Ho99o9 - United states of horror

Caroline / Universal
VÖ: 05.05.2017
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10

999 Probleme
"Alles ist einfach. Alles ist dreckig. Alles ist einfach dreckig." So Kollege Sennfelder an anderer Stelle über den verwahrlost-verkrusteten Zustand der Straßen in der britischen Hauptstadt. Doch Dreck ist global. London, Arnsberg-Niedereimer oder New Jersey, Geburtsort dieses nur scheinbar unaussprechlichen Duos – überall der gleiche Unrat. Auch in Los Angeles, wohin es theOGM und Eaddy im Jahre 2014 nach ersten lautstarken Achtungserfolgen in der Heimat verschlug. Dank der Trump-Administration dürfen sich Minderheiten dieser Tage schließlich überall in den USA so richtig unwohl fühlen. Ächz, schon wieder dieser Name. Horror. Oder vielmehr: Ho99o9. Siehe auch den Titel dieses Albums. Doch so schmutzig die Wirklichkeit auch sein mag: Da müssen Band und Hörer durch. Glober Klotz, grober Keil. Und was nicht passt, wird passend gemacht.
Dabei hatte alles recht herkömmlich angefangen: theOGM und Eaddy wuchsen seinerzeit mit Musik von Boogie Down Productions, Wu-Tang Clan oder Onyx auf – bis Letzterer eines Tages mit einer Platte der schwarzen Hardcore-Punks Bad Brains um die Ecke kam und die Dinge einen eher HipHop-untypischen Lauf nahmen. Zu tiefsten digitalen Beats und angepissten Raps voll zivilem Ungehorsam gesellten sich brachiale Schläge mit der Stromgitarre – sowie dem Bandnamen angemessene Videos, in denen blutdurstige Schönheiten die Mitglieder sowohl besteigen als auch ausweiden. Dagegen ist Whodinis "Haunted house of rock" eine Puppenstube und Ice-Ts Body Count eine Gang tablettenabhängiger Trichinenbeschauer. Auch die ähnlich interdisziplinär trümmernden New Yorker Kollegen Show Me The Body gucken schon ganz gespannt.
Passend dazu heißt es im rüpeligen Quasi-Opener "War is hell" scharf "Niggaz like me go to hell", ehe alle anderen ebenfalls ihr Fett wegkriegen – zu kolossalem Noise-Hop, bei dem die Distortion so barsch dazwischenbrüllt, als wolle der Beelzebub mit dem problematischen Neuzugang erst einmal mächtig ins Jüngste Gericht gehen. Die "Street power" demonstrieren Ho99o9 hingegen mit rabiatem Punkrock-Riff und leibhaftigen Drums im Anschlag und legen bei der gegen Rassismus wetternden Single "City rejects" und dem rasenden "Sub-zer0" noch eine Schippe Speed und Pöbelei drauf: "I don't like the way you move / I don't like the way you smell / I don't like the way you look / I don't like the way you fuck." Und in Washington beißt gerade jemand entnervt in seine Schreibtischplatte – sofern theOGM und Eaddy sie nicht schon längst mit Getöse zersägt haben.
Auf einem HipHop-Album im eigentlichen Sinne befinden wir uns also schon lange nicht mehr – vor allem nicht, wenn das blökende Stakkato von "Bleed war" fast Industrial-Metal-Dimensionen erreicht oder "New Jersey devil" dank ungehobelter Double Bass lupenreine Mosh-Qualitäten offenbart. "Knuckle up" prügelt sich samt spitzem Riff mit The Prodigys "Smack my bitch up", bevor am Anfang von "Moneymachine" der Tod höchstpersönlich ans Telefon geht und "Splash" danach spukig die Old School beschwört. Das Titelstück stürzt die "United states of horror" als bombastisch-gereizter Elektro-Groover dann endgültig in den Abgrund – abschließend lassen Ho99o9 noch wissen, man möge sie doch bitte nicht mit Death Grips vergleichen. In den Referenzen tun wir das natürlich trotzdem. Denn wie war das noch gleich mit dem zivilen Ungehorsam?
Highlights
- War is hell
- Street power
- Bleed war
- Knuckle up
- Sub-zer0
- United states of horror
Tracklist
- U.S.H.
- War is hell
- Street power
- Face tatt
- When death calls (Interlude)
- Bleed war
- Moneymachine
- Splash
- Knuckle up
- Dekay (feat. Gnar)
- Sub-zer0
- Feels like... (Interlude)
- City rejects
- Hydrolics
- New Jersey devil
- United states of horror
- Blaqq hole
Gesamtspielzeit: 46:03 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Loketrourak Postings: 2689 Registriert seit 26.06.2013 |
2017-09-12 11:29:37 Uhr
Im Nachhinein der bislang größte Fehlkauf 2017. |
Fanatic |
2017-05-05 01:36:49 Uhr
Da gibts bessere Vertretter.Bones und die $uicidboy$ z.B. Aber nicht schlecht. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28240 Registriert seit 08.01.2012 |
2017-05-04 22:26:23 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.Meinungen? |
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Referenzen
Death Grips; Show Me The Body; Clipping.; Ratking; The Bug; Aesop Rock; Dälek; B.Dolan; Sage Francis; Dan Le Sac; Antipop Corsortium; Young Fathers; Cannibal Ox; Company Flow; Run The Jewels; El-P; Killer Mike; Madvillain; Busta Rhymes; Whodini; Mantronix; Boogie Down Productions; Onyx; Insane Clown Posse; Public Enemy; Body Count; Rage Against The Machine; Zack De La Rocha; Bad Brains; Biohazard; Corrosion Of Conformity; Sepultura; Slayer; Pro-Pain; Marilyn Manson; Revolter; Senser; (hed) P.E.; The Dillinger Escape Plan; Slaves; Destruction Unit; Dope Body; Big Black; Liars; Big Ups; Greys; Metz; Zulus; TV On The Radio; Nevermen; Techno Animal; Controlled Bleeding; Meat Beat Manifesto; Consolidated; P.O.W.E.R.; Fun-Da-Mental; The Disposable Heroes Of Hiphoprisy; The Prodigy; Dr. Octagon; Run-D.M.C.; Dizzee Rascal; Roots Manuva; Odd Future Wolf Gang Kill Them All; Tyler, The Creator; Danny Brown; Frank Ocean; Earl Sweatshirt; Wu-Tang Clan; RZA; GZA; Ol' Dirty Bastard; Method Man; Reakwon; Captain Murphy; Vince Staples; Das Racist
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- Ho99o9 - United states of horror (3 Beiträge / Letzter am 12.09.2017 - 11:29 Uhr)