The Suitcase Junket - Pile driver
Signature / H'Art
VÖ: 21.04.2017
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
Sperrmüllfest
Wenn im Frühling jeden Jahres unzählige junge Menschen ihr Studium abschließen, aus ihren Wohngemeinschaften ausziehen und jede Menge Krempel in den Müllbehältern der Städte versenken, bedeutet das in erster Linie zusätzliche Arbeit für die tapferen Mitarbeiter der Entsorgungsbetriebe. Für Matt Lorenz aka The Suitcase Junket hat dieses Phänomen allerdings eine ganz andere Bedeutung. Mit der jährlichen Entrümpelung der studentischen Quartiere beginnt für Lorenz ein Fest, das er selbst als Hippie-Weihnachten bezeichnet, und das er damit begeht, die Container und Sperrmüllberge nach Nützlichem und möglicherweise Verkäuflichem zu durchforsten. So begab es sich, dass er eine verschimmelte Akustikgitarre fand, diese restaurierte und, inspiriert vom rauen Klang der Klampfe, seine Ein-Mann-Band The Suitcase Junket ins Leben rief. Zusammen mit einem alten Koffer vom Flohmarkt als Bassdrum und anderem Equipment, dessen primäre Funktion ebenfalls nicht immer musikalischer Natur war, komplettierte der Tüftler aus Leverett in Massachusetts seine ungewöhnliche Backline und macht seitdem inmitten seiner Fundsachen das, was er selbst "Swamp-Yankee music" nennt.
Hinter diesem Begriff versteckt sich eine experimentelle Mischung, die zum größten Teil aus Blues, Folk, Indie und Garage-Rock besteht. Stellenweise sind auch Einflüsse aus Country und Bluegrass zu erkennen. Überhaupt scheint Lorenz keine Berührungsängste mit Musik jedweder Art zu haben: So bunt gemischt, wie seine eigene daherkommt, wird sofort klar, dass er sich ausgiebig mit verschiedensten Stilen beschäftigt hat und sich nicht auf eine Spielart festlegen will. Dass es Lorenz alleine ist, der hier mit allen verfügbaren Gliedmaßen sein Sammelsurium an Instrumenten bedient, erscheint besonders bei rockigen Tracks wie "Evangeline" oder "Beta star" unglaublich – wüsste man es nicht besser, könnte man meinen, hier bläst gerade eine ganze Band ihren Sound aus den Boxen. Mit "Busted gut" und "Ten rivers" finden sich auf "Pile driver" aber auch zwei eher zurückhaltende Stücke, die mit ihrem Picking in bester Singer-Songwriter-Attitüde reduziert und ohne Effekthascherei vorgetragen werden. Eine willkommene Abwechslung und Ruhepause von der meist vorherrschenden Euphorie.
Dreh- und Angelpunkt der Kompositionen auf "Pile driver" ist in der Regel die von Lorenz virtuos bediente Gitarre. Diese schafft die Basis der Songs und ist mit ihrem muffigen, dunklen, etwas unsauberen Klang ein Alleinstellungsmerkmal des Künstlers. Daneben stechen natürlich auch die Percussions hervor: Klingen sie in einem Moment wie ein Vintage-Schlagzeug, setzt Lorenz im nächsten exzessiv auf eher ungewöhnliche Drum-Sounds. Hier und da gesellen sich auch Piano, Streicher oder Synthesizer dazu, jedoch so zurückhaltend, dass sie nie ganze Aufmerksamkeit auf sich ziehen und Lorenz und seiner Gitarre stets genug Spielraum lassen. Dass es während der Songs an allen Enden knackt und scheppert, macht diese Musik dichter, atmosphärischer und lebhafter – und "Pile driver" zu etwas Besonderem.
Highlights
- Evangeline
- Mountain of mind
- Beta star
Tracklist
- The next act
- Jackie
- Evangeline
- What was I gonna say
- Seed your dreams
- Mountain of mind
- Busted gut
- Beta star
- Swamp chicken
- Ten rivers
- Why so brief
- Red flannel rose
Gesamtspielzeit: 36:41 min.
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- The Suitcase Junket - Pile driver (1 Beiträge / Letzter am 19.04.2017 - 20:58 Uhr)