The Big Moon - Love in the 4th dimension

Caroline / Universal
VÖ: 07.04.2017
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10

Girls in the band
What happened to my lovely indie rock? Der Zustand des einstmals unschuldigen und knuffigen Vorzeige-Genres der Nullerjahre war in letzter Zeit nicht unbedingt besorgniserregend, aber vorbei schienen der Glanz, die große Euphorie und die Hymnen. Zum Jammern und Leiden ziehen die jungen Menschen mittlerweile in die Altbauwohnung hinauf. Das düstere Zeitalter der traurigen Barden, der Isolation und der Wut ist angebrochen. Wer jetzt noch mit einem breiten Grinsen summend in der U-Bahn sitzt, hat entweder sein Ausreiseformular nach Kanada richtig ausgefüllt oder ein veritables Alkoholproblem.
Und England? Ach, hör' doch auf. The Big Moon aus London könnten bestimmt gleich ein ganzes Album davon singen, wie es sich anfühlt, sich im Sog einer der gravierendsten politischen Veränderungen überhaupt zu befinden. Die vier Frauen haben aber keine Lust darauf, den Trend der Grimmigkeit fortzusetzen und liefern mit "Love in the 4th dimension" auch direkt einen Gegenentwurf. Erhöhtes Abstraktionsvermögen, wie der Albumtitel befürchten lässt, braucht man zum Glück nicht. The Big Moon haben innerhalb von nur 12 Tagen ein beachtliches Debüt hingelegt.
Irgendwo da, wo Palma Violets vor ein paar Jahren noch mal kurz etwas Feuer in den müden britischen Rock-Zirkus brachten, geht "Love in the 4th dimension" den Weg weiter. Die Gang-Attitüde besagter Band hatte Juliette Jackson so begeistert, dass sie gleich selber eine gründen wollte und das große Glück hatte, sofort passende Mitstreiterinnen zu finden. Feine Pop-Melodien haben die Engländer eh mit dem Tee aufgesogen, bei The Big Moon kommt aber noch ein Tröpfchen Grunge dazu – und die seelenverwandte Wolf-Alice-Sängerin im Produzentenstuhl.
"Silent movie Susie" ist ein typischer Song für das süß-saure (also doch!) Album, das immer dann den Krach-Regler nach oben schiebt, sobald man sich zu sehr von schunkeligem Takt und einprägsamem Chorus einlullen lässt. The Big Moon sind trotzdem zu smart, um sich schnell in die Schublade einer wütenden Rrriot-Girl-Band stecken zu lassen. Es sind viel mehr Songs über blöde Beziehungen oder den leicht schief neben der Realität verlaufenden Alltag, nie über das große Ganze. Jackson hat zudem die coolste Stimme seit Justine Frischmann von Elastica. Die Vermutung liegt nahe, dass die Vier einfach glücklich sind, in einer Band zu sein und ein Release zu haben. Wie geht es nun dem Indie-Rock? The Big Moon werden ihn nicht retten können, aber sie geben ihm wieder die richtige Attitüde, weg von müdem Selbstmitleid oder Selbstgefälligkeit mit zu hohem Testosteronspiegel. England brennt, aber dieses Mal auf die richtige Art.
Highlights
- Silent move Susie
- Pull the other one
- Formidable
Tracklist
- Sucker
- Pull the other one
- Cupid
- Formidable
- Bonfire
- The road
- Happy new year
- Silent movie Susie
- Love in the 4th dimension
- Zeds
- The end
- Hold this
Gesamtspielzeit: 40:21 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Tobi Tobsen |
2017-06-26 12:16:04 Uhr
Geniales Album! |
Gordon Fraser Postings: 2361 Registriert seit 14.06.2013 |
2017-06-19 12:10:31 Uhr
Keine The Long Blondes bei den Referenzen? Fast eine 1-zu-1-Kopie, finde ich. Das ist aber nichts schlechtes. |
KinK Postings: 1 Registriert seit 20.04.2017 |
2017-04-20 08:17:06 Uhr
Gut geschriebene Rezension, die auch in etwa mein Gefühl zu dieser Band einfängt. Das Album wird in jedem Fall ausgetestet. Gab schon 2015 ne Single mit diesem Song: https://www.youtube.com/watch?v=GQCY-7_SY6Y Die war groß. Ich hoffe auf mehr davon! |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 24605 Registriert seit 08.01.2012 |
2017-04-19 20:54:13 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.Meinungen? |
paranoidRob Programmierer Stefan Postings: 70 Registriert seit 20.10.2013 |
2017-04-17 10:57:40 Uhr
Gerade den Song "formidable" gehört. Interessante Band. |
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Referenzen
The Libertines; Honeyblood; Mystery Jets; Veruca Salt; Wolf Alice; Palma Violets; The Joy Formidable; Pete Doherty; The Dum Dum Girls; The Rifles; Blur; Elastica; Ezra Furman; Arctic Monkeys; Hotton Tennis Club; Estrons; The Vaccines; Anteros; Circa Waves; Viola Beach; Sundara Karma; The Cribs; Blaenavon; Declan McKenna; Marika Hackman; Pumarosa; Crystal Stilts; The Clash; Blossoms; The Enemy; Haley Bonar; Peace; The Donnas; Fronteers
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