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Boss Hog - Brood X

Boss Hog- Brood X

Bronze Rat / Soulfood
VÖ: 24.03.2017

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Mit Rückgrat

17 Jahre Pause – kein Ding, oder? The Avalanches ließen sich für "Wildflower" gerade mal eins weniger Zeit, The Jesus And Mary Chain kamen mit "Damage and joy" gar erst nach fast zwei Jahrzehnten aus der Suppenküche. Auch "Chinese democracy" ließ seinerzeit ziemlich lange auf sich warten, und es schmerzt immer noch ein wenig, dass das Ding tatsächlich irgendwann erschien und das voraussichtliche Veröffentlichungsdatum 2025 aus dem Plattentests.de-Newsletter verschwinden musste. Boss Hog gaben ihr Comeback genau genommen bereits 2016 mit der EP "Brood star" – doch ignorieren wir das einmal tapfer und konstatieren: Zwischen "Whiteout" von 2000 und "Brood X" liegen schlanke 14.000 Plattentests.de-Rezensionen. Wieviel das in Euro ist, möge bitte jeder selbst ausrechnen.

Geändert hat sich beim New Yorker Quintett personell wie musikalisch wenig bis nichts: Den Kern bilden nach wie vor Blues-Explosion-Frontmann Jon Spencer und seine Ehefrau Cristina Martinez, einst bereits Bandkollegen bei Pussy Galore. Bei Schlagzeugerin Hollis Queens handelt es sich außerdem um die bessere Hälfte von Spencers Mitmusiker Judah Bauer – auf "Brood X" ist die liebe Familie also wieder beziehungsweise immer noch vereint. Und offenbar der Ansicht, dass es ein lahmer Akt wäre, sich an in der Zwischenzeit aufgetauchten, vergleichbaren Bands wie The Kills, Yeah Yeah Yeahs und Gossip zu orientieren oder gar nochmals der süßen Pop-Verlockung des Hits "Get it while you wait" zu erliegen. Indie-Appeal raus, morsch knarzender Blues-Rock wieder rein, Garage statt Garbage – fertig ist die zugige Laube.

Und in der geht es schon mit "Billy" mächtig rund: Martinez kiekst und röhrt so feurig, als würde ihr die in frenetischen Hochtönen aufjaulende Gitarre tief ins Fleisch schneiden, trocken zutretende Drums und muskulöser Basslauf beharken sich in kantigem Nahkampf. Und das in solcher Geschwindigkeit, dass die frech aufploppenden Keyboard-Kleckse kaum mitkommen. Ein unwiderstehlich getriebener Auftakt, der nach all der Zeit wohl einfach raus musste. In der Folge drosseln Boss Hog zwar das Tempo, nicht jedoch die schwer atmende Energie ihrer Songs, die oft auf einem ähnlich rumpeligen HipHop-Rückgrat fußen wie Spencers Klassiker "Talk about the blues" – etwa das ächzende "Ground control", in dem das streitbaare Paar erstmals zum kratzbürstigen Vocal-Dialog ansetzt.

Es soll nicht der einzige bleiben: Im verbreakt-nuscheligen Shuffle "Rodeo chica" gräbt Spencer seine Angetraute sogar derart rollig an, als ginge es noch 25 Jahre später darum, Sonic Youths "Kool thing" rumzukriegen. Und kontert sie sein breitbeiniges "What's wrong baby?" mit einem verächtlichen "Everything!", tut das diesem kompakten Schwitzkasten von einem Album höchst unrecht. Vor allem, wenn das grob dazwischenhauende "Signal" oder "Formula X" mit säurehaltiger Orgel mehr oder weniger direkt an das "Whiteout"-Titelstück anknüpfen und auf engstem Raum zum Durchdrehen mit Punkrock, Groove und Funk laden. Erst zu den halluzinogenen Bubblegum-Reverbs von "Sunday routine" tut sich der sehnige Batzen allmählich die Ruhe an und klingt mit Zikaden-Geräuschen aus. Und nach 17 Jahren weiß man: Gut gealtert ist halb gewonnen.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Billy
  • Ground control
  • Signal
  • Formula X

Tracklist

  1. Billy
  2. Black eyes
  3. Ground control
  4. Shh shh shh
  5. Signal
  6. Rodeo chica
  7. Elevator
  8. Formula X
  9. Sunday routine
  10. 17

Gesamtspielzeit: 33:52 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Mallo
2017-08-08 15:16:06 Uhr
Habe mich jetzt erst an die Platte gewagt und finde sie toll!

noise

Postings: 1045

Registriert seit 15.06.2013

2017-04-22 11:17:46 Uhr
Hatte mir mehr versprochen. Für sich genommen kein schlechtes Album. Sind mir aber mittlerweile zu nah an den "Blues Explosion" dran.
Wahrscheinlich fällt auch meine Meinung so aus weil ich zur Zeit keine große Lust verspüre Jon Spencer zu hören.
Klaus Meinungen
2017-04-20 13:58:47 Uhr
Wo bleiben die Meinigungen? Vielleicht nicht grade weltbewegend, aber eigentlich doch ne recht lässige Band gewesen.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 28493

Registriert seit 08.01.2012

2017-04-19 20:54:26 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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