer das wunderbare Island schon einmal mit einem Besuch beehrte, hat die unvergesslichen, weitläufigen Blicke über atemberaubende Landschaften fest abgespeichert. Der erinnert sich an unberührte Wildnis, an Wasserfälle, Geysire, an die allgegenwärtige Unberührtheit und an klare, frische Luft. Selbst die Hauptstadt Reykjavik wirkt wie ein großes nordisches Dorf an der Küste, das sich bis heute jeglicher Metropolen-Hektik widersetzt, sich vielmehr mit Bedacht entwickelt – und auch deswegen das Wohnzimmer für die Kreativen des Landes, ja vielleicht sogar von ganz Nordeuropa ist: An kaum einem anderen Ort tummeln sich derart viele Künstler, Musiker und Avantgardisten. Zur kühlen Faszination Islands wie zum speziellen Puls Reykjaviks passt wohl kaum ein Genre so gut wie der elektronisch angehauchte Dreampop von Vök.
Der Vierer hatte 2013 und in 2015 mit zwei EPs bei den Kritikern angeklopft und unter anderem mit dem kleinen Hit "Waterfall" für Jubel gesorgt. Auf ersten England-Touren sammelte die Band einen beachtlichen Pulk an Anhängern auch außerhalb Reykjaviks, mit dem Debütalbum "Figure" indes ließen sich Vök Zeit. Überstürzen möchte auch die Musik der Nordlichter nichts. Das kühle, aber unter der Oberfläche brodelnde "Floating" etwa ist ein lyrisch wie akustisch schönes Beispiel dafür, was den Hörer erwartet: Wabernde, mäandernde Popmusik, getragen von gedämpften Beats, Keyboardflächen, dem zarten Gesang von Margrét Rán und garniert durch kleine, pointierte Gitarren-Sprenkler, die man spätestens seit dem nahezu perfekten Debüt von The xx tief im Herzen trägt. Womit wir natürlich darauf zu sprechen kommen, dass Vök trotz ihres großen Talentes zu schüchternen und zugleich fesselnden Nummern wie "Show me" nicht zufällig so klingen, wie sie klingen.
Denn die Truppe hat nicht bloß The xx verinnerlicht – im Hause Vök scheint man auch Portishead und Beach House zu verehren, und ein gewisser James Blake haucht ab und an herein, flankiert von Neo-R'n'B-Klängen, mit denen auch Frank Ocean seinen aufregenden "Channel Orange" speiste. Zeitgemäßer könnte dieser Sound also kaum sein, doch er passt trotz offensichtlicher Anlehnung an erfolgreiche Klang-Paten ziemlich gut zu den jungen Isländern – auch auf Albumlänge. Und so kann man nicht anders, als sich mit Vök zum großartigen "BTO" bereit zu machen für einen wohligen Abend am warmen Fensterbrett , während der Blick nach draußen geht, dem Schneegestöber zuschaut, einzelne Flocken fokussiert und der Geist sich fallen lässt. Um diesem wohlig-schläfrigen Sog zu entkommen, den "Figure" bis zum schönen, abschließenden "Hiding" aufrecht erhält, braucht es mindestens einen großen Eimer Wasser. Kalt und klar, versteht sich.
Highlights
- BTO
- Floating
- Show me
- Hiding
Tracklist
- Breaking bones
- BTO
- Figure
- Polar
- Floating
- Don't let me go
- Show me
- Crime
- Lightning storm
- Hiding
Gesamtspielzeit: 35:20 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Beth Gibbons |
2017-05-11 16:06:32 Uhr
Hi, stop the namedropping. Portishead? kidding |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28498 Registriert seit 08.01.2012 |
2017-05-11 14:38:37 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.Meinungen? |
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Referenzen
The xx; Mazzy Star; Portishead; Beach House; SOHN; James Blake; Warpaint; Jamie xx; Broadcast; Goldfrapp; Air; 2:54; AlunaGeorge; The Whitest Boy Alive; My Bloody Valentine; Frank Ocean; The Cranes; Lush; Hope Sandoval & The Warm Inventions; Devics; The Radio Dept.; Slowdive; Hot Chip; Alt-J; Rachel Goswell; Azure Ray; Absolute Grey; Beyoncé; The Kills; Blonde Redhead; Her Space Holiday; The Weeknd; Maps; The Church; Anne Clark; Dead Can Dance; The Cure; Radiohead; The Notwist; Marina & The Diamonds; Boy Crisis; Golden Silvers; Dan Black; Arthur Beatrice; Esben And The Witch; Poliça; Sigur Rós