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Mac DeMarco - This old dog

Mac DeMarco- This old dog

Captured Tracks / Cargo
VÖ: 05.05.2017

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Hör mal, wer da hämmert

Tipp für ein besseres Leben, Teil eins: Besuchen Sie, falls Sie das nicht ohnehin schon getan haben, unbedingt ein Konzert von Mac DeMarco. Dies sind seelenreinigende Ereignisse voller Rausch und Ekstase und nachher ist man vielleicht kein besserer, mindestens jedoch ein fröhlicherer Mensch. Versprochen.

Tipp für ein besseres Leben, Teil zwei: Hören Sie bitte auch die Platten des jungen Mannes. Diese sind zwar nicht gerade rauschhaft oder ekstatisch, dafür aber genau das Gegenteil: entspannend, wohltuend, das Innere massierend. Lassen Sie sie alle durchlaufen, beginnend bei der famos vor sich hin schlendernden Debüt-Mini-LP "Rock and roll night club", bis hin zum relaxten "Another one", ebenfalls irgendwas zwischen EP und Album, ebenfalls famos vor sich hin schlendernd. Überhaupt: schlendern. Das ist so ganz generell die hauptsächliche Leiden- und Eigenschaft von DeMarcos Musik, die sich inhaltlich von einem Schlamassel in den nächsten wirft, dabei aber nicht resignativ die Achseln zuckt, sondern mit leichter Melancholie die eigene Lässigkeit feiert, das in die DNA eingeschriebene Losertum ins Gegenteil verkehrt und in heroisch unaufgeregter Art darbietet. Mögliche Schubladen also: Slacker-Rock 2.0, Yacht-Pop für die Generation Snapchat oder, laut Eigenaussage, Jizz Jazz. Ähem.

Nun jedenfalls erscheint mit "This old dog" das dritte vollwertige Album des sympathischen Zahnlückenträgers aus Kanada. Mit seinen 42 Minuten könnte man ebenjenes fast schon ausufernd nennen, ist es doch die mit Abstand längste Veröffentlichung DeMarcos. Langeweile kommt natürlich trotzdem nicht auf. Beziehungsweise irgendwie schon, aber eher jene gute Art Langeweile, die einen so schön durchflutet, bis man letztlich tiefenentspannt von der eigenen Couch rutscht und dies erst merkt, wenn man auf dem Boden landet. Bereits die vorab veröffentlichten Songs geben einen guten Einblick: Die Titelnummer schaut durch halbgeöffnete Lider in die triste Welt und schleppt sich in angenehm schluffiger Verschlafenheit von der Strophe in den Refrain. Minimalistisch, praktisch, gut. Auch der Opener "My old man" benötigt nicht viel mehr als Akustikgitarre, pluckerndes Keyboard und nonchalanten Halbgesang, um dieses DeMarco-Gefühl heraufzubeschwören, nach dem man sich spätestens seit "Salad days" an grauen Tagen so sehnt.

Eingespielt hat er das Album in Los Angeles, nachdem er dort ein kleines Häuschen erstanden hat. Das Gästezimmer wurde zum Heimstudio umfunktioniert und die zuvor so lange gereiften Demos endlich in Angriff genommen. Nun hämmerte der smarte Kanadier also inmitten von Umzugskartons und lose aus den Wänden hängenden Kabeln eine Platte ein, der man diese Umstände zu keinem Zeitpunkt anhört: "This old dog" wirkt niemals gestresst oder gerädert, sondern vielmehr in sich ruhend und fluffig, spielt es doch in erster Linie die eigenen Stärken aus. "Baby you're out" wird so zum munteren Folk-Pop, der live auch sicherlich Stimmung in die Bude bringt. Und im nachdenklichen "Dreams from yesterday" hängt DeMarco seinen Gedanken nach, während die Akustische den Song sachte, aber mit Nachdruck in Richtung Halbschlaf befördert.

"A wolf who wears sheep clothes" klingt dann schon fast wie ein Sommerhit, so durchweg sonnig und mundharmonisch wie er vorgetragen wird. DeMarco und Band taumeln auf dem dritten Album also zwischen den Emotionen, klingen oftmals beschwipst-beschwingt, nur um einen Song später schon wieder ein melancholisches Schaumbad zu nehmen. Bemerkenswert wird es dann nochmal gegen Ende: "Moonlight on the river" bekommt großzügige sieben Minuten zugestanden und stellt unter Beweis, wie formvollendet Monotonie auch klingen kann. Freilich passiert hier nicht viel, doch ähnlich wie die Kollegen von Real Estate, The War On Drugs oder auch Kurt Vile lässt DeMarco diese Nummer an der langen Leine. Und schlendert lässig nebenher. Dieser Teufelskerl.

Ach ja, Tipp für ein besseres Leben, Teil drei: Glauben Sie nicht immer alles, was im Internet steht. Insbesondere, wenn es gutgemeinte Ratschläge sind.

(Kevin Holtmann)

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Highlights

  • My old man
  • This old dog
  • A wolf who wears sheep clothes
  • Moonlight on the river

Tracklist

  1. My old man
  2. This old dog
  3. Baby you're out
  4. For the first time
  5. One another
  6. Still beating
  7. Sister
  8. Dreams from yesterday
  9. A wolf who wears sheep clothes
  10. One more love song
  11. On the level
  12. Moonlight on the river
  13. Watching him fade away

Gesamtspielzeit: 42:30 min.

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User Beitrag

The MACHINA of God

User und Moderator

Postings: 31659

Registriert seit 07.06.2013

2017-06-12 16:36:18 Uhr
Mal reinhören.

Loketrourak

Postings: 2234

Registriert seit 26.06.2013

2017-06-07 08:42:53 Uhr
Drückt es ganz gut aus.
Eine von den zwei LPs des Dopelvinyls am Stück reicht. Dann erstmal H09909 :-).

Gordon Fraser

Postings: 2537

Registriert seit 14.06.2013

2017-06-06 18:19:47 Uhr
Schrullig schön, auch die neuen Songs, auf Albumlänge bisher trotz der entspannten Atmosphäre zu anstrengend für mich.

Das stimmt schon irgendwie. Die Masche ist irgendwann ein bisschen ausgeleiert. "One More Love Song" und "One Another" halt. Und trotzdem ist er damit so viel erfolgreicher als z.B. Sean Nicholas Savage, der im Grunde genommen das gleiche macht.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2017-06-06 17:46:10 Uhr - Newsbeitrag
Mac DeMarco veröffentlicht neues Video zu "One Another" / Tourdaten

Mit "One Another" veröffentlicht Mac DeMarco ein neues Video von seinem hochgelobten dritten Album "This Old Dog". Im Video begegnet Mac - mit seinem typisch albernen Humor - dem Tod höchstpersönlich. In der entstehenden Freundschaft gibt es nur einen Haken: "Gucken, aber nicht anfassen"

Das Video kann man sich hier anschauen:


Pressestimmen "This Old Dog":
"Mit diesen Songs darf der Sommer gerne kommen." (Intro 05/17)

"Es ist das Feeling, dieser ganz spezielle Vibe, der die Musik von Mac DeMarco definiert und sie besser werden lässt als die der Konkurrenz." (Intro 05/17)

"Was ist ein perfekter Song? Wenn eine bestimmte Idee, ein Zustand, ein Gefühl in zweieinhalb Minuten Musik verwandelt werden. Der kanadische Sänger Mac DeMarco, 27, kann das. Er wundert sich morgens über sein Spiegelbild und macht aus diesem Gefühl den Song „My Old Man“, ein Lied darüber, den eigenen Vater in sich zu entdecken, und die lakonische Verwunderung, die damit einhergeht. Wunderbar." (Kultur Spiegel, 28.04.2017)

Loketrourak

Postings: 2234

Registriert seit 26.06.2013

2017-05-12 11:43:45 Uhr
Sehr schönes Album.
Zum kompletten Thread

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